Putin offenbar peinlich blamiert: Soldatenmütter sind regierungstreue Beamtinnen
Russlands Präsident traf sich mit Müttern von Soldaten, die in der Ukraine sind. Einem Bericht zufolge soll es sich bei den Frauen um Politikerinnen und Beamtinnen handeln.
München/Nowo-Ogarjowo – Wenn Putin eins kann, dann ist es, sich und seine Belange zu inszenieren. Am Freitag hatte sich der russische Präsident mit Müttern von Soldaten getroffen, die für ihn im Ukraine-Krieg kämpfen. Er zeigte sich gegenüber den Müttern, die von ihren Kindern sprachen, einfühlsam und verständnisvoll. Ein Bericht lässt das Treffen jedoch in ein anderes Licht rücken. Denn die Frauen, die an dem Treffen teilgenommen haben, sollen Politikerinnen und Beamtinnen sein.
Ukraine-Krieg: Putins Soldatenmütter sind regierungstreue Beamtinnen
Passend zum Muttertag in Russland, der am letzten Sonntag im November gefeiert wird, traf sich Wladimir Putin mit Müttern von Soldaten. Insgesamt sollen 17 Frauen aus den unterschiedlichsten Gebieten in Russland an dem Treffen teilgenommen haben, wie die russische Staatsagentur Tass berichtete. „Ich möchte, dass Sie wissen, dass wir diesen Schmerz mit Ihnen teilen. Und natürlich werden wir unser Bestes tun, damit Sie sich nicht vergessen fühlen und die Unterstützung spüren“, sagte Putin bei dem Gespräch.

Die russische Regierungsseite veröffentlichte nach dem Treffen Bilder und Inhalte der Gespräche. Putin beschrieb die Soldaten als „wahre Helden“. Außerdem habe er mit den Soldaten in den Kriegsgebieten telefoniert, wie er bei der Unterhaltung mit den Müttern erzählte. Ob es sich tatsächlich nur um Mütter von Soldaten handelt, wird nach einem Bericht des Mediums „Mozhem Objasnit“ angezweifelt.
Putin trifft sich mit Soldatenmüttern – darunter Regisseurin und Politikerin
Das Medium konnte sieben der 17 Frauen identifizieren. Die Frau zu Putins Linken ist laut dem Bericht Olesya Shigina. Sie ist Regisseurin und dreht orthodoxe, patriotische Filme. Die Frau mit dem Kopftuch, die rechts von Putin sitzt, ist laut Bericht Sharadat Aguewa, eine Vertreterin der tschetschenischen „Aristokratie“. Ihre beiden Söhne sollen in der Ukraine kämpfen.

Bei den anderen Frauen handelt es sich um Olga Beltseva, eine Moskauer Beamtin und Stellvertreterin der Kreml-Partei „Einheitliches Russland“. An dem Gespräch soll auch Julia Belekhova, teilgenommen haben. Sie ist Leiterin des Exekutivkomitees der Region Moskau der Bewegung „Gesamtrussische Volksfront“ (ONF). Auch ein Mitglied der Volkskammer der Großstadt Orechowo-Sujewo sowie eine ehemalige innenpolitische Beraterin des Oberhauptes der südlich gelegenen russischen Republik Chakassien sollen an dem Treffen teilgenommen haben.
Laut dem Bericht war auch Irina Tas-ool, Leiterin der Abteilung für Familie, Jugend und Sport in der Verwaltung des Bezirks Kaa-Khem der Republik Tuwa bei dem Gespräch dabei. Eine weitere Frau ist ein Mitglied der öffentlichen Kammer der von Moskau etwa 90 Kilometer östlich gelegene Stadt Orechowo-Sujewo. Ob die anderen Teilnehmerinnen auch Beamtinnen waren, ist noch unklar.
Putin warnt Soldatenmütter vor „Fake News“
Die Menschenrechtsorganisation „Soldatenmütter“, die Bestandteil der russischen Opposition sind, nahmen nicht an dem Treffen teil. Im März hatte die Organisation Putin um eine Feuerpause gebeten, um die Leichnamen der Gefallenen mit der ukrainischen Seite auszutauschen.
Putin sprach mit den Frauen auch über falsche Meldungen, die im Internet kursieren. „Es gibt jede Menge Fake News, Betrug und Lügen. Es gibt viele Informationsangriffe. Das war schon immer so, aber mit dem Aufkommen moderner Technologien ist dies besonders relevant und effektiv geworden“, so Putin. Auch wenn er wahrscheinlich westliche Medien meinte, beschreibt er damit ziemlich genau die russische Propaganda. (vk)