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Widerstand gegen Putin in Russland? Experten sehen erste Anzeichen – wegen heikler Armee-Strategie

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Von: Stephanie Munk

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Bei der Militärparade in Moskau im Mai 2022: Verteidigungsminister Sergei Schoigu (l.), Präsident Wladimir Putin (M.) und Premierminister Dmitry Medwedew.
Bei der Militärparade in Moskau im Mai 2022: Verteidigungsminister Sergei Schoigu (l.), Präsident Wladimir Putin (M.) und Premierminister Dmitry Medwedew. © IMAGO/ITAR-TASS

Unter dem Ukraine-Krieg leiden Millionen Menschen. Auch russische Soldaten, die an der Front kämpfen müssen. Putin verteilt die Lasten dabei wohl ungerecht - und riskiert dadurch ethnische Unruhen.

Moskau - Krieg ist, wenn Unschuldige in die Hölle müssen, lautet ein Spruch. Das gilt zuallererst für die Menschen in der Ukraine, die getötet oder verletzt werden, ihre Angehörigen und Häuser verlieren oder fliehen müssen.

Es gilt aber auch für die vielen russischen Männer, die von ihrer Regierung an die Front geschickt werden, um für die Sache zu kämpfen, die sich Machthaber Wladimir Putin in den Kopf gesetzt hat: Die Eroberung der Ukraine - oder zumindest von Teilen von ihr.

Putin vermeidet Generalmobilmachug - wohl zulasten ethnischer Minderheiten

Laut einem Bericht der US-Organisation „Institute for the Study of War“ (ISW) erfolgt die Rekrutierung der russischen Männer für den Ukraine-Krieg scheinbar nicht gleichmäßig über das ganze Land. Putin verfolge dagegen eine Taktik, die über kurz oder lang zu Unruhen von ethnischen Minderheiten im Land führen könnte. Denn: Diese müssten die Last des Krieges überproportional tragen, schreibt das Institut in einer aktuellen Analyse.

Putin wolle offenbar die breite russische Bevölkerung vor den direkten Folgen des Krieges schützen, heißt es, und vermeide deshalb eine generelle Mobilmachung. Stattdessen entstünden in Russland immer mehr regional basierte Bataillons, die sich aus Angehörigen bestimmter Minderheiten zusammensetzen, schreiben die Experten.

Viele dieser Bataillons würden mittlerweile in der Ukraine kämpfen. Sie bestünden oft aus Soldaten bestimmter autonomer Teilrepubliken Russlands, wie Südossetien, Tschetschenien oder Tuwa, einer zur Russischen Föderation gehörenden autonomen Republik in Sibirien. Auch die ethnischen Minderheiten der Baschkiren und Tataren oder das türkischstämmige Volk der Tschuwaschen würden sich zu eigenen Bataillons formieren.

Ethnische Minderheiten als Opfer des Krieges - es formiert sich offenbar Widerstand

Dass dieses Vorgehen innerhalb der ethnischen Gruppen auf Widerstand stößt, entnimmt das „Institute for the Study of War“ einem Bericht, den der russische Blogger Rybar am Montag, 18. Juli, via Telegram verbreitet haben soll. Demnach formiere sich in der autonomen Teilrepublik Tuwa in Sibirien eine Anti-Kriegs-Bewegung. Die Kriegsgegner, bestehend aus der Minderheit der Tuwaren, würden Anti-Kriegs-Materialien verbreiten und angeblich die Unzufriedenheit der Minderheit mit dem russischen Regime anstacheln. Auch in der autonomen russischen Republik Burjatien scheint sich eine solche Bewegung bereits formiert zu haben, heißt es in dem Bericht des ISW.

Putins Taktik, seine Soldaten vor allem aus ethnischen Minderheiten zu rekrutieren anstatt auf eine generelle Mobilmachung zu setzen, könnte also zu Unruhen innerhalb Russlands führen, folgern die Experten. In den ethnischen Enklaven Russlands sei jedenfalls mit steigendem Widerstand zu rechnen.

Derweil lässt Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew kein gutes Haar am Westen – EU und USA seien „politisch impotent“. (smu)

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