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Schimmelkäse, Schnee und Stille

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Die Teso dera Mina Piste haben Skiläufer oftmals ganz für sich alleine. © dpa

Für viele Urlauber stehtn Spanien für Sonne, Strand und Meer. Doch das Land hat mehr zu bieten. Vor allem die Bergwelt der katalanischen Pyrenäen ist für Wintersportler interessant.

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Mit Schneeschuhen geht es zum Teufelssee. © dpa

Einsamkeit und Stille: Deshalb haben sich Erika, Raquel und Gerardo für das kleine Tal in den katalanischen Pyrenäen am Rande der großen Skigebiete entschieden. Die drei Freunde aus Madrid wollen die verschneiten Berge abseits belebter Skipisten kennenlernen. Und wie ginge das besser als beim Schneeschuhwandern? Die Skistation La Pleta del Prat bei Tavascan gehört mit nur fünf Skipisten zu den kleinsten in den Pyrenäen. Die meisten kommen wegen der guten Langlaufloipen und der zahlreichen Möglichkeiten, im Tiefschnee Ski zu fahren. Doch auch Schneeschuhwandern in abgelegenen Seitentälern wird immer beliebter.

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Die Wanderwege im Nationalpark Aigüestortes i Estany bieten tolle Ausblicke. © dpa

Einsam ist es dort. Doch mit der Stille ist es bei den lebensfrohen Spaniern nicht so einfach. Erika, Raquel und Gerardo sind zu dritt, machen aber Lärm für zehn. Ruhig beobachtet Skitouren-Guide Pau Gómez, wie sich die drei unter pausenlosem Geplauder und Lachen die Schneeschuhe anschnallen. Er nimmt es gelassen. Er weiß, dass vor allem die Besucher aus der spanischen Hauptstadt „etwas nervös“ sind. „Aber das wird sich gleich ändern“, sagt er etwas geheimnisvoll.

Dass bereits 100 Meter nach dem Start Ruhe in die Gruppe einkehrt, damit hätte selbst Pau nicht gerechnet. „Pff, ganz schön anstrengend“, durchbricht Erika als Erste das Schweigen und löst zustimmendes Gelächter der anderen aus. Keiner wollte zugeben, dass Schneeschuhwandern doch schwieriger als erwartet ist.

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Das Skigebiet von Boí Taüll ist das höchstgelegene der katalanischen Pyrenäen. © dpa

Nach einer halben Stunde gewährt Pau eine erste Verschnaufpause: „Jetzt zieht erst einmal Eure Jacken aus und schmiert Euch gut mit Sonnencreme ein“, sagt der Führer. In den Pyrenäen habe man den ganzen Winter über meistens viel Sonne und wolkenlosen Himmel. Das sei beim Skifahren hervorragend, beim Schneeschuhwandern aber schweißtreibend. Gerardo stimmt nickend zu. Pustend geht es immer weiter bergauf bis zum 2320 Meter hoch gelegenen Bergsee Estany del Diable. Die unberührte Winterlandschaft entschädigt für die Anstrengung.

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Auch Heliskiing ist in den Pyrenäen möglich. © dpa

Am Abend sitzen alle gemütlich beim Civet de Jabalí, Wildschweingulasch in Blut und Wein gekocht, und lassen den Tag Revue passieren. Erika und Raquel wollen jedoch früh ins Bett. Der nächste Tag wird hart. Mit Spikes unter den Wanderschuhen geht es durch den nahen Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici. Nicht ohne Grund wird er der Nationalpark der Seen genannt: 200 traumhafte Hochgebirgsseen und zugeschneite Tannenwälder umgeben von bis zu 3000 Meter hohen Gipfeln lassen einen sogar das anfangs grausame Knirschen der Spikes auf den mit Eis bedeckten Wanderwegen vergessen.

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Jose Maria Tarrau zeigt in seiner Käserei die Produktion von Schimmelkäse. © dpa

Der Nationalpark befindet sich nur knapp eine halbe Stunde von Boí Taüll entfernt, dem höchsten der elf Skigebiete in den katalanischen Pyrenäen. Die Pisten auf einer Höhe zwischen 2020 und 2751 Metern versprechen beim Skifahren nicht nur die spektakulärsten Fernblicke, sondern auch die besten und beständigsten Schneeverhältnisse der ganzen Region. Das benachbarte Skigebiet Baqueira-Beret liegt im fast schon kitschig traumhaften Aran-Tal im Herzen der Pyrenäen und gilt als das spanische Wintersportparadies schlechthin. Hier kann man Formel-1-Rennfahrer Fernando Alonso die Pisten runtersausen sehen oder zufällig neben spanischen Schauspielern wie Penelope Cruz oder Javier Bardem im Skilift sitzen. Auch die spanische Königsfamilie verbringt in Baqueira-Beret gerne ihren Winterurlaub.

Unterdessen tummeln sich die meisten Skifahrer in Baqueira, wo zahlreiche rote und schwarze Steilpisten eher geübte Skifahrer anziehen. Es gibt sogar drei lange, speziell ausgewiesene Tiefschneeabfahrten sowie Heliski-Ausflüge zu völlig abgelegenen Berghängen, auf denen man ganz alleine den jungfräulichen Pulverschnee durchpflügen kann.

Das Val d'Aran ist eine der schönsten Ecken in den Pyrenäen. Bis in die 1940er Jahre war das Tal vor allem im Winter noch so gut wie von der Außenwelt abgeschnitten. So entwickelten die Bewohner ihre eigene Sprache, das Aranesische, eigene Sitten und Gerichte wie die Olla Aranesa, ein Eintopf aus Bohnen, Kichererbsen, Wurst und verschiedenen Fleischsorten.

Die lange Abgeschiedenheit spiegelt sich heute noch in der typisch aranesischen Architektur alter Gebirgsdörfer wie Escunhau, Artiés oder Bagergue mit ihren Häusern und Gassen aus grauem Naturstein wider. Ein uriges Restaurant mit katalanischen Tapas-Delikatessen findet man immer.

Von Manuel Meyer, dpa

REISE-INFOS ZU SKIURLAUB IN DEN PYRENÄEN

ANREISE: Mit dem Flieger nach Barcelona oder ins französische Toulouse. Von hier aus weiter mit dem Mietwagen oder Bus in die rund zwei Stunden entfernte Pyrenäenregion von Lleida.

REISEZEIT: Die Skisaison in den katalanischen Pyrenäen dauert von Dezember bis April.

MEHR INFOS: Katalanisches Fremdenverkehrsamt, Palmengartenstraße 6, 60325 Frankfurt, (Tel.: 069/74224873, http://www.catalunya.com).

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