Kommentar: Kanzlerin Merkel sitzt bei der Hymne - Bilder, die Unsicherheit vermitteln

Viele machen sich mittlerweile große Sorgen angesichts der Zitteranfälle der Kanzlerin. Mit Beschwichtigungen ist es nicht mehr getan. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis, Chefredakteur des Münchner Merkur.
Die Koalition wankt, die Kanzlerin zittert am ganzen Leib und muss sich setzen, um die Kontrolle über ihren Körper zurückzugewinnen: Es sind Sinnbilder einer zu Ende gehenden Ära, die aus Berlin in die Wohnzimmer der Bundesbürger und in die ganze Welt gehen und dort für teils aufgeregte Diskussionen sorgen. Sie vermitteln nicht Stärke, sondern Unsicherheit, und sie verbinden sich auf unheilkündende Weise mit der Vorahnung eines bevorstehenden politischen und wirtschaftlichen Umbruchs, der nichts und niemanden unberührt lässt.
Nach Zitteranfällen: Zweifel, ob Kanzlerin Merkel den Belastungen noch gewachsen ist

In Deutschland ist es gute Tradition, dass auch in der Politik Privates privat bleiben darf und dass die Medien die unsichtbare Grenzlinie zwischen Amt und persönlicher Lebensführung respektieren. Doch wirft der Gesundheitszustand der Bundeskanzlerin Fragen auf, die weit über das Private hinausgehen und letztlich in dem Zweifel münden, inwieweit Angela Merkel den enormen Belastungen ihres Amtes noch gewachsen ist.
Man weiß, wie sehr es dieser Kanzlerin mit ihrer preußischen Dienstauffassung zuwider ist, ihr Innerstes nach außen zu kehren oder gar der Öffentlichkeit Rechenschaft abzulegen über Dinge, die zuerst sie selbst beschäftigen. Das gehört zur angenehm unprätentiösen Art ihrer Amtsführung.
Dritter Zitteranfall: Die Bundeskanzlerin ist eine öffentliche Person
Und doch ist es mit Beschwichtigungen, es gehe ihr gut und man solle sich keine Sorgen um sie machen, spätestens jetzt nicht mehr getan. Die Bundeskanzlerin ist eine öffentliche Person – und viel zu sehr Profi, um das nicht zu wissen.
Außerdem: Angela Merkel ist nach China gereist. Beim Empfang saß die Kanzlerin. Doch schon kurz darauf gab es Aufsehen über eine Entscheidung der chinesischen Gastgeber.
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