Kühnert als Problem? ZDF-Chef-Anwärterin rechtfertigt sich in Interview - mit Maaßen

ARD-Journalistin Tina Hassel will ZDF-Intendantin werden - und rechtfertigt sich in einem Interview auf bemerkenswerte Weise für einen prominenten Follower: SPD-Vize Kevin Kühnert.
Berlin - Das ZDF bekommt einen neuen Intendanten - oder eine neue Intendantin. Anfang 2022 gibt Thomas Bellut das Amt definitiv ab und als mögliche Nachfolgerin ist die ARD-Journalistin Tina Hassel im Rennen. Bewerber und Bewerberinnen für einen hohen Posten im öffentlich-rechtlichen Bereich müssen sich schon einmal bohrende Fragen gefallen lassen. Doch eine Passage in einem Interview des Tagesspiegel mit der erfahrenen TV-Frau sorgt nun für Stirnrunzeln. Auch bei einem indirekt Betroffenen.
SPD-Vize Kevin Kühnert teilte am Dienstagabend (22. Juni) einen Ausschnitt aus dem Gespräch auf Twitter. „Kevin Kühnert liest gelegentlich sogar den Tagesspiegel. Hoffentlich muss sich dafür niemand aus der Redaktion rechtfertigen“, erklärte er. Und lieferte die Begründung gleich mit - genau das habe Hassel tun müssen, meinte Kühnert: Sich dafür rechtfertigen, dass er ihr auf Twitter folgt.
Kühnert Anlass für Rechtfertigung? ARD-Hauptstadtstudio-Chefin verweist auf Maaßen
Was war passiert? Hassel hatte auf Nachfrage ihre Followerzahl auf dem Kurznachrichtendienst auf gut 50.000 beziffert. In der Folge war sie damit konfrontiert worden, dass sich auch der bekannte SPD-Politiker unter ihren Abonnenten befindet. Hassel reagierte defensiv - und führte zu ihrer Verteidigung den umstrittenen CDU-Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen an: „Und viele viele andere. Herr Maaßen folgt mir auch. Sie suchen sich ihre Follower ja nicht aus.“
Für Kühnert offenbar ein irritierender Vorgang - wie auch für einige seiner Follower. „Der Maaßen gleicht den Kühnert aus“, scherzte einer der Kommentatoren. Der Post des SPD-Vizes erhielt binnen kurzer Zeit mehrere hundert Likes.
Grünen-Vorwürfe: ZDF-Bewerberin Hassel weist alte Kritik zurück - „würde ich nicht nochmal so absetzen“
Die Passage des Gesprächs stand allerdings in einem größeren Kontext: Hassel war auf einen Tweet aus dem Jahr 2018 angesprochen worden. Damals hatte sie nach einem Grünen-Parteitag der frisch gekürten Doppelspitze aus Robert Habeck und Annalena Baerbock indirekt „Aufbruchsstimmung“ und ein „frisches Auftreten“ attestiert. Die TV-Journalistin musste sich daraufhin Vorwürfe mangelnder Distanz gefallen lassen.
Hassel nahm auch dazu noch einmal Stellung. „Auf so einem Parteitag ist eine besondere Atmosphäre, da lässt man sich mal hinreißen“, erklärte sie. „Ich breche mir aber überhaupt keinen Zacken aus der Krone, wenn ich sage, ich würde diesen Tweet ganz bestimmt nicht noch mal so absetzen. Ich habe danach eine ganz klare Twitter-Etikette fürs ganze Hauptstadtstudio eingeführt“, fügte die seit 2015 amtierende Leiterin des besagten ARD-Hauptstadtstudios hinzu.
Zugleich wies Hassel weitere Vorwürfe zurück: „Dass ein Tweet aus 2018 immer noch hoch gebracht wird, zeigt doch, dass danach anscheinend nicht viel zu finden ist.“ Als Beleg sollte dabei wohl auch noch einmal die Breite des Spektrums ihrer Follower dienen - von Kühnert bis Maaßen. Der Ex-Juso-Chef folgt übrigens gut 2.000 Accounts - darunter neben Hassel auch eine recht diverse Auswahl an Berufskollegen von Dunya Hayali (ZDF) über Nikolaus Blome (RTL) und Paul Ronzheimer (Bild) bis zu Robin Alexander (Welt) oder dem Talk „Maybrit Illner“.
Als „rote Kandidatin“ in Abgrenzung einem „schwarzen“ Gegenbewerber Robin Himmler wollte sich Hassel im Werben um die ZDF-Intendanz ebenfalls explizit nicht verstanden wissen. „Es gibt beim ZDF nun mal nur zwei Freundeskreise. Der eine ist angeblich schwarz, der andere angeblich rot“, sagte sie. „Ich würde Herrn Himmler nie unterstellen, dass er schwarz gepusht ist und erbitte für mich zu akzeptieren, dass ich nicht rot gepusht bin. Gewählt wird von selbstbewussten Fernsehräten.“ (fn)