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Scholz gibt Einblick in Putin-Telefonate: Per Sie mit dem Kremlchef

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Von: Andreas Apetz

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Olaf Scholz und Russlands Präsident Putin stehen in regelmäßigem Austausch. Nun erzählt der Bundeskanzler, wie die Telefonate mit dem Kreml-Chef ablaufen.

Berlin/Moskau – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Einblicke in seine Telefonate mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin gegeben. Beim Städtehaus-Treff der Rheinischen Post in Düsseldorf am Montagabend (20. März) sprach Scholz von regelmäßigen und intensiven Aussprachen mit dem Kreml-Chef: „Es sind lange Gespräche, manchmal eine Stunde, manchmal anderthalb Stunden.“ Seit Kriegsbeginn hatten Putin und Scholz mehrmals miteinander telefoniert. Ihr letztes Telefonat hätten die beiden Staatschefs im Dezember geführt.

Telefonat zwischen Scholz und Putin: „Wir siezen uns“

Am Telefon verhalte sich Putin stets höflich. „Wir siezen uns“, erzählte Scholz. Schon in der Vergangenheit betonte der Bundeskanzler den Umgangston des russischen Gesprächspartners: „Da schreit auf der anderen Seite des Telefons niemand rum“, verriet der SPD-Politiker im Anschluss an sein erstes Gespräch mit Putin nach Beginn des Ukraine-Kriegs. Sprachprobleme beim Austausch zwischen den beiden Politikern gebe es nicht. Da Putin bekanntermaßen gut Deutsch spricht, fänden die Gespräche „mal auf Deutsch, mal mit Übersetzung“ statt.

Wladimir Putin und Olaf Scholz auf einer gemeinsamen Pressekonferenz Anfang Februar 2022.
Wladimir Putin (l.) und Olaf Scholz auf einer gemeinsamen Pressekonferenz Anfang Februar 2022. (Archivfoto) © Kay Nietfeld/dpa

Beim Städtehaus-Treff in Düsseldorf, macht Scholz auch noch einmal deutlich, dass die eklatanten Meinungsverschiedenheiten zwischen Russland und dem Westen weiter fortbestehen. Annäherungen gäbe es von keiner Seite. In ihren Gesprächen mache Scholz Putin immer wieder klar, dass „Russland die alleinige Verantwortung für den Krieg hat“. Dies erklärte der Bundeskanzler in einem Interview mit der Bild-Zeitung.

Lobende Worte fand Scholz hingegen für den Zusammenhalt und die Solidarität der Nato. „Wir teilen eine gemeinsame politische Konzeption“, sagt Scholz über den US-Präsidenten Joe Biden beim Städtehaus-Treff der Rheinischen Post. Zudem zeige die Europäische Union mehr Gemeinsamkeit, als nach außen sichtbar werde.

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Scholz beharrt auf Telefonaten mit Putin: „Weil es nötig ist“

Für Telefonate zwischen Berlin und Moskau habe man eine geeignete Telefonschalte eingerichtet, sagte der Kanzler noch über die Besonderheiten der Gespräche zwischen ihm und Putin. „Es ist nicht so, dass ich SMS schicke und frage: Wollen wir wieder?“ Seine Gespräche mit Putin seien stets eingebettet in Gespräche mit Deutschlands Verbündeten und dabei kristallisiere sich heraus, wann ein Austausch anstehe.

Scholz selbst bezeichnete seine Gespräche mit dem Kreml-Chef immer wieder als notwendig. Anfang des Jahres betonte der Bundeskanzler beim Tagesspiegel, er werde weiterhin mit Putin telefoniere, „weil es nötig ist, dass miteinander gesprochen wird“. Auch wenn man sich momentan uneinig sei, ist es das Ziel den Moment zu erleben, „wo es möglich ist, herauszukommen aus der Situation. Und das geht nicht, wenn man nicht spricht“, so Scholz.

Kritiker halten Putin-Telefonate für „absolut sinnlos“

Die regelmäßigen Telefonate zwischen Scholz und Putin stoßen nicht überall auf Zuspruch. Nach dem letzten Gespräch der beiden Politiker warfen Militärexperten in einer Analyse des Telefonats Russland vor, den Westen zu manipulieren, damit diese „präventive Zugeständnisse“ machen, „um Russland an den Verhandlungstisch zu locken.“ Es habe sich außerdem gezeigt, dass kein wahres Interesse an Verhandlungen aufseiten Russlands bestünde.

Auch Polen bekundete bereits kurz nach Beginn der russischen Invasion, dass die Kommunikationsversuche zwischen Deutschland und Russland „absolut sinnlos“ seien. Die regelmäßigen Gespräche würden Kiew nicht helfen, sondern im Gegenteil: Mit den Telefonaten würde man Russland helfen und Putin neue Glaubwürdigkeit schenken. (aa/dpa)

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