Das ist Türkgücü München: Alle Infos zur Geschichte, Erfolgen, Sponsoren und den Stadien des Verein

Türkgücü München spielte in der 3. Liga. Der Verein ist aktuell in der Regionalliga Bayern. Die wichtigsten Infos zur Historie finden sie hier.
München – Türkgücü München befindet sich seit seiner Gründung 1975 in stetigem Wandel. Nach dem Einstieg Hasan Kivrans im Jahr 2016 erlebte der Verein einen rasanten Aufstieg, der in der 3. Liga und damit im Profi-Fußball gipfelte. Der Rückzug des Unternehmers im Jahr 2021 traf den Verein allerdings folgenschwer: Der Verein musste durch ein Insolvenzverfahren und später den Zwangsabstieg hinnehmen. Seit der Saison 2022/23 kickt der Verein nun in der viertklassigen Regionalliga Bayern.
Verein: | Türkgücü München |
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Gründung: | 1975 |
Farben: | Rot-Weiß |
Liga: | Regionalliga Bayern |
Ort: | München, Bayern |
Türkgücü wird dank Sponsoren 1975 als SV Türk Gücü München von Migranten gegründet
Bereits 1972 gab es die Fußballmannschaft Türk Gücü München. Diese wurde damals von einer Gruppe türkischer Migranten gegründet. Allerdings hatte man anfangs personelle und finanzielle Probleme. Diese konnten 1975 durch finanzielle Unterstützer überwunden werden und so kam es zur offiziellen Vereinsgründung des SV Türk Gücü München, der offizielle Vorgängerverein des heutigen Klubs.
Das Ziel des Vereins war es laut der eigenen Webseite „türkischstämmigen Fußballbegeisterten ein Zuhause zu geben und die Möglichkeit zu bieten, aktiv am bayrischen (Fußball-) Leben teilzunehmen und den in beiden Kulturen so geliebten Sport zu fördern“.
Vorgänger-Verein SV Türk Gücü München spielte ab 1988 in der 3. Liga
Der Verein entwickelte sich in den nächsten Jahren kontinuierlich weiter. Angetrieben durch den knapp verpassten Aufstieg in der Vorsaison, gelang es dem SV Türk Gücü 1988 unter Klub-Legende Peter Grosser, den ersten Platz in der Landesliga zu sichern.
Somit stand der direkte Aufstieg in die damals drittklassige Bayernliga fest. Die Münchner waren neben Türkiyemspor Berlin erst der zweite Migrantenverein, der es schaffte, in die höchste Amateurklasse seiner Region aufzusteigen.
Bayernliga-Derbys gegen den TSV 1860 München im Grünwalder- und Dantestadion
In der Bayernliga angekommen, erwartete den Verein der Münchner Stadtrivale TSV 1860 München. Zu den Spielen gegen die Löwen im Städtischen Stadion an der Grünwalder Straße und im Dantestadion kamen bis zu 12.000 Zuschauer. Zu dieser Zeit galt der SV als dritte Kraft in München. 1989 gelang dem Kult-Torhüter Gerald Hillringhaus gegen den MTV Ingolstadt per Seitfallzieher das deutsche Tor des Monats.
1992 verlor der SV Türk Gücü im Entscheidungsspiel gegen den SC 08 Bamberg mit 4:3. Der Verein stieg nach vier Spielzeiten in der Bayernliga wieder ab und hatte fortan mit stark schwindenden Zuschauerzahlen und finanziellen Problemen zu kämpfen.
Abstieg aus der Bayernliga 1995/96: Wiederaufstieg misslingt gegen FC Nürnberg II
Zwei Spielzeiten später in der Saison 1994/1995 folgte bereits der Wiederaufstieg in die dritthöchste Spielklasse. Dort konnten sie in der ersten Saison überzeugen und sich Platz sechs sichern. Dennoch blieben die finanziellen Probleme und die Zuschauerzahlen gingen weiter bergab. In der Saison 1995/1996 stieg der SV Türk Gücü dann als Siebzehnter wieder in die Landesliga Süd ab.
Dort blieb der Verein für mehrere Spielzeiten. 1998 hatten die Münchner als Zweitplatzierter noch einmal die Chance aufzusteigen. Allerdings konnte sich der SV Türk Gücü in zwei Qualifikationsspielen gegen die Amateure des 1. FC Nürnberg nicht durchsetzen.
Rückzug von Sponsor trifft Türk Gügü schwer: Insolvenz und Auflösung des Vereins
2001 verhärteten sich die Probleme des damaligen Landesligisten. Der Präsident und Geldgeber Ergun Berksoy zog zurück in die Türkei und der Verein musste Insolvenz anmelden. Wenig später wurde der SV Türk Gücü München aufgelöst.
Als Gründe für die negative Entwicklung werden oft der Verlust der starken türkischen Identität durch den Einsatz vieler nicht-türkischer Spieler und das Aufkommen des Satellitenfernsehens genannt. Durch dieses konnten türkische Fans in Deutschland den Vereinen aus der Süper Lig wie Galatasaray Istanbul, Fernerbahce Istanbul oder Beskitas Istanbul live zuschauen. Spiele von türkischen Vereine konnten somit bequem vom heimischen Sofa aus verfolgt werden.
Nach Abstieg in die Kreisliga 2008: Türkgücü SV München fusioniert mit SV Ataspor
Als Nachfolgeverein wurde der Türkische SV München gegründet. Der neu gegründete Verein stieg 2005 - direkt in seiner ersten Spielzeit - aus der Landesliga in die Bezirksliga ab. 2008 war der Verein dann am absoluten Tiefpunkt angelangt, der Türkische SV München stieg aus der Bezirksliga ab und musste den Gang in die Kreisliga antreten.
Der Abstieg in die Kreisliga und die negative Entwicklung der letzten Jahre missfiel den Verantwortlichen. Als Konsequenz fusionierte der Türkische SV München 2009 wieder mit dem SV Ataspor, der im Jahre 1981 als Abspaltung vom SV Türk Gücü München entstanden war. Der neue Name des Vereins war fortan SV Türkgücü-Ataspor.
Späterer Trainer Alper Kayabunar steigt als Spieler mit Türkgücü in die Landesliga Südost auf
Nach einem schleppenden Anfang ging es für den SV Türkgücü-Ataspor langsam wieder bergauf. In der Saison 2012/2013 gelang den Münchnern nach erfolgreichen Relegationsspielen gegen den TSV Bobingen und den TSV Grünwald unter Trainer Majid Aghajeri wieder der Aufstieg in die Landesliga. Damals ein Teil der Aufstiegsmannschaft war übrigens schon Alper Kayabunar, der später Chef-Trainer bei Türkgücü München werden sollte.
Nach dem Aufstieg etablierte sich der SV Türkgücü-Ataspor in den nächsten drei Jahren im Mittelfeld der Landesliga Südost.
SV Türkgücü-Ataspor: Geschäftsmann Hasan Kivran wird Präsident und investiert kräftig
Das Jahr 2016 war für den von türkischen Migranten gegründeten Verein dann womöglich das wegweisendste der Geschichte. Am 1. Januar 2016 wurde der Unternehmer Hasan Kivran als neuer Präsident bei Türkgücü-Ataspor gewählt und investierte fortan hohe Summen in den Münchener Klub. Das Ziel des Neu-Präsidenten war klar: Bis 2020 sollte Türkgücü-Ataspor in der Regionalliga Bayern spielen.
Saison | Platzierung (Liga) |
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2016/17 | 6. (Landesliga Südost) |
2017/18 | 1. (Landesliga Südost) |
2018/19 | 1. (Bayernliga Süd) |
2019/20 | 1. (Regionalliga Bayern) |
2020/21 | 13. (3. Liga) |
2021/22 | ohne Wertung (3. Liga) |
Bayernliga-Aufstieg mit Andreas Pummer und Neuzugängen wie Yilmaz, Pigl und Ex-Löwe Hofmann
In der ersten Saison gelang der Aufstieg in die Bayernliga noch nicht. Aufgrund dessen investierte der Präsident und Hauptinvestor Hasan Kivran fleißig weiter und holte unter anderem Andreas Pummer als neuen Hauptübungsleiter. Pummer trainierte zuvor jahrelang erfolgreich den FC Unterföhring in der Bayernliga. Vom FCU brachte Pummer fünf Neuzugänge mit, unter anderem die spätere Identifikationsfigur Yasin Yilmaz.
Andere namhafte Neuzugänge waren Pablo Pigl von Rot-Weiß Erfurt aus der 3. Liga oder Löwen-Legende Michael Hofmann. Mit der neu zusammengestellten Mannschaft gelang der Pummer-Truppe der Aufstieg in die Bayernliga. Die Entscheidung in der Meisterschaft fiel am vorletzten Spieltag, als der direkte Konkurrent SE Freising mit 1:3 besiegt wurde.
Durchmarsch in die Regionalliga - Änderung des Namens und Logos
In der Bayernliga angekommen, wurde der Kader im Sommer erneut durch neun neue Spieler verstärkt. Im Winter kamen sieben weitere Neuzugänge dazu, mit Orhan Akkurt beispielsweise ein weiterer Topspieler. Und so erreichte Hasan Kivran mit dem SV Türkgücü-Ataspor im Jahr 2019 sein erstes Etappenziel – den Aufstieg in die Regionalliga Bayern.
Nachdem Aufstieg in Bayerns höchste Amateurliga entschied sich der Verein bei einer Mitgliederversammlung, seinen Namen und sein Logo zu ändern. Fortan zierte das Wappen auch die bayerische Raute. Der SV Türkgücü-Ataspor wurde zu Türkgücü München umbenannt.
Profi-Fußball für Türkgücü: Aufstieg in die 3. Liga mit 1860-Legende Reiner Maurer
Auch für die Regionalliga Bayern gab es beim frisch umbenannten Verein wieder ein munteres Kommen und Gehen. Allen voran wurde mit Reiner Maurer ein erfahrener Trainer ins Boot geholt, dessen klare Mission der unmittelbare Aufstieg in die 3. Liga und mittelfristig in die 2. Bundesliga war. Der bisherige Cheftrainer Andreas Pummer blieb Maurer als Assistent erhalten.
In der Regionalliga Bayern war Türkgücü München erneut nicht zu stoppen und thronte vor der coronabedingten Unterbrechung der Saison haushoch über seinen Mitkonkurrenten. Da die Regionalliga Bayern für die Spielzeit 2020/21 einen direkten Aufstiegsplatz für die 3. Liga innehatte, meldete der BFV schlussendlich mit Türkgücü München den klaren Spitzenreiter als Drittliga-Aufsteiger.

Corona-Saison: Ex-TSV-1860-München Coach Alexander Schmidt übernimmt nach Maurer-Aus
Auch vereinstechnisch veränderte in dieser Zeit einiges. Hasan Kivran gliederte im Juli 2019 die Fußballabteilung als GmbH aus. Hauptgesellschafter wurde die HK (kurz: Hasan Kivran) Erste Vermögensverwaaltung & Beratung GmBH, die fortan 89 Prozent der Anteile hielt. An die 50+1-Regel hielt man dennoch, da der e. V. in der Gesellschafterversammlung nach wie vor die Stimmenmehrheit innehatte.
Im Frühjahr 2020 kam es zur einvernehmlichen Trennung zwischen Geschäftsführer Robert Hettich und dem Verein. Die Nachfolge trat der erst 23-jährige Maximilian Kothny an, der zuvor bereits im Verein tätig war.
Türkgücü München baut Kader für die 3. Liga – BFV verweigert Teilnahme am DFB-Pokal
Auch im Sommer 2020 rüsteten der neue Geschäftsführer Max Kothny und der Sportliche Leiter Roman Plesche wieder fleißig auf. 17 Neuzugänge, teils mit Zweit-, Bundesliga- oder Profierfahrung aus dem Ausland, fanden im Sommer 2020 den Weg an die Isar. Mit Yasin Yilmaz, der wohl nicht zur Spielphilosophie des neuen Coaches passte, ging auf der anderen Seite der Kapitän und Publikumsliebling der türkischstämmigen Fans.
Mit Alexander Schmidt wurde zudem ein neuer Trainer vorgestellt, der ebenfalls eine Löwen-Vergangenheit hat. Sein Trainerteam wird von den schon erwähnten Alper Kayabunar, Andreas Pummer und Torwarttrainer Michael Hofmann komplettiert.
Finanzielle Probleme: Sponsor Hasan Kivran springt ab
Auf wichtige Gelder musste Türkgücü mit dem Start in den Profi-Fußball aber verzichten. Der BFV meldete den FC Schweinfurt aus dem bayerischen Amateurbereich für den DFB-Pokal. Die Schnüdel waren in der Regionalliga Bayern Erster, nachdem Türkgücü München aus der Wertung genommen wurde.
Die finanziellen Probleme spitzten sich fortan zu. Vor allem da Investor Hasan Kivran Ende 2020 drohte sein Engagement einzustellen und stellte seine Anteile zum Verkauf. Sportlich stand der Verein zu diesem Zeitpunkt auf dem achten Tabellenplatz. Nach einem durchwachsenen Start in die Rückserie wurde zuerst Co-Trainer Andreas Pummer und anschließen Serdar Dayat als Chef-Trainer, der aus gesundheitlichen Gründen später wieder zurücktreten musste, installiert.
Zweites Jahr im Profi-Fußball: Türkgücü setzt auf unterschiedliche Trainer
Zur neuen Saison übernahm Petr Ruman den Verein, der in seine erste Profi-Saison auf Rang 13 beendete. Der Kader wurde erneut stark umgekrempelt, 17 Spieler wie der spätere Löwen-Spieler Albion Vrenezi schlossen sich dem Verein an. Ruman musste den Verein nach neun Spielen (Tabellenplatz zehn) wieder verlassen, es folgte ein Durcheinander auf der Trainerbank.
In der Saison 2020/21 standen neben Ruman, Peter Hyballa, interimsmäßig Alper Kayabunar und Andreas Heraf an der Seitenlinie. Doch vor allem die finanzielle Situation fiel Türkgücü München zunehmend zur Last.
Hasan Kivran springt als Sponsor ab – Türkgücü wird vom DFB bestraft
Hasan Kivran zog sich nach längerem Hin und Her schließlich als Investor zurück und da kein neuer Sponsor gefunden wurde, stellte Türkgücü im Januar 2021 einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
Aufgrund der fehlenden Liquidiät wurde der Verein vom DFB mit einem Punkteabzug von elf Zählern bestraft. Der Verein fiel auf den letzten Tabellenplatz zurück und auch in der Folge wurde kein neuer Investor gefunden. Schließlich musste der Verein den Spielbetrieb einstellen, alle 3.-Liga-Partien der Mannschaft wurden aus der Wertung genommen.
Neues Image nach Kivran-Aus? Akkay will „nachhaltige Strukturen“ und die Jugend fördern
Ab 2022 spielte Türkgücü München wieder in der viertklassigen Regionalliga Bayern. Zur neuen Saison übernahm wieder Alper Kayabunar als Chef-Trainer. Nach dem Kivran auch als Präsident nicht mehr zur Verfügung stand, folgte Taskin Akkay.
Der neue Präsident versprach nach seiner Wahl, beim Regionalligisten „nachhaltige Strukturen zu errichten“ und stärker auf die Jugend setzen. Mit der ersten Mannschaft plane man, sich zunächst in der Regionalliga Bayern zu etablieren.

Stadion-Frage bleibt ein Dauerthema bei Türkgücü München
Trotz großer Bemühungen konnte für Türkgücü bis jetzt noch keine dauerhafte Spielstätte ausfindig gemacht werden. In der Vergangenheit spielte die erste Mannschaft noch an der Bezirkssportanlage in der Heinrich-Wieland-Straße. In der Bayernliga legte der Verein seinen Heimspielort dann nach Heimstetten.
Beim Drittliga-Aufstieg 2020/21 nannte der Verein neben dem Grünwalder Stadion, auch das Münchner Olympiastadion und die Arenen in Burghausen Würzburg als mögliche Heimspielstätten. In den beiden letztgenannten Stadien trug Türkgücü allerdings kein Heimspiel aus.
Türkgücü spielt die meisten Heimspiele aktuell im Grünwalder Stadion
Zurück in der Regionalliga hoffte der Verein, zunächst auf einen dauerhaften Heimspielort. Nach diversen Absagen trägt Türkgücü den Großteil seiner Heimspiele im Grünwalder Stadion aus. Da der TSV 1860 München und die FC Bayern Amateure ebenfalls in Giesing spielen, trägt der Verein in der Rückrunde 2022/23 ein paar Heimspiele im ATS Sportpark in Heimstetten aus.