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Wie Jugendherbergen Gäste locken wollen

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Was unterscheidet eine Jugendherberge von einem Hostel? Vom Namen her eigentlich nichts. Trotzdem haben die Herbergen ein eher angestaubtes Image im Gegensatz zum angesagten Hostel. Wie wollen die Unterkünfte mit ihrer mehr als 100-jährigen Tradition attraktiv bleiben?

Moderne Konzepte sind wichtig: Noch längst nicht alle Jugendherbergen kommen so schick und modern daher wie diese in Waldbröl samt Naturerlebnispfad. Foto: Jugendherbergswerk/dpa-tmn
1 / 10Moderne Konzepte sind wichtig: Noch längst nicht alle Jugendherbergen kommen so schick und modern daher wie diese in Waldbröl samt Naturerlebnispfad. Foto: Jugendherbergswerk/dpa-tmn © Deutsches Jugendherbergswerk
Zielgruppe Schüler und Jugendliche: Für den Klassenausflug ist die Jugendherberge weiterhin eine gute Übernachtungsmöglichkeit. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk/dpa-tmn
2 / 10Zielgruppe Schüler und Jugendliche: Für den Klassenausflug ist die Jugendherberge weiterhin eine gute Übernachtungsmöglichkeit. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk/dpa-tmn © Deutsches Jugendherbergswerk
Jugendherberge in Nideggen in der Eifel - in der Provinz gibt es wenig Konkurrenz durch hippe Hostels. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk/dpa-tmn
3 / 10Jugendherberge in Nideggen in der Eifel - in der Provinz gibt es wenig Konkurrenz durch hippe Hostels. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk/dpa-tmn © Deutsches Jugendherbergswerk
Jugendherbergen wollen auch für Familien attraktiv sein - ein Fünftel der Übernachtungen geht auf ihr Konto. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk/dpa-tmn
4 / 10Jugendherbergen wollen auch für Familien attraktiv sein - ein Fünftel der Übernachtungen geht auf ihr Konto. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk/dpa-tmn © Deutsches Jugendherbergswerk
Auf geht's: Wandern ist immer noch der Klassiker unter den Freizeitaktivitäten, die man mit einer Jugendherberge in Verbindung bringt. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk/dpa-tmn
5 / 10Auf geht's: Wandern ist immer noch der Klassiker unter den Freizeitaktivitäten, die man mit einer Jugendherberge in Verbindung bringt. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk/dpa-tmn © Deutsches Jugendherbergswerk
Gemütlich zusammensitzen in einem modernern Interieur: Jugendherbergen versuchen, mit der Zeit zu gehen und so auch neue Zielgruppen zu gewinnen. Foto: DJH-Landesverband Westfalen-Lippe/dpa-tmn
6 / 10Gemütlich zusammensitzen in einem modernern Interieur: Jugendherbergen versuchen, mit der Zeit zu gehen und so auch neue Zielgruppen zu gewinnen. Foto: DJH-Landesverband Westfalen-Lippe/dpa-tmn © DJH-Landesverband
Pferdefreizeit in der Jugendherberge: Die Unterkünfte werden vor allen von Schülergruppen genutzt. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk/dpa-tmn
7 / 10Pferdefreizeit in der Jugendherberge: Die Unterkünfte werden vor allen von Schülergruppen genutzt. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk/dpa-tmn © Deutsches Jugendherbergswerk
Knut Dinter ist Referent beim Deutschen Jugendherbergswerk. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk/dpa-tmn
8 / 10Knut Dinter ist Referent beim Deutschen Jugendherbergswerk. Foto: Deutsches Jugendherbergswerk/dpa-tmn © Deutsches Jugendherbergswerk
Professor Jürgen Schmude ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft. Foto: Jürgen Schmude/dpa-tmn
9 / 10Professor Jürgen Schmude ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft. Foto: Jürgen Schmude/dpa-tmn © Jürgen Schmude
Altehrwürdige Unterkunft: In der Burg Altena im Sauerland befindet sich Deutschlands älteste Jugendherberge. Foto: DJH-Landesverband Westfalen-Lippe/dpa-tmn
10 / 10Altehrwürdige Unterkunft: In der Burg Altena im Sauerland befindet sich Deutschlands älteste Jugendherberge. Foto: DJH-Landesverband Westfalen-Lippe/dpa-tmn © DJH-Landesverband

Detmold (dpa/tmn) - In einer Gewitternacht im Jahr 1909 hatte Richard Schirrmann eine Idee: Auf mehrtägigen Wanderungen sollten Schüler sichere und günstige Unterkünfte zum Übernachten finden können.

Drei Jahre später gründete der Lehrer in der Burg Altena im Sauerland die erste dauerhafte Jugendherberge - sie existiert noch heute. Längst ist ein flächendeckendes Netz mit in Deutschland 471 Herbergen entstanden.

Es klingt ein bisschen romantisch: «In den Anfangszeiten schliefen die Gäste wirklich noch auf Strohsäcken», erzählt Knut Dinter vom Deutschen Jugendherbergswerk. «Das hat das Image von Jugendherbergen geprägt.» Das Stroh ist längst verschwunden, und auch die Zeiten liebloser Schlafsäle sind passé. Stattdessen gibt es heute meist Mehrbettzimmer für bis zu sechs Personen, in Neu- und Umbauten zunehmend auch kleinere Zimmer mit angeschlossenem Bad.

«Im Gegensatz zu früher, als es noch klassische Herbergseltern gab, werden die Einrichtungen heute von ausgebildeten Profis geleitet», ergänzt Dinter. Um den modernen Ansprüchen der Reisenden gerecht zu werden, hat sich das Freizeitangebot erweitert. Statt oder ergänzend zu Wanderungen werden verschiedene Aktivitäten angeboten: von Geocaching und Stadtführungen über Segelkurse bis Yoga.

«Jugendherbergen sollen mehr sein als Bett und Brötchen. Wir haben einen pädagogischen Anspruch und wollen zur Völkerverständigung beitragen», sagt Dinter. Bei der Sanierung von Gebäuden wird deshalb vor allem auf die Gemeinschaftsräume Wert gelegt.

Doch sind Jugendherbergen nicht durch die stetige Ausbreitung von Hostels, schicken Preiswert-Hotels wie Motel One und Airbnb bedroht? Das gilt höchstens für Großstädte wie Berlin, Hamburg und Köln. In der Fläche sieht es mit der Konkurrenz vielerorts dürftig aus.

Rechtlich kann sich jede Unterkunft als Jugendherberge, Hostel oder was auch immer bezeichnen. «Jugendherbergen haben ein etwas angestaubtes Image», sagt Prof. Jürgen Schmude, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft. «Hostels nennen sich so, weil das moderner klingt.» Dabei ist Hostel eigentlich nur eine Übersetzung von Jugendherberge. Doch der Name bestimmt durchaus weiterhin über die Gäste.

«Erlerntes Reiseverhalten ändert man nicht so schnell. Wer in der Vergangenheit oft Urlaub in Jugendherbergen gemacht hat, wird das auch in Zukunft weiter tun», sagt Schmude. Für die Jugendherbergen ist die Herausforderung, junge Leute anzusprechen. Denn längst nicht alle Herbergen sind schick und saniert.

Sie bieten aber oft einen anderen Service als Hostels - durch die Bildungsangebote und teils auch bei der Verpflegung. Während man sich in vielen Hostels als Selbstverpfleger in die Küche stellen muss, ist bei Jugendherbergen das Frühstück immer im Übernachtungspreis enthalten.

Nach wie vor nutzen vor allem Schulen und Hochschulen die Jugendherbergen für Klassen- oder Studienfahrten. Schüler und Studenten stellen mit 37 Prozent aller Übernachtungen die wichtigste Zielgruppe. Ein Fünftel der Nächte geht auf das Konto von Familien. An dritter Stelle stehen Freizeitgruppen wie Chöre oder Vereine mit 18 Prozent. Der Anteil der ausländischen Gäste liegt nur bei 8 Prozent.

Jugendherbergen sind eine Nischenunterkunft. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2016 gut 447 Millionen Übernachtungen in Deutschland gebucht. Die Jugendherbergen zählten knapp 10,3 Millionen - also gerade mal 2,3 Prozent. Drei Viertel der Nächte entfielen auf Herbergen auf dem Land oder in Kleinstädten.

Der wirtschaftliche Druck führt dazu, dass die Jugendherbergen eher größer als kleiner werden. «Die Tendenz geht hin zu größeren Einrichtungen, die rentabler sind», sagt Dinter.

Die Herbergen bleiben eine gute Möglichkeit, günstig zu übernachten - allerdings nur für Mitglieder des Deutschen Jugendherbergswerks mit entsprechender Mitgliedskarte. Die kostet Jugendliche bis 26 Jahre 7 Euro im Jahr. Familien und Mitglieder ab 27 Jahren zahlen 22,50 Euro. In günstigen Herbergen kostet die Nacht im Mehrbettzimmer 17 Euro, oft liegt der Preis aber höher. Die Preise staffeln sich nach dem Alter des Gastes und teils nach Saison. Praktisch: Die Mitgliedskarte ist auch für Jugendherbergen im Ausland gültig.

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