Lufthansa will Italiens Staats-Airline ITA kaufen: Mehrwert oder mehr Chaos für Kunden?
Deutschlands größte Airline Lufthansa steht kurz davor, den italienischen Konkurrenten ITA zu schlucken. Für Flugreisende bedeutet das einige Vor- und Nachteile.
Bislang war es vor allem ein Thema für Experten der Luftfahrt-Branche: Lufthansa will ITA übernehmen, den Nachfolger der italienischen Staats-Airline Alitalia. Die Verhandlungen sind weit fortgeschritten, eine Vertragsunterzeichnung offenbar nur noch eine Frage der Zeit. Lufthansa verspricht sich davon eine Ausweitung ihres Streckennetzes und eine bessere Auslastung der Flugzeuge – sprich höhere Gewinne.
Lufthansa kauft Italiens Staats-Airline ITA: Mehrwert oder mehr Chaos für Kunden?

Doch sobald die Übernahme perfekt ist, betrifft sie auch Passagiere, die im Streckennetz von Lufthansa, ITA oder einem anderen Partner des Verbundes Star Alliance unterwegs sind – oder nach passenden Flügen für ihre Reise suchen. Doch was genau wird sich für Kunden ändern?
Lufthansa kauft Italiens Staats-Airline ITA: Die erwarteten Vor- und Nachteile für Passagiere
Schon jetzt ist abzusehen, dass es für Flugreisende sowohl Vor- und Nachteile des Lufthansa-ITA-Deals geben wird.
Das sind die Vorteile:
- Bessere Verbindungen: Deutsche, die in eine italienische Stadt fliegen wollen (oder umgekehrt), oder über Italien nach Südamerika, werden beim Umsteigen wohl aufeinander abgestimmte Flugzeiten vorfinden: beispielsweise über München oder Rom, das wohl zu einem neuen LH-Hub ausgebaut wird.
- Mehr Direktflüge: Wahrscheinlich wird es mehr Non-Stop-Verbindungen zwischen deutschen und italienischen Städten geben, die eben nicht Frankfurt, München oder Rom heißen.
- Preiswerte Flüge nach Südamerika: Traditionell bietet ITA viele Verbindungen nach Brasilien, Argentinien und anderen südamerikanischen Ländern an. Werden diese besser ausgelastet und effizienter bedient, könnte das Gespann Lufthansa/ITA dort den Preiskampf gegen Billig-Airlines aufnehmen.
- Höhere Planungs-Sicherheit für Flüge von und nach Italien: Brechen Lufthansa-Flüge gen Süden wegen Streik oder technischer Probleme weg, gibt es höhere Chancen auf einen Ersatzflug mit ITA – und umgekehrt.
- Mehr Meilen für Sammler: Auch für ITA-Flügen erhalten Teilnehmer des Miles&More-Programms der Lufthansa wohl bald Meilen, oder können mit damit ITA-Flüge bezahlen.
Andererseits sind diese Nachteile und Probleme zu erwarten:
- Mehr Chaos beim Buchen: Der Lufthansa-Konzern verzettelt sich mit seinen zahlreichen Töchtern und Marken, die Kunden teilweise kaum noch unterscheiden können. Beispiel Eurowings und Eurowings Discover: Erstere ist eine Billig-Airline mit wenig Service, zweitere eine gepflegte Ferienfluglinie, die Lufthansa selber managt, und die zahlungskräftigen Fernziel-Passagieren sogar eine vollwertige Business-Class mit echten Liegesitzen bietet. Doch mancher Passagier findet sich etwa in München im falschen Terminal wieder, weil er die Namen verwechselt. Eine weitere Airline verringert den Überblick weiter. Die Anpassung ihres Buchungssystems an den Konzern-Standard wird, wie in früheren Fällen, Konzern und Kunden viel Leidensfähigkeit abverlangen.
- Mehr intransparente Codeshare-Flüge: Wer einen Flug mit LH-Nummer bucht, kann sich schon heute nicht mehr darauf verlassen, dass er tatsächlich mit der größten deutschen Airline fliegt – möglicherweise führt eine andere Gesellschaft des Star-Alliance-Verbundes den Flug durch. Mit ITA wird sich dieses Codesharing gerade für Sonnenziele massiv ausweiten. Viele, die vermeintlich Lufthansa gebucht haben, werden sich ungefragt im ITA-Flieger wiederfinden.
- Für Deutsche werden Flüge nach Italien teurer, für Italiener Flüge nach Deutschland: Mit ITA verleibt sich die Lufthansa einen Konkurrenten ein, mit dem sie auch preislich konkurrierte. Ein Preis-Korrektiv für Verbindungen zwischen Mittel- und Südeuropa fällt damit weg. Generell hat Lufthansa jetzt schon die Preise erhöht.
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Auch für die Lufthansa wird die Integration nicht einfach. Mit der ITA landet eine weitere Airline unter dem Konzerndach, mit einem stolzen Personal, das als ebenso streikfreudig gilt wie das eigene. Aufgrund unterschiedlicher Tarifverträge und betrieblicher Verfahren können nicht mal Mitarbeiter bei der jeweils anderen Airline einspringen, wenn dort Not am Mann ist.