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Berühmt und dennoch unbekannt: Ex-NHL-Star Kühnhackl steht erstmals im WM-Kader

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Von: Günter Klein

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Tom Kühnhackl spielte meist in der NHL statt für Deutschland. 2016 schoss er die DEB-Auswahl jedoch ins Olympia-Glück
Tom Kühnhackl spielte meist in der NHL statt für Deutschland. 2016 schoss er die DEB-Auswahl jedoch ins Olympia-Glück. © Stefan Diepold/eishockey-online.com/dpa

Tom Kühnhackl spielt bei der Eishockey-WM 2021 erst zum zweiten Mal für die Nationalmannschaft. Der zweifache Stanley-Cup-Champ hat erst fünf Länderspiele auf dem Konto.

Nürnberg/München – Tom Kühnhackl hat zweimal den Stanley Cup gewonnen, damit steht er in der deutschen Eishockey-Geschichte ganz weit oben, und berühmt ist der 29-Jährige durch seinen Nachnamen sowieso. Doch wie viele Länderspiele hat der Sohn des deutschen 20.-Jahrhundert-Spielers Erich Kühnhackl in seiner Vita stehen? Es sind erst fünf. Das ist ein Missverhältnis.

Kühnhackl junior und die deutsche Nationalmannschaft, zu deren Aufgebot für die Eishockey-WM 2021 (ab 21. Mai) er gehört – sie sind erst einmal zusammengekommen. Im Herbst 2016 war das. Für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen 2018 standen auch die Akteure aus der National Hockey League zur Verfügung. Diesem außerordentlich namhaften Team stand auch Kühnhackl zur Verfügung, der zwei Vorbereitungs- und die drei Quali-Partien in Riga bestritt. Im entscheidenden gegen Lettland erzielte er das Siegtor. Von tollen Erinnerungen an Riga spricht er daher – „und an das, was danach passiert ist“. Nur leider ohne ihn und die NHL-Fraktion. Denn die Nordamerika-Profis erhielten keine Freigabe für Pyeongchang, wo die aus DEL-Cracks bestehende Nationalmannschaft olympisches Silber gewann.

Tom Kühnhackl bei der Eishockey-WM 2021: Seine besten Jahre waren 2016 und 2017

2016 – fantastisches Jahr: Tom Kühnhackl schoss die Deutschen Richtung Olympia-Glück, nachdem er zuvor mit den Pittsburgh Penguins den Stanley Cup gewonnen hatte. 2017 war er erneut dabei, zweiter Cup-Gewinn. 2018 (Pittsburgh) und 2019 (New York Islanders) stand er wieder in den Playoffs, und die überschneiden sich mit der Weltmeisterschaft, bei der er folglich noch nie war: „Es ist drüben immer schwierig, dass es hinhaut.“ 2010, da war er 18, hatte Tom Kühnhackl sich dazu entschlossen, in Amerika Eishockey zu spielen. Das Interesse in Deutschland, das er 2009 als Förderlizenzspieler bei den Augsburger Panthern mit vier DEL-Einsätzen befeuert hatte, ließ nach. Jahrelang wurde von Kühnhackl keine Notiz genommen.

Sein Weg war lang und beschwerlich. Der in Deutschland bekannte Name verschaffte ihm in den USA keinen Vorteil. Er musste auch eine andere Rolle annehmen, als er sie aus den deutschen U-Nationalteams und den Landshuter Schüler- und Jugendmannschaften kannte. In AHL und erst recht der NHL wurde aus dem Offensivstürmer der Rollenspieler. Tom Kühnhackl wurde meist in den Reihen eingesetzt, die dafür sorgen sollen, dass die Top-Stürmer der Gegners kein Unheil anrichten.

Er hat es mit Bundestrainer Toni Söderholm noch nicht ausgekartet, ob er sich im Nationalteam offensiv wird ausleben können. Er sagt: „Ich bin auch zufrieden, in einer Shutdown-Reihe zu spielen. Wir haben viele offensiv talentierte Spieler.“ Viele kennt er nur vom Namen, er hat meist nur verfolgt, was der Deutsche Eishockey-Bund an Social-Media-Inhalten teilte.

Tom Kühnhackl bald wieder in Deutschland? Es gäbe gute Gründe dafür

Dass er für die deutsche Nationalmannschaft nun greifbar wurde, hat auch mit Tom Kühnhackls veränderter sportlicher Situation zu tun. Bei den New York Islanders wurde er als nicht mehr gut genug für die NHL befunden, dazu trug bei, dass eine Schulterverletzung wieder aufbrach. Fit gemacht hat ihn nun Dennis Seidenberg, ein anderer deutscher Stanley-Cup -Gewinner, der in der Organisation der Islanders arbeitet (und 2016 auch bei der Olympia-Qualifikation spielte). Tom Kühnhackl bekam wenigstens einen Vertrag für die American Hockey League, bei den Bridgeport Sound Tigers. „Es waren nur 24 Spiele, wir haben je zwölf Mal gegen die gleiche Mannschaft gespielt, und Playoffs gab es auch nicht. Doch ich war froh, wieder auf dem Eis zu stehen.“ Zuletzt sei es ganz gut für ihn gelaufen, doch ausgelastet hat ihn diese verkürzte Saison nicht. Er muss noch etwas tun. Auch um für sich zu werben.

Kommt noch ein Vertrag in der NHL? Oder wählt er wie Korbinian Holzer (33), der es leid war, dass er sich „von Einjahres- zu Einjahres-Vertrag hangeln“ musste und daher das sichere Angebot der Adler Mannheim annahm, die Rückkehr nach Deutschland? Auch dafür gäbe es Gründe, und sie sind nicht nur sportlicher Natur. Vater Erich beging vergangenes Jahr einen traurigen 70. Geburtstag, weil seine Frau kurz davor gestorben war. „Ich habe heimfliegen müssen, weil da was passiert war“, umschreibt Tom den Tod der Mutter. Das Verhältnis zu den Eltern war stets eng. Vater und Mutter waren dabei, als Tom in der NHL seine großen Erfolge feierte.

In der DEL hat er erst die zwölf Jahre alten paar Spiele mit Augsburg. Der EHC München war dann mal an ihm interessiert. 2014, als man dachte, er würde seinen NHL-Traum nicht realisieren können. Er hielt aber durch. Jetzt liegen die Dinge anders. „Ich denke nicht zu weit voraus“, sagt Kühnhackl. Bei der WM stellt er sich ins Schaufenster. Sein Länderspielkonto wird er gewaltig aufstocken.

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