Auf einer Wellenlänge

Die Erinnerungen an den Sommer verblassen. Aber die Familie unseres Autors ist gedanklich immer noch am Strand – und daran ist Fuerteventura schuld, die Insel der perfekten Welle.
Auf der sind Klaus und Susanne (41), Oskar (7) und Marlene Heydenreich (4) zu Surfern geworden.

Andy und Cristiano stehen am Strand, zeigen ihr breitestes Grinsen: „Yeahh, cool Junge, das ist es!“ Oskar rauscht auf sie zu, klatscht ab. Stolz, zufrieden – und so motiviert, dass er gleich wieder in den brechenden Wellen verschwindet und sich auf den Weg ins Wasser macht. Das Surfbrett in den zitternden Armen, auf wackligen Knien, aber aufhören kommt nicht in Frage. Wer das erste Mal auf dem Surfbrett steht, der ist so was von glücklich, dass er alles andere vergessen kann. Sogar den eigenen, ziemlich fiesen Muskelkater, und den gibt es auch bei ziemlich kleinen Männern…
Der (wohlige!) Schmerz steht bei diesem Sport unweigerlich vor dem Erfolgserlebnis, und weil das vor allem Surflehrer wissen, können Andy und Cristiano auch anders. „Paddeln! Liegestütz! Und aufstehen!“, rufen sie Oskars Mutter Susi zu, und weiter: „Tiiief in die Knie gehen, beide Arme vor!“ Auch sie hält sich an die Anweisungen, immer wieder, immer weiter, auch wenn die Arme langsam zittrig werden.

Dieses spezielle Fitnessprogramm klingt vielleicht nicht nach Urlaub, ist aber die beste Erholung überhaupt. Zumindest dann, wenn abends langsam die Spannung aus den Muskeln weicht. Wenn die Kinder platt ins Bett fallen und einem noch mit letzter Kraft ins Ohr flüstern: „Papa, morgen nehm ich die allergrößte Welle und fahr dann auch eine Kurve!“ Dann setzen sich die Eltern auf die Terrasse, hören dem Wind in den Palmen zu und freuen sich auf den nächsten gemeinsamen Tag mit den Kleinen in den Wellen.
Denn das ist das Spezielle an den Surfkursen bei Freshsurf auf Fuerteventura: Es sind Familienkurse, alle zusammen lernen, alle zusammen werden zu Wassermenschen, die abends ziemlich schwach aber glücklich in den Seilen hängen. Und alle, egal welches Alter, werden gut betreut, schließlich ist auch das bei aller Lockerheit und Coolness wichtig: Hier wird keiner ins sprichwörtliche kalte Wasser geworfen. Das Team besteht aus geprüften Surflehrern, gecoacht wird auch in Deutsch (Andy zum Beispiel ist gebürtiger Grieche, spricht aber neben Deutsch auch Spanisch und Englisch), auch Theorie steht auf dem Stundenplan.

Vor der ersten Stunde im Wasser ist Büffeln angesagt – aber natürlich in verträglichen Umfängen. Nach einer Stunde, die mit Videos richtig Lust auf Meer macht, springen dann alle in den Surfbus, ab zum Wellen checken. Das übernehmen die Lehrer, und dort, wo die Brecher ideal sind, startet der Kurs, dann geht’s los. Wie gesagt: Paddeln, aufstehen, immer wieder – surfen ist brutal anstrengend, aber auch wahnsinnig befriedigend. Das Gefühl, von der Energie des Wassers getragen zu werden, erfasst eigentlich jeden, der es einmal erlebt hat, auch die ganz Kleinen. Und wie klein dürfen sie sein? Freshsurf nimmt in der Regel Kinder ab acht Jahren auf, die aber natürlich gut schwimmen können müssen.
In unserem Fall heißt das: Wir kommen wieder, denn neben Mutter und Sohn, will auch die Tochter aufs Brett sobald sie darf. Und zwar mit Andy und Cristiano – die Privatstunden beim Papa reichen ihr nicht mehr…
Doch das Gefühl, unbedingt wieder nach Fuerte zu müssen, hat Marlene nicht exklusiv, schließlich gibt es neben den Surfkursen noch mehr zu entdecken. Klar, den Süden mit den langen, goldenen Sandstränden und den Hotelanlagen kennen viele – aber Fuerte ist für uns vor allem der herbe Norden mit seiner wilden Küste zwischen Corralejo und El Cotillo.

Genau das ist unser Geheimtipp: El Cotillo, das kleine Nest im äußersten Nordwesten der staubigen Insel. Was ein wenig unwirtlich klingt, hat tatsächlich was vom „Wilden Westen“: Nur die Hauptstraßen sind geteert, zu den Stränden führen Sandpisten. Aber unwirtlich sagen nur die einen – traumhaft die anderen. Die Lage hat schließlich ihre Vorteile: Die endlos langen Strände im Süden von El Cotillo sind nie überlaufen, hier findet jeder ein Plätzchen nach seinem Geschmack, jeder findet Wellen nach seinem Geschmack. Wer ausnahmsweise keine Wellen mag, steuert die Lagunen im Norden des Dorfs an – ideal zum Planschen und Schnorcheln. Und abends treffen sich alle wieder im Ort in den kleinen Restaurants, Kneipen und Bars. Da sieht man sie dann zufrieden sitzen, die vielen Surfer, die den Northshore so lieben. Alle schauen sie zufrieden drein, und manche auch sehr müde – das sind dann meist die nicht weniger glücklichen Kollegen vom Surfkurs…
Heydenreich
Die Reise-Infos zu Fuerteventura
REISEZIEL Fuerteventura ist nach Teneriffa mit 1660 Quadratkilometern die zweitgrößte Insel der Kanaren. Sie ist ein ideales Ziel für Winterflüchtlinge. Die Wassertemperatur fällt selbst im Dezember selten unter 20 Grad. Auch im Winter herrschen frühlingshafte Temperaturen.
ANREISE Flüge nach Puerto del Rosario gibt es im Winter von München aus ab 200 Euro. Vom Flughafen sind es bis El Cotillo 40 Kilometer. Es gibt einen Linienbus und einen Shuttleservice für Surfschüler.
SURFSAISON Die Sommermonate sind windiger, dafür sind die kleineren Wellen ideal für Surf-Einsteiger. Im Winter kommen die großen Wellen. Ein guter Kompromiss für Anfänger sind Herbst und Frühjahr.
WOHNEN Ideal für Surfschüler sind die Unterkünfte von Freshsurf: Saubere Apartements in Strandnähe, oder gleich das Surfhouse, wo man mit Gleichgesinnten wohnt, Barbecue und Koch inklusive. Für Familien gibt es größere Apartements mit zwei Schlafzimmern und eigener Küche. Alle Apartements sind in Fußweite zum Ortskern am alten Hafen, wo die meisten Restaurants liegen.
PREISBEISPIEL Ein Vier-Personen-Apartment mit fünf Tagen Surfkurs und Flughafentransfer kostet pro Woche pro Person 328,75 Euro.
BUCHUNG über das Freshsurf-Camp unter Tel. 0034/608286449. Weitere Infos im Internet unter www.freshsurf.de.