Florian Hechenrieders Abgang aus freien Stücken: „Ich kann gesund aufhören“

Er ist ein Dauerbrenner beim EC Peiting. Seit 13 Jahren steht Florian Hechenrieder beim Oberligisten zwischen den Pfosten. Doch nach dieser Saison ist für den 36-Jährigen Schluss. Möglicherweise kann dann ein Bezirksligist davon profitieren.
Peiting – Florian Hechenrieder hat schon vernommen, was ihn erwartet. Wer seine Karriere beim EC Peiting beendet, der bekommt zwangsläufig einen Anruf aus Bad Bayersoien. Im Dorf direkt hinter der Landkreisgrenze genießt Eishockey einen riesigen Stellenwert, es gibt dort nicht einmal einen Fußballverein. Frühere Größen der Region wie Simon Maier, Florian Barth oder Anton Saal, der aktuelle Trainer des ECP, haben in der Bezirksliga noch ein paar Gaudi-Jahre angehängt nach dem Ende ihrer höherklassigen Karrieren.
Offizielle Anfrage bei Hechenrieder aus Bad Bayersoien steht noch aus
Noch steht die offizielle Anfrage aus, wie Florian Hechenrieder berichtet. Aber er weiß sehr wohl vom Bayersoier Interesse, zumal er ja als Rottenbucher auf halber Strecke zwischen Dorf und Eisstadion (der ESV spielt in Peiting) wohnt. Auf dem Weg zu Training oder Spiel könnten ihn die Soier einfach einsammeln. „Da muss mir aber richtig langweilig werden“, scherzt der 36-Jährige, seit mittlerweile 13 Spielzeiten die Nummer eins im Peitinger Tor. Die aktuelle ist seine letzte. Hechenrieder hat das längst entschieden und verkündet.
Hechenrieder hört auf weil er will - nicht, weil er muss
Er muss nicht aufhören, aber er will. Das Leben eines Sportlers ist ein Abnutzungskampf des eigenen Körpers – und gerade Torhüter, die Beine, Füße, Hüfte über Gebühr belasten, verlieren den nicht selten. Hechenrieder aber sagt: „Ich kann gesund aufhören.“ Das ist viel wert für einen Familienvater, der gerade sein zweites Kind aufzieht. Dirk Nowitzki, der Basketballstar, hat voriges Jahr berichtet, dass er nicht einmal mehr mit seinen Kindern Fußball spielen könne. So ramponiert ist der Mann. Florian Hechenrieder verlässt das Eis mit einem funktionierenden Körper.
Vielspieler Hechenrieder bekommt von seinen Trainern vermehrt Pausen
In den vergangenen Saisons durfte er bereits kontinuierlich zurückfahren. Die Trainer gewährten dem früheren Vielspieler Pausen, da die Qualität der Ersatzleute stieg. „Ich wollte niemandem im Weg stehen.“ Andreas Magg, voriges Jahr noch Back-Up, bekam in Landsberg die Stelle als Nummer-eins-Goalie – seine Referenzen aus Peiting sprachen für sich. Er habe sich die Stelle verdient mit guten Leistungen, lobt Florian Hechenrieder.
Hechenrieder hängte noch eine Saison dran - mit Erlaubnis seiner Frau
Mit Konrad Fiedler holte der EC Peiting ein weiteres Talent. „Ein Glücksgriff“, wie der Rottenbucher findet. Anfangs konnte niemand wissen, ob der Konny das schon packt, mit 20 Jahren Stammgoalie in der Oberliga. Das Risiko war den Peitinger Verantwortlichen dann wohl doch zu groß. Sie überredeten Florian Hechenrieder für eine weitere Saison. Beziehungsweise hatte der Torwart seine Frau zu überreden, weil das zweite Kind gerade erst geboren worden war. „Ich hab’ die Freigabe bekommen.“
Ungewohntes Gefühl: Sportlicher Wettstreit um Spielzeit
Florian Hechenrieder erlebt in seiner Abschiedssaison, was er seit ewigen Zeiten nicht mitgemacht hat: einen sportlichen Wettstreit um Spielzeit. Früher, in seinen Anfangsjahren bei den Profis, war er stets der Herausforderer gewesen in der Zweiten Liga für den SC Riessersee. Über lange Sicht „war mir das zu langweilig, als Back-Up nach Bremerhaven zu fahren“, sagt Hechenrieder. Er wollte spielen.
Unter mehreren Angeboten wählte er Peiting als beste Option aus. Nebenher ließ er sich zum Anlagenmechaniker im Heizungsbau ausbilden. Das letzte Kapitel seiner Laufbahn schreibt Kollege Fiedler mit. Beide teilen sich praktisch die Einsätze, der Trainer entscheidet von Woche zu Woche. Beim Konny sehe man die gute Torhüterschule. „Der ist so weit“, schwärmt Hechenrieder. „Das einzige, was ihm fehlt, ist die Spielpraxis.“
Hechenrieder wird zunehmend zum Mentor für den jüngeren Torhüter
Zwangsläufig rutscht der Routinier in die Rolle des Mentoren. Aber mehr als ein paar kleine Tipps im Spiel könne er Fiedler gar nicht geben. „Der ist gut aufgestellt“, so Hechenrieder. Wie es in den Play-offs aussieht, wer da den Vorzug erhält, ist noch ungewiss. Der Platz an der Bande, als Zuschauer, ist jedenfalls nichts für Florian Hechenrieder. Da sei er bei knappen Duellen viel angespannter als auf dem Eis. „Im Tor ist es so: Wenn die Scheibe eingeschmissen wird, geht das weg – und du bist am gewohnten Platz.“
Ich will erst einmal Ruhe haben.“
Bei seinem letzten Tanz wünscht sich Hechenrieder nochmals einen langen Play-off-Lauf. „Einmal als Turniermannschaft überraschen“, sagt er. Alles, was danach kommt, ist eh vorgezeichnet. Florian Hechenrieder wird nur noch als Mechaniker arbeiten und seine Kinder großziehen. Langeweile fürchtet er nicht. Nach stressigen Jahren wünscht er sich nur eins: „Ich will erst einmal Ruhe haben.“