So viele Berlins gibt es auf der Erde

Berlin - Eine aufwendige Doku zeigt, wie anders es in Berlin sein kann als in der deutschen Hauptstadt. Eine Reise von Papua-Neuguinea bis Bolivien.
In Berlin gibt es zehn Menschen und tausend Lamas. In Berlin dürfen Männer mehrere Frauen haben. In Berlin leben die Amish mit Pferdekutschen und ohne Strom. Berlin, das ist nicht nur die deutsche Hauptstadt. Wohl mehr als hundert Namensvetter sind auf der Welt verstreut. Für das Doku-Projekt „Worldwide Berlin“ reisten Filmemacher rund um den Globus, um die Menschen in ihrem Alltag zu begleiten. Beim Zähneputzen, Fische fangen, Goldschürfen, im Taxi, beim Kochen und mit Freunden.
Die Berlin-Weltreise ist am 6. Januar im RBB-Fernsehen zu sehen. Die Deutsche Welle plant ab 10. Januar eine Reihe in vier Teilen. Es ist Stoff für Erdkundelehrer, Berliner weltweit und vor allem für Dokufans. Das Projekt erinnert an „24h Berlin“ über einen Tag in der Hauptstadt, aber schaut weit über den Tellerrand.
Im Internet werden elf Berlins vorgestellt - von Südafrika bis Berlinchen in Brandenburg. Dazu werden Fotos und Infos von den vielen anderen Berlinern weltweit gesammelt. Die dreistündige TV-Reise zeigt einen Tag in sieben Orten auf fünf Kontinenten. Es geht nach El Salvador und Bolivien, ins afrikanische Guinea (vor der Ebola-Epidemie), zum Pazifik-Idyll von Papua-Neuguinea, ins amerikanische Ohio und ins eisige Russland.
Die Etappen beginnen jeweils in Deutschland, sie begleiten dort Müllmann Uwe Münke und Taxifahrer Alex Lohse. Ein kleiner Doppeldecker düst in einer Animation um den Globus und durch die Zeitzonen. Dazu werden Zeitraffer-Aufnahmen eingestreut, gerade ein beliebtes filmisches Mittel. Zwei Jahre Arbeit stecken nach Angaben der Produktionsfirma in dem Crossmedia-Projekt.
Wie lebt es sich in fremden Welten? Es ist ein Format für alltagspoetische Momente und ruhiges Erzählen. Ein russischer Busfahrer beim Eisangeln: „Man sitzt hier, man unterhält sich. Das hält gesund.“ Später geht es um Pelmeni: Ob die Teigtaschen zu salzig geraten? In El Salvador träumt die junge Rocio Romero davon, „Miss Berlin“ zu werden. Die Stadt wirkt lebendig, aber viele Bewohner suchen ihr Glück in den USA.
In der Einsamkeit Boliviens hüten die Menschen in 4000 Meter Höhe Lamas, aus denen Wolle gewonnen wird. Achtung, wenn die Tiere die Ohren nach hinten klappen: Dann haben sie schlechte Laune, wie ein Bewohner erklärt. Den Namen soll das Dörfchen angeblich bekommen haben, weil ein Berliner Radfahrer dort 1949 eine Panne hatte.
In den USA gibt es viele Berlins, was mit den deutschen Einwanderern zusammenhängt. In Ohio führt Jo Ann Hershberger ihren Christmas Shop vor, wo die Weihnachtsbäume in der Deko fast versinken. Ein Stück der echten Berliner Mauer besitzt sie auch. Im gleichen Ort lebt Wayne Miller, der sich an die strengen Regeln der Amish-Glaubensgemeinschaft hält. Er zeigt, dass seine Kutsche moderne Blinker hat.
In Guinea findet es eine Berlinerin schwierig, dass Männer mehr als eine Frau haben dürfen. „Wenn er eine neue Zweitfrau hat, ist es, als ob sich die erste Frau mit frischem Mist eingerieben hätte.“ In der Nähe des westafrikanischen Dorfes wurde angeblich Gold gefunden. Mit bloßen Händen graben die Männer in der abenteuerlich aussehenden Mine nach einem Klumpen Glück. Dorflehrer Marifal Cissé fragt seine Schüler, wer einmal ins deutsche Berlin möchte. Da reißen die Kinder die Hände hoch.
dpa