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Erdinger Fußballfusion: Was passiert, wenn die Mitglieder streiken?

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Von: Dieter Priglmeir

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FC Langengeisling gegen FC Erding
Wie geht‘s weiter mit dem FC Erding. In der neuen Saison sollen seine Spieler der SpVgg Altenerding beitreten - der erste Schritt zur Fusion. © Foto: Christian Riedel / fotogra / Christian Riedel / fotografie-ri

Dieter Priglmeir hat in seinem Sportgeflüster Ernstes und Spinnereien rund um die Fusion zusammengefasst.

Kann man aus zwei Kranken einen Gesunden machen? Diese Frage stellte dieser Tage ein Altenerdinger und fügte hinzu: „Mi hod koana gfrogt, ob mir des gfoit.“ Es geht um die Fußballfusion zwischen der SpVgg und dem FC Erding, die von den Abteilungsführungen gerade auf den Weg gebracht wird. Die Mitglieder zu befragen, sei momentan aber noch gar nicht nötig, versichert SpVgg-Fußballchef Andreas Heilmaier, „weil in Schritt eins erst einmal nur die Erdinger Spieler zu uns wechseln“. Vor der eigentlichen Fusion (also Schritt zwei) käme es dann aber schon zur SpVgg-internen Abstimmung. Das ist nicht nur satzungsgemäß nötig.

Denn machen wir uns nichts vor: Das ist keine Hochzeit aus Liebe, sondern eine Zweckgemeinschaft zweier Partner, die schon bessere Tage gesehen haben. Hier die bis in die A-Klasse abgestürzte SpVgg, da der FCE, der zwar mit den Herren in der Kreisliga spielt, aber selbst in der E- und F-Jugend kaum noch ehrenamtliche Trainer findet.

Diese Situation hat aber auch etwas Gutes: Es zeigt, dass eine Fusion alternativlos ist. Alles, was die beiden Vereine in den vergangenen Jahren versucht haben, ist gescheitert. Der Erdinger Herren-Fußball ist zu einer Belanglosigkeit mutiert, die für eine 38 000-Einwohner-Stadt ein Armutszeugnis ist. So wie sich Menschen während einer Diät ungünstige Fotos an den Kühlschrank heften, sollten in den Geschäftszimmern beider Vereine die derzeit aktuellen Tabellenstände an den Türen hängen – und zwar so lange, bis die Fusion endgültig vollzogen ist. Und das wird Jahre dauern. Wenn sie denn wirklich kommt. Es könnte ja sein, dass sich die Altenerdinger Mitglieder diesem Zusammenschluss verweigern. Dann stünde der FCE plötzlich mit leeren Händen da. FCE-Fußballchef Mathias Köppen (der gestern telefonisch nicht erreichbar war) ist sich hoffentlich dieses Risikos bewusst und wird sich entsprechend absichern.

Nochmal: Die Fusion bietet sehr viele Chancen (mehr Spieler, Sponsoren, Ehrenamtliche). Aber sie birgt auch einige Risiken (Lesen Sie dazu auch den Leserbrief auf Seite 9). Und sie wird sehr viel Arbeit machen. Ob die der FCE schultern kann, muss sich noch herausstellen. In den vergangenen Jahren hat er von wenigen Ausnahmen wie etwa Lothar Feuser oder Ralph Schwantzer mal abgesehen – zum Beispiel die JFG Sempt Erding völlig im Stich gelassen, sich komplett aus dem Vorstand zurückgezogen. Köppen und sein kleines Team hatten schon genügend Arbeit damit, die Herrenmannschaften nach wilden Bezirksliga-Jahren in ein ruhigeres Fahrwasser zu führen. Es ist ihm zu wünschen, dass er nun mehr Helfer ins Boot holen kann.

Die SpVgg Altenerding, die dagegen mit fleißigen Ehrenamtlichen (bestes Beispiel ist das derzeitige Amadeus-Turnier) ausgestattet ist, hat seit Jahren die sportlich erfolgreichste Jugendarbeit im Landkreis. Dennoch dümpeln die Herren in der A-Klasse rum. Hinzu kommt: Aufgrund einiger Vorkommnisse in den vergangenen Jahren hat der Verein nicht nur Freunde im Landkreis. Die Tatsache, dass nun die Erdinger Fußballer im ersten Schritt erstmal zur SpVgg wechseln sollen, mag aus rechtlichen Gründen nötig sein, weckt aber auch den Argwohn skeptischer Beobachter. Es liegt nun an Abteilungsleiter Andi Heilmaier und der SpVgg im Allgemeinen, diese Leuten eines Besseren zu belehren.

Aber hey, wir sind zu Beginn eines neuen Jahrzehnts: Sehen wir das Ganze positiv! Der Erdinger Fußball steht vor einer entscheidenden Wende. Da könnten blühende Landschaften entstehen.

Aber wo wird der Verein eigentlich spielen? Und wie wird er heißen? SpVgg Erding ist fast ein bisserl langweilig. VfB Ardeo würde sich richtig traditionell anhören. Oder Kickers Sempt. Oder – um gleichmal fürs internationale Geschäft gewappnet zu sein – Airding United? Beliebt ist es ja auch, Tiere in den Namen miteinzubinden. Die Löwen? Da macht der SpVgg-Chef wohl nicht mit. Moosbüffe Erding? Bullen sind ja derzeit recht erfolgreich im Fußball.

Warum nicht gleich einen potenziellen Sponsoren mit in den Namen einbinden? Natürlich leicht verklausuliert, wie es die Leipziger Rasenballer vormachen: EWB Altenerding, also Erdinger Weiß-Boi Altenerding, da wäre alles drin, sogar a bisserl bairisch. Und einen Trainer hätte der Sponsor auch schon bei der Hand, falls es für den auf der Insel mal nimmer so läuft. Vereinsfarben? Hier lila, da grün – kann man lassen, das wäre dann wie in Wimbledon. Aber bitte nicht mischen, denn da käme unerträgliches braun raus.

Bleibt noch der Spielort des neuen Vereins. Die beiden Anlagen mit einem Tunnel zu verbinden, wäre eine Möglichkeit, die der Stadtrat mit sagen wir mal drei Gegenstimmen absegnen würde. Ein anderer Vorschlag: Das städtische Stadion abreißen und dafür auf der einen Seite den Volksfestplatz ausbauen. Dann wäre – falls dort nicht Optiker-Outlets oder Handyläden entstehen – Platz für einen siebten oder achten Bierausschank während des Herbstfests und für ein Winter-Sinnflut, das irgendwann sowieso den Christkindlmarkt ablösen wird. Und auf der anderen Seite könnte sich die Feuerwehr ausbreiten. Deren neuer Gebäudekomplex wäre dann so groß, dass man über eine weitere Fusion nachdenken könnte: zwischen den beiden Feuerwehren. Na halt, jetzt wird der Schmarrn dann doch zu groß.

DIETER PRIGLMEIR

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