1. Startseite
  2. Sport
  3. Amateurfußball
  4. Landkreis Erding

FCE-Fußballer im Ally Pally: Vier Stunden Vollgas

Erstellt:

Von: Dieter Priglmeir

Kommentare

Nur Darts im Kopf? Die Erdinger Christian Gärtner, Ralf Sandner, Ben Göllert, Mathias Bartke und Timo Dörhofer (v. l.) genossen die vier Stunden im Ally Pally. Nach einer Stunde war die Hälfte der Leute betrunken. Das Aggressionslevel liegt hier aber bei null. Ralf Sandner über die vier Stunden im Ally Pally Jeder Spieler wird angefeuert Donnerstag ist Darts-Stüberl-Tag
Nur Darts im Kopf? Die Erdinger Christian Gärtner, Ralf Sandner, Ben Göllert, Mathias Bartke und Timo Dörhofer (v. l.) genossen die vier Stunden im Ally Pally. Nach einer Stunde war die Hälfte der Leute betrunken. Das Aggressionslevel liegt hier aber bei null. Ralf Sandner über die vier Stunden im Ally Pally Jeder Spieler wird angefeuert Donnerstag ist Darts-Stüberl-Tag © privat

Ralf Sandner und seine Erdinger Freunde erleben die Darts-WM und sind begeistert von Präzision und Partylaune.

Erding – Der Alexandra Pallace war frisch gelüftet, als die fünf Erdinger eintraten. „Gut gerochen hat’s trotzdem nicht, denn da hängt immer ein bisserl der Duft von ausgeschüttetem Bier in der Luft. Aber nach einer halben Stunde merkst du das nicht mehr.“ Ralf Sandner erzählt das lachend. Er und seine vier Spezl haben vier Stunden Vollgas hinter sich, und dafür sind im Ally Pally alle verantwortlich: Die 3000 Fans, die entweder singen oder trinken oder tanzen – manchmal auch alles gleichzeitig – und die Darts-Profis, die hier ihren Weltmeister kürten.

Sandner, selbst sein Leben lang Fußballer und aktuell Abteilungsleiter des FC Erding, ist hochbegeistert von diesem Sport: „Das ist höchste Präzision. Und trotzdem geht alles schnell. Es ist nie langatmig. Die Spieler sind ja oft mit acht, neun Pfeilen im Finish-Bereich. Und wie zuverlässig sie die Triple-Felder treffen, das ist – auch wenn sie das täglich sechs oder mehr Stunden trainieren – einfach Wahnsinn.“

Seit über einem Jahrzehnt schon verfolge er die WM, „inzwischen aber auch die Premier League“, erzählt er. Live habe er ein solches Turnier auch schon in Sindelfingen erlebt. Und dann war da dieses Geburtstagsgeschenk zu seinem 50. Dummerweise war dann aber auch Corona. „Deshalb musste ich mich noch zwei Jahre gedulden.“

Dann aber kam der Tag im Juli, als im Internet der Vorverkauf begann. Christian Gärtner, Ben Göllert, Mathias Bartke und Timo Dörhofer sicherten sich Tickets für die Nachmittagssession am 27. Dezember. „Das war noch vor den großen Erfolgen von Gaga Clemens“, erzählt der 52-Jährige. „Deshalb war dieser Nachmittag noch sehr von den englischen Fans dominiert. Aber das war uns ja auch völlig egal.“

Darts habe ohnehin nicht viel mit dem Vergleich von Nationalitäten zu tun, findet Sandner und sieht sich in den vier Stunden im Ally Pally bestätigt. „Da wurde jeder Spieler angefeuert, jede 180 und jedes Finish gefeiert – egal von wem.“ Dass eine Woche später Gerwyn Pryce ausgebuht wurde, „das hat wohl mit seiner Persönlichkeit zu tun“, meint Sandner, „bei uns gab es das bei keinem Spieler“.

Das Erdinger Quintett sah unter anderem die Drittrundensiege des späteren belgi- schen Halbfinalisten Dimitiri Van den Bergh und von Johnny Clayton sowie die Niederlage von Nathan Aspinall gegen Newcomer Josh Rock. „Das war vom Sport her sicher das beste Spiel“, schwärmt Sandner.

Aber die Darts-WM sei eben noch so viel mehr. Da wäre schon mal das Outfit. „Eigentlich ist es wie bei uns im Fasching. Bis auf wenige sind alle verkleidet.“ Am besten habe ihm die Autowaschanlage gefallen: Vier in bunten Plüschrollen drehende Männer, durch die ein Fünfter quasi durchfuhr und abgebürstet wurde. Auch zwei Trump-Doubles hätten mit ihren Trinkeinlagen für viel Spaß gesorgt.

Jeder Spieler wird angefeuert

Die Erdinger hatten sich T-Shirts bestellt, auf denen die bayerisch-britische Freundschaft beschworen wurde. Ein besonderes Zeichen setzten sie mit ihren Hüten, auf denen eine Dartscheibe und eine 180 prangt. Und die auch noch blinkte. „Deshalb hat man auch im Fernsehen gesehen, wo wir saßen“, erzählt Sandner. Zudem fand auch der Kameramann das Quintett originell und hatte sie öfters im Visier. „Bei der Sky-Übertragung waren wir mehrmals zu sehen“, schwärmt Sandner.

Apropos sehen: „Das ist im Ally Pally schon genial gebaut“, schwärmt der Erdinger. „Du hast absolut gute Sicht aufs Geschehen. So riesig, wie das im Fernsehen oft erscheint, ist der Saal nämlich gar nicht. Und die Leinwand ist auch riesig.“

Wenn manche nicht mehr alle Ergebnisse auf dem Schirm haben, dann lag das eher am Alkohol. „Keine Frage, nach einer Stunde war die Hälfte der Leute ohnehin betrunken“, meint Sandner. Das Bier wird in Drei-Liter-Krügen ausgeschenkt, ist mit rund 28 Euro, nicht gerade günstig. Sandner: „Ehrlich gesagt, sind die Getränke sauteuer aber das weißt du ja, wenn du da hinfliegst.“

Was Sandner besonders beeindruckt: Alkoholexzesse gab es nicht. „Das Aggressionslevel liegt hier bei null. So etwas habe ich noch nie erlebt. In Fußballstadien wird’s schon mal hitzig, aber hier herrschte nur gute Laune. Kein Streit, nix.“

Und das habe sich auch am Abend so fortgesetzt, als sich die fünf Herzogstädter die nächsten Spiele im Pub angesehen haben. „Die WM wird in allen Kneipen übertragen“, erzählt er und fügt hinzu: „Vielleicht besorgen wir uns nächstes Jahr Karten für eine Abendsession.“

Donnerstag ist Darts-Stüberl-Tag

Denn dass dies nicht der letzte Darts-Trip war, steht für Sandner längst fest. „Und dann werden wir auch ein bisserl London-Sightseeing mit einplanen.“ Bis dahin wird fleißig im Erdinger Dart-Stüberl trainiert. „Ich selbst spiele ja nur selten, obwohl ich eine Scheibe im Keller habe“, erzählt er. Aber sein Sohn Mathias sei oft dabei, wenn im ehemaligen Schwimmbad-Kiosk die Spicker fliegen. „Auch Timo (Dörhöfer, die Red.) spielt sehr gut“, erzählt Sandner. Der Beste aber sei Ben Göllert, der nicht nur für den FCE auf Torejagd geht, sondern auch im Steeldartclub Erding aktiv ist. „Donnerstags geht’s bei uns im Darts-Stüberl heiß her“, meint Sandner – ein Hauch von Ally Pally weht also auch durch Erding – vielleicht nicht ganz so streng wie in London.

Auch interessant

Kommentare