Coronavirus besiegt? Urlauber pilgern massenweise auf „Virus-freie“ Insel

Auf Sansibar spielt die Corona-Pandemie schon seit einiger Zeit keine Rolle mehr – was zahlreiche Urlauber auf die Insel zieht. Aber ist die Insel wirklich Corona-frei?
Am Strand entlangschlendern, das türkise Meer genießen und sich keine Sorgen um Corona machen – auf der tansanischen Insel Sansibar* ist dieser Traum bereits Realität. Der Präsident John Magafuli erklärte die Pandemie im Juni 2020 von einem Tag auf den anderen für beendet: „Wir haben gebetet und gefastet“, sagte er laut mehreren Medienberichten. „Gott hat uns erhört.“ Das Urlaubsparadies sieht sich selbst als „Corona-frei“ – was wohl vor allem auch daran liegt, dass schon seit Monaten keine Covid-19-Tests mehr durchgeführt werden. Touristen dürfen ohne Einschränkungen einreisen, lediglich eine Temperaturmessung wird am Flughafen durchgeführt. Zu einer Test- oder Quarantänepflicht führt dies in der Regel aber nicht.
Sansibar in Corona-freier „Parallelwelt“: Kein Abstand, keine Masken
Dass Tansania also tatsächlich Corona-frei ist, scheint mehr als fraglich. Vor allem da im Nachbarstaat Kenia bereits über 100.000 Personen infiziert sind, wie die Neue Züricher Zeitung (NZZ) berichtet. Auf Sansibar blendet man das aber vollkommen aus: „Alles ist wie in der alten wunderbaren Welt“, soll eine Unterkunft im Norden Sansibars laut NZZ schreiben. „Willkommen im Paradies!“ Eine Urlauberin, die erst vor kurzem von der Insel zurückkehrte, spricht von einer „völligen Parallelwelt“. Niemand würde sich an irgendwelche Regeln halten. Ein Journalist soll nach seinem letzten Aufenthalt erklärt haben: „Die meisten auf der Insel klammern das total aus – Einheimische wie Touristen.“ Masken seien auf der Insel kaum zu sehen, Partys und Fußballspiele fänden aber ganz normal statt. Restaurants seien ebenfalls voll.
Reisen ohne Corona-Einschränkungen: Urlauber kommen in Massen nach Sansibar
Dieser lockere Umgang mit der Corona-Pandemie sorgte erst kürzlich für Entsetzen bei der Bewertungsfirma Skytrax, die sich den Flughafen von Sansibar genauer angeschaut hat: „Wir sind schockiert über die schlechten Gesundheits- und Sicherheitsstandards am Abeid Amani Karume International Airport“, sagte Chef Edward Plaisted laut aerotelegraph.com. „Unsere Teams haben in den vergangenen acht Monaten Covid-19-Prüfungen an Flughäfen in vielen Teilen der Welt durchgeführt, und dieser Flughafen ist schlimmer, als wir es uns je hätten vorstellen können.“ Corona-Sicherheitsprotokolle seien schlicht nicht vorhanden.
Hinweise zu Handhygiene, Abstandregeln oder dem Tragen von Masken gibt es nicht. Ebenso wenig könne man am Flughafen einen Mundschutz erwerben. Laut Skytrax gebe es nur wenige Spender mit Desinfektionsmitteln. Aufgrund der Masse an Passagieren sei es zudem kaum möglich, Abstand zu halten. Denn die Tatsache, dass die Corona-Pandemie auf Sansibar keine Rolle mehr spielt, scheint sich bei Reisefreudigen herumgesprochen zu haben.
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Besonders osteuropäische und russische Pauschalurlauber soll es dieser Tage en masse auf die ostafrikanische Insel ziehen. Allein aus der Ukraine und Russland würden laut NZZ an manchen Tagen fünf Charter-Maschinen auf Sansibar landen. Das Kiwenga Beach Resort bestätigte auf Anfrage der Schweizer Tageszeitung, dass das Geschäft gut laufe. Dem Bericht zufolge soll die Zahl der Touristen auf Sansibar in den letzten zwei Monaten ungefähr wieder auf Vorjahresniveau gelegen haben. (fk) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.
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