Robin Volland: Auf der Überholspur im Schatten des Promi-Bruders Kevin

Für viele ist Robin Volland nur der Bruder des Bundesliga-Stars Kevin Volland. Dabei hat er auf den letzten Drücker noch eine beachtliche Karriere hingelegt.
Robin Volland war zwölf Jahre alt, als er wusste: Was der Kevin erlebt, das will ich jetzt auch packen. Familie Volland war zu diesem Zeitpunkt im Türkei-Urlaub. Robin kam vom Buffet zurück und ging zu seinem Vater: „Papa, ich will jetzt auch Profi werden.“ Auf dem Esstisch der Familie standen Salatschüsseln. „Mein Vater hat mich angeschaut und meinte: Bub, da solltest du vielleicht deine Essgewohnheiten umstellen. Ich hatte noch vor dem Hauptgang acht Stücke Torte auf dem Teller“, sagt Robin Volland und lacht.
Eine Einstellung, die sich nicht geändert hat. Robin Volland gibt zu: „Ich esse und trinke einfach für mein Leben gerne. Einen Sixpack braucht bei mir auch heute niemand suchen. Aber nach der Jugend hat sich bei mir ein Schalter umgelegt.“ Bis zu seinem ersten Herrenjahr war Robin Volland die Leistung an der Playstation wichtiger. „Ich hatte 15 Kilo zuviel auf den Rippen und war die personifizierte Faulheit. Wenn ich daran denke, wie ich früher beieinander war, bin ich sehr stolz, was ich erreicht habe.“
Von der Kreis- in die Bayernliga
Robin Volland hat im Amateurfußball eine Bilderbuch-Karriere hingelegt. Der Stürmer hat nach der Jugend seine „Plauze wegtrainiert“, wie er stolz sagt. Er hat den Sprung von der Kreis- in die Bayernliga gepackt. Im Allgäu feierte er mit dem TSV Kottern die Landesliga-Meisterschaft und bewahrte den Verein danach mit seinen Toren vor dem Abstieg. Er hat nach einer IT-Ausbildung sein Abi nachgeholt und studiert inzwischen in München Design. Am vergangenen Wochenende hat der Bayernliga-Stürmer des TSV 1865 Dachau seinen Ex-Verein Ismaning abgeschossen. Volland hat vieles erreicht, worauf er stolz ist. Doch für Menschen, die ihn nicht kennen, ist Robin Volland nur der kleine Bruder mit dem großen Namen.
Kevin ist nicht nur sein Bruder. Er ist auch sein bester Kumpel. Doch die Zeit, als der Stürmer Volland bei den Löwen und später in der Bundesliga durch die Decke ging, war nicht leicht. Es ist ein Leben im Schatten des Bruders, der es aus Marktoberdorf im Allgäu zum Nationalspieler gepackt hat. „An meinem Geburtstag haben mich Leute zuerst gefragt, wie es Kevin geht, anstatt mir zu gratulieren. Das hat mich schon angekotzt.“ Neid hat Robin Volland nie gespürt. „Ich gönne Kevin alles. Ich könnte 24 Stunden am Tag über ihn reden. Aber ich würde genauso gerne über meine Schwester sprechen, die beruflich komplett durch die Decke geht. Aber das interessiert halt niemanden.“
Eins-gegen-Eins-Duelle mit Bruder Kevin im Keller
Auch auf dem Fußball-Platz gab es oft nicht den Stürmer Robin Volland, immer nur den Bruder. Den Bundesliga-Profi. „Das ging teilweise echt unter die Gürtellinie. Wenn ich im Strafraum gefallen bin und einen Elfer wollte, kam von draußen der Satz: Du bist bloß der Bruder, halt doch dein Maul! Aber inzwischen prallt das an mir ab. Das gehört zum Amateurfußball dazu“, sagt Robin Volland. Der 25-Jährige sieht inzwischen nicht nur das Rampenlicht, in dem sein Bruder steht. „Kevin musste sich immer die Frage stellen: Wer will nur etwas mit mir zu tun haben, weil ich Profi bin? Oder wer mag mich, weil ich der verrückte Typ bin, der Blödsinn im Kopf hat“, verrät Volland. Verrückt ist das richtige Wort. Nur müsste bei den Brüdern davor noch das Wort Fußball stehen. In der Kindheit gab es für Robin und Kevin nur Fußball. Eins gegen eins. Im Keller. Im Garten. Auf dem Bolzplatz.
„Wir haben nie gebolzt, wie die Irren. Wir wollten so realistisch wie möglich Profi-Fußball spielen. Sobald einer nicht mehr so realistisch und theatralisch wie ein Bundesliga-Keeper gehechtet ist, haben wir aufgehört. Einen geschlenzten Ball aus dem Kreuzeck zu holen, war für uns das Geilste“, erinnert sich der jüngere Bruder. Volland ist überzeugt: „Deshalb sind wir richtig gute Torhüter. Uns kann jeder Landesligist ins Tor stellen.“
Mit Freunden zum Champions-League-Spiel nach Turin
Im Hobby-Keller standen kistenweise gefälschte Trikots aus den Italien- und Türkei-Urlauben. Die Spiele gingen bis drei. Jeder musste per Zufall ein Dress ziehen. „Wir hatten eine Stecktabelle und haben die Bundesliga nachgespielt. Jedes Spiel musste natürlich mitkommentiert werden. Wenn uns jemand gesehen hätte, hätte er gesagt: Die Burschen sind nicht ganz knusprig in der Birne. Wir waren im Kopf in unserer eigenen Welt“, erzählt Robin Volland aus der gemeinsamen Kindheit. Bis heute gibt es regelmäßig das Duell Volland vs. Volland. „Wenn Kevin ins Allgäu kommt, gehen wir immer auf den Bolzplatz. Im Garten dürfen wir nicht mehr spielen. Der ist zu klein und den hat meine Mama inzwischen richtig schick gemacht. Die würde uns töten, wenn wir dort rumbolzen“, sagt Volland und lacht. An den Duellen hat sich nichts geändert. Bis auf das Rahmenprogramm. Früher lief im Hobby-Keller der Familie Volland vor den Spielen oft die Champions-League-Hymne.
Wie am Dienstag-Abend im Duell Juventus Turin gegen Bayer Leverkusen. Im Auto ging es mit den Freunden Maximilian Wuttge und Tobias Killer um fünf Uhr Früh Richtung Italien. „Mir läuft es eiskalt den Rücken runter, wenn ich an den Moment denke, wenn die Hymne losgeht: Mein Bruder läuft mit Cristiano Ronaldo auf den Platz und kämpft gegen den besten Fußballer der Welt um das gleiche Ziel“, sagt Volland. Als die Gruppenauslosung feststand, war für Volland klar. Er muss nach Turin und Madrid.
Robin hat andere Stärken als Bruder Kevin
Robin Volland war nie so ehrgeizig wie sein Bruder. Das ist einer der wenigen Unterschiede. Er hat aber auch Eigenschaften, die nur ihn auszeichnen. Er ist kreativ, hat als Kind schon gerne gezeichnet. Das ging so weit, dass sein Vater auf die Motorhaube seines Autos einen Wolf eingeritzt bekommen hat. „Ich habe diesen Wolf wochenlang auf Papier gemalt, dann aber behauptet, dass ich das nicht war“, sagt er. Fußball ist sein Hobby. Im Design sieht er seine Berufung.
Wenn Robin Volland sich etwas für seinen älteren Bruder wünschen könnte, dann wäre es die Möglichkeit, öfter mal den Kopf ausschalten zu können. „Auf seinem Junggesellenabschied waren wir in einem sehr schicken Club. Wir hatten einen Kellner, der uns immer nur Noagerl eingeschenkt hat. Ich habe dann die Karaffe genommen und dem Keller gezeigt, wie man ein Glas richtig einschenkt. Der Typ hat dermaßen blöd geschaut. So was kann der Kevin als Profi natürlich nicht machen. Das geht nur, wenn man Amateurfußball spielt“, sagt Robin Volland und lacht.