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Tatort Köln: Hier gibt's die berühmte Currywurst

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Von: Stephan Brünjes

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Der Bratort im „Tatort“: Foto oben beim Dreh.
Der Bratort im „Tatort“: Foto oben beim Dreh. © ARD/ Stefan Brünjes

Der "Tatort" diese Woche kommt aus Köln. Im 60. Fall ermitteln Ballauf und Schenk. Auf ihren Spuren kann man durch die Domstadt streifen und sich wie die Kommissare Currywurst mit Pommes gönnen.

Den Imbisswagen gibt es wirklich, er steht am Rheinufer, und Ralf Jäger, der Wirt, garniert seine Curry-Pommes mit reichlich Anekdoten vom Krimi-Dreh.

Hier gibt sich Köln richtig schick: Der wiederbelebte Rheinauhafen, einst kilometerlanger Umschlagplatz für Kohle und Getreide, lag lange brach und wurde dann zur luftigen Bummelmeile mit edlen Designgeschäften in prächtig renovierten Speicherhäusern. Weithin sichtbar sind die drei übers Rheinufer in den Fluss ragenden Kranhäuser, alten Hafenkränen wie dem noch vorhandenen „Herkules“ nachempfunden. Auch sie dienten den Kölner „Tatort“-Kommissaren Max Ballauf und Freddy Schenk schon als Drehkulisse.

Am Ende des Rheinauhafens steht der mit Lichterketten und buntem Schriftzug verzierte Imbisswagen, an dem Ballauf und Schenk sich meist im Schlussbild des Kölner ARD-Krimis eine Currywurst genehmigen, dann halt, wenn wieder Ruhe einkehrt, wenn sie die Verbrecher in Handschellen haben.

Kölner Attraktion

Ralf Jäger, Betreiber der „Wurstbraterei“, schaufelt Pommes in die blubbernde Fritteuse und erzählt dabei von mehr als 50 solchen Krimi-Drehs mit den beiden Kommissaren: „Dä Behrendt – dat ist dä Ballauf – wenn dä zum Dreh kütt, dann langt dä öbbern Tresen in ming Schüssel för ne Handvoll Fritten.“

„Was darf’s sein?“, fragt Jäger, trifft aber die Entscheidung gleich selbst: „Curry-Pommes – schmeckt hervorrajend!“. Dass es die 60 Jahre alte, mobile Küche überhaupt im Kölner „Tatort“ gibt, sei reiner Zufall, erzählt Jäger. Jemand von der TV-Produktionsfirma habe damals eigentlich eine Kegelbahn gesucht und auf dem Firmengelände seiner Frau nach dem Weg gefragt. Dabei habe er die „Wurstbraterei“ gesehen und dann offenbar beim WDR vorgeschlagen, den Imbisswagen in die Handlung einzubauen.

Für jeden Dreh muss Jäger ihn nun auf die „Schäl Sick“ fahren – die andere, nach Meinung der Kölner schlechtere („schäle“) Rheinseite am Deutzer Ufer. Allerdings mit bestem Blick übern Fluss aufs Stadtpanorama inklusive Dom. Vor dieser Kulisse mimt Jäger dann hinter kauenden Kommissaren den Imbisswirt Gebhard. „Janz normaal arbeeten, nit rumstehen, nit in de Kamera glotzen“ – das sind die Regieanweisungen für den 59-Jährigen. Sieben Stunden, manchmal noch länger muss er in seinem Wagen so tun als ob, bis endlich alles im Kasten ist. Übrigens nie mit weißer Weste, sondern immer mit einer Ketchup- und Curry-verschmierten, so steht’s im Drehbuch. Jäger ist dann nicht nur Imbiss-Verkäufer-Darsteller, sondern für die Verpflegung des gesamten Drehteams verantwortlich. Gibt’s Extrawürste? Nur eine – aus Geflügel – für Kommissar Freddy Schenk alias Dietmar Bär: „Dä hät so ne Diät am Laufen …“, sagt Jäger naserümpfend.

Berühmtester Imbiss der Stadt

Durch ihr Schauplatz-Abo im „Tatort“ ist die Wurstbraterei auch an ihrem alltäglichen Standort auf der Rheinauhafenseite längst eine Kölner Attraktion, gerne angesteuert von Amerikanern, Australiern und – wie kürzlich – von Betriebsausflüglern der Deutschen Bank. Dann steht plötzlich unangekündigt so eine Busbesatzung vor der Tür, und Ralf Jäger muss Grill und Gehirn von null auf hundert hochdrehen: Brutzeln, was die Flamme hergibt und Geschichten erzählen.

Dauerkomparse: Bratwurst-Budenbesitzer Ralf Jäger spielt im „Tatort“ immer sich selbst.
Dauerkomparse: Bratwurst-Budenbesitzer Ralf Jäger spielt im „Tatort“ immer sich selbst. © Stefan Brünjes/ ARD

Eine davon dreht sich um den jetzigen Stellplatz seines Imbisswagens: Sieben Jahre lang habe er vorm Schokoladenmuseum am oberen Ende des Rheinauhafens gestanden, dann aus Denkmalschutzgründen weichen müssen. Rollende Imbisse dieser Art, hieß es im Rathaus, sollten eigentlich aus dem Stadtbild verschwinden. Für seinen jetzigen Standort sei ein Bauantrag nötig gewesen, der erst nach dreijährigem Papierkrieg genehmigt wurde.

Ach ja, und der WDR wurde dann auch noch pingelig: „Bratort“ hatte Jäger seine Bude genannt, den Namen im Fadenkreuzlogo der Krimiserie platziert. Dieses geschützte ARD-Heiligtum verfremden, das darf nicht mal ein „Tatort“-Dauerkomparse. „Ejal, dat mäht mir nix“, winkt Jäger ab und freut sich drauf, hinterm Tresen bald wieder mal auf Geld verzichten zu dürfen – wenn Freddy Schenk sich beim Dreh im Weggehen umschaut und wie so oft Richtung Imbiss ruft: „Gebhard, schreibst auf, nä?!“

Stephan Brünjes

Die Reise-Infos zu Köln

WURST Die Wurstbraterei aus dem „Tatort“ steht am Südende des Rheinauhafens, nahe beim Restaurant Vintage und der Südbrücke und ist von Ostern bis Oktober täglich außer montags geöffnet von 10 bis 20 Uhr. www.bratort.de.

SENDETERMIN Köln-Tatort „Wahre Liebe“ am Sonntag, 28. September, 20.15 Uhr in der ARD.

WOHNEN direkt am Rheinauhafen im Art’otel, Holzmarkt 4, Tel. 0221/ 80 10 30, www.artotels.com, DZ/F ab 159 Euro.

KULINARISCH Mehr Kneipen als in Köln gibt’s in keiner deutschen Großstadt, darunter die derzeit beste Bar: Die Mixer im ganz in rot designten SPIRITS lassen nur frisch gepresste Säfte in ihre Cocktails laufen. Engelbertstraße 63, Tel. 0221/ 20 53 80 44, www.spirits.de.

ERLEBEN Kölns beste Aussicht bietet der Triangle-Büroturm. Oktober bis 30. April von Montag bis Freitag, 12 - 18 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage von 10 bis 18 Uhr. Mai bis 30. September: Montag bis Freitag von 11 - 22 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage von 10 - 22 Uhr. Eintritt: 3 Euro, Kinder bis 12 Jahre frei (Ottoplatz 1, Tel. 0221/35 50 04 100, www.koelntriangle.de).

Der Rheinauhafen (www.rheinauhafen-koeln.de) beherbergt u.a. das Schokoladenmuseum, wo man alles über ihre Herstellung erfahren und sich seine persönliche Schokoladenmischung kredenzen lassen kann (Am Schokoladenmuseum 1A, Tel. 0221/ 93 18 880, www.schokoladenmuseum.de, Eintritt für Erwachsene 9 Euro, Familienkarte für zwei Erwachsene und zwei Kinder 25 Euro. Kinder bis sechs Jahre frei.

Das Deutsche Sport- und Olympiamuseum erinnert vor allem an deutsche Medaillen-Gewinner von 1896 bis heute. Besucher können zudem ihre persönlichen Bestleistungen erbringen – an der Hantel, auf einem Rennrad und der Laufbahn. Im Zollhafen 1, Tel. 0221/33 60 90, www.sportmuseum.de, Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.

WEITERE INFOS Köln-Tourismus, Tel. 0221/34 64 30, www.koelntourismus.de.

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