Wiedersehen in Makarska

Wie ein kroatischer Urlaubsort vor 50 Jahren als Film-Doppelgänger für St. Tropez herhalten musste und später selbst ein Star im Tourismus-Geschäft wurde welche Rolle Eislauf-Olympiasieger...
... Manfred Schnelldorfer dabei spielte. Wiedersehen in Makarska:
Nachmittags, im Park Hotel
Die Sonne steht hoch über der Küste der Makarska-Riviera, nur winzige Wölkchen kräuseln sich dahinter um die Biokovo-Berge, als sich ein paar Herren am runden Tisch in einem verdunkelten Zimmer des schicken Park Hotel an der Uferpromenade zu einer sehr geheimen Sitzung treffen. Über alte Zeiten wollen sie plaudern und über einen Coup, den sie damals, vor 50 Jahren, gemeinsam gelandet haben.
Die Herren, alle inzwischen würdig ergraut, sind gnadenlose Fälscher, aber die Tat rangiert eher in der Kategorie Kavaliersdelikt. Nichts, wofür man sich schämen muss, eher, was einem im Nachhinein noch großen Spaß macht und jegliche Form von Alterserscheinungen, innerlich oder äußerlich, auf einen Schlag vergessen lässt.
Es geht um schöne Mädchen und flotte Autos, um Rock ’n’ Roll in einer Grottendisco mit Glasboden und um einen Cocktail mit dem Namen Amor, der das Tanzbein beschleunigte. Weißt du noch? Erinnerst du dich?
Schöne Mädchen, schnelle Autos und leichte Schlager
Ja, sie erinnern sich. Die Männer haben damals die Urlaubswelt auf den Kopf gestellt und ein Land für das andere verkauft. Eine schöne Illusion geschaffen. Sie haben mitgespielt in einem Film, der „Holiday in St. Tropez“ hieß und in Wirklichkeit in Makarska gedreht wurde. Weil die Zeit damals reif war für schöne Illusionen und weil eine Küste, an der ein Millionär namens Gunter Sachs für eine Schauspielerin namens Brigitte Bardot rote Rosen vom Himmel warf, halt mehr Träume erlaubte, als ein kleiner Urlaubsort an der jugoslawischen Adria. Dort glitzerte zwar das Meer genauso türkisblau wie in St. Tropez, und die Gastfreundschaft war vielleicht sogar ein bisschen tiefer, aber mit Glamour und Jetset konnten sie im Makarska der 60-er Jahre so gar nicht aufwarten. Wohl aber mit einer satten Portion Lebensfreude.
Österreichische Produzenten waren an diesem Coup damals beteiligt, einheimische Statisten und ein deutscher Spitzensportler. Und der ist

jetzt, 50 Jahre später, erstmals wieder zurückgekehrt an den Tatort. Man schrieb das Jahr 1964, und Eiskunstläufer Manfred Schnelldorfer hatte gerade die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Innsbruck gewonnen, als ihm die Rolle eines singenden Polizisten angeboten wurde. Spontan hat er da zugegriffen, weil man eben jung war und die Vorstellung von sonnigen Tagen am Meer nach harten Trainingseinheiten auf dem Eis so ganz in seinem Sinn. Das Umfeld stimmte. Vivi Bach war mit von der Partie und Ann Smyrner, Hannelore Auer, Christiane Rücker und May Spils und ein junges Mädchen namens Hannelore Elsner, deren Rolle aber so winzig war, dass sie nicht einmal auf der Besetzungsliste stand.
„Was ich nie vergessen werde ,war diese Unmenge an schönen Mädchen, die da auf einen Schlag in unseren Ort kam“, schwärmt Boris Busancic. 35 Jahre alt war er damals und für die Rolle des Millionärs Julio engagiert. Mit 100 Sachen sollte er ein rotes Cabriolet über die Uferpromenade von Makarska steuern. „Nie zuvor habe ich ein Auto so schnell gefahren. Ich hatte überhaupt noch nie so ein Auto gefahren“, grinst er. Schließlich habe man die paar Wagen, die es damals in Makarska gab, an einer Hand abzählen können.
Vedran Josipovic (66) denkt noch mit Grauen daran, wie er sich in einen Anzug gezwängt und zum Vorstellungsgespräch geschlichen hatte, heimlich, über die Hinterhöfe, damit ihn keiner sieht. „Ich hab mich so geschämt, bei uns trug doch keiner einen Anzug!“ Aber die Rolle des jugendlichen Liebhabers der schönen Hannelore Auer (die später die Ehefrau von Schlagersänger Heino wurde), die sei die Schmach schon wert gewesen. Marko Luketina, damals gerade zehn Jahre alt, stand bewundernd am Straßenrand, als sie alle hinter dem roten Cabrio her am Hafen von Makarska entlangzogen und Gus Backus „Holiday in St. Tropez“ trällerte. Was für ein Spaß!
Nein, er hätte die Jungs von damals nicht wiedererkannt, gibt Manfred Schnelldorfer zu. Der Zahn der Zeit... In der Altstadt von Makarska, da erinnert er sich an jeden Stein. „Da ist alles wie damals.“ Aber das Park Hotel, in dem er vor 50 Jahren gewohnt hatte und heute wieder, im sechsten Stock, mit atemberaubendem Blick über die Bucht, das erkennt er nicht. Sehr stylisch ist es inzwischen, internationaler Vier-Sterne-Standard. Damals gab es ein Klo auf dem Gang für drei Parteien. Man war vor ein paar Jahren aufs Ganze gegangen und hat das Haus von Grund auf neu gebaut, mit einem Pool davor und einem Wellness-Center darunter, ganz nach den Bedürfnissen der Urlauber von heute.
Zum Urlaub nach Makarska statt St. Tropez
Die kommen inzwischen nach Makarska, nicht weil sie sich St. Tropez nicht leisten könnten, sondern weil sie es sich gar nicht mehr leisten wollen. Die Strände, die Familienparks, die Gastfreundschaft der Kroaten, das macht den Urlaubsort Makarska einzigartig an der Mittelmeerküste. Dass das Hauptgericht im Restaurant acht Euro kostet und das Bier zwei, so was ist heute mehr wert als Glamour und schöne Illusion. Statt der schicken Schlitten fährt an der Uferpromenade die Bimmelbahn. Holiday in Makarska. Und trotzdem ist auch der Jetset inzwischen eher hier als in St. Tropez zu finden. Gerade urlaubte Nationaltorwart Manuel Neuer an der Makarska Riviera.
Bei der Entwicklung, die der Ferienort genommen hat, spielte Marko, der junge Statist von damals, eine Hauptrolle. Marko Luketina (59) ist heute General Manager des Park Hotel und hat die Weichen gestellt für wichtige touristische Infrastrukturen wie die Uferpromenade im Nachbarort Tucepi. Da gehen sie dann später baden, und Manfred Schnelldorfer macht, wie damals als Polizist im Film, noch einmal die sportliche Eisläuferfigur am Strand und schaut dabei noch ziemlich gut aus.
In St. Tropez sind sie übrigens allesamt niemals gewesen. Nicht

Manfred Schnelldorfer, der nach „Holiday in St. Tropez“ noch ein paar Hits gelandet und noch ein paar Filme gedreht hat und dann später in das Sportgeschäft zurückgekehrt ist. Nicht Vedran, der mit seinen beiden Söhnen heute das Touristenbüro am Hafen von Makarska leitet. Nicht Boris, der später ein berühmter Schauspieler in Kroatien wurde und von 1993 bis 1997 Bürgermeister von Zagreb war, und auch nicht Marko, der Direktor des Park Hotel. Ja, sagt er, vorbeigefahren sei er da mal. Aber was ist St. Tropez, bitteschön, gegen Makarska ...
Christine Hinkofer
Die Reise-Infos zu Makarska
REISEZIEL Die Stadt Makarska liegt an der gleichnamigen Riviera an der kroatischen Adria. Hinter der Küste erhebt sich das Biokovo-Gebirge mit dem 1767 Meter hohen Gipfel des Sveti Jure. Nach Auskunft von Fremdenverkehrsdirektor Tonci Lalic hat Makarska heute 15.000 Gästebetten in 17 Hotels und vielen Privatunterkünften und ist mit 157.000 Urlaubern pro Saison eines der Touristenzentren an der dalmatinischen Küste.
ANREISE Croatia Airlines fliegt täglich von München nach Split. Ab 165 Euro für den Hin- und Rückflug, an Wochenenden ab 220 Euro, in der Hauptsaison teuerer. Der Transfer nach Makarska (ca. 100 Kilometer) dauert eine Stunde.
REISEZEIT/KLIMA Die Makarska Riviera liegt auf Höhe von Ankona oder Sardinien, das heißt: Schon im Frühsommer und noch im Oktober ist es warm genug für einen Badeurlaub.
PAUSCHALREISE Eine Woche mit Halbpension und Fluganreise inklusive Transfer kostet im Hotel Park (vier Sterne) direkt an der Promenade und am Strand von Makarska 669 Euro pro Person im DZ, für Selbstanreiser ab 377 Euro. Sieben Nächte mit Halbpension und Fluganreise im Hotel Laurentum (vier Sterne) im Nachbarort Tucepi können ab 699 Euro pro Person im DZ gebucht werden, für Selbstanreiser ab 410 Euro.
INFO/BUCHUNG über den Münchner Kroatien-Spezialisten i.D. Riva Tours, Tel. 089/2311000, www.idriva.de, Büro: Neuhauser Straße 27,