Neuer GF Tölzer Löwen: Sportskanone im Haifischbecken

Fabian Schlager übernimmt Löwen-Chefposten von Ralph Bader – Kündigung mit Nachspiel
Bad Tölz – Eigentlich wollte er um einen Job als Trainer im Tölzer Nachwuchs verhandeln. Doch es kam anders. Plötzlich findet sich Fabian Schlager mitten drin im Haifischbecken Tölzer Löwen wieder. Ein Haifischbecken, das schon so manchen Geschäftsführer verschlungen hat. Zuletzt Ralph Bader (wir berichteten), dem der 28-jährige Tölzer nun als Geschäftsführer der Tölzer Eissport-Gesellschaft nachfolgt.
Sportskanone im Haifischbecken
Auf Bader kommt nun wohl größeres Unbill zu. Im Nachgang – nach Prüfung etlicher Rechnungen, Belege und Zahlungsvorgänge, hat sich ECT-Präsident Hubert Hörmann nun entschieden, seinerseits die fristlose Kündigung auszusprechen. „Das mussten wir tun.“ Konkrete Gründe wollte der Vorsitzendes des Hauptvereins EC Bad Tölz nicht nennen. „Aber wir werden alle notwendigen Schritte gehen müssen.“ Sonst werde man es wie auf dem Eis handhaben: „Hart, aber fair.“
Jüngster Geschäftsführer aller Zeiten
Nicht gerade die leichtesten Startvoraussetzungen für Schlager, mit 28 Jahren der mit Abstand jüngste TEG-Geschäftsführer aller Zeiten. „Mir ist die Situation bewusst, ich liebe Herausforderungen, ein Job ohne Herausforderungen ist gar kein richtiger Job, ich weiß, was auf mich zukommt.“
Viel Erfahrung - im Sport und im Beruf
Der Tölzer, bisher Co-Trainer der DNL-Mannschaft, hat trotz seiner jungen Jahre bereits einschlägige Erfahrung – sowohl sportlich als auch beruflich. Er spielte im Nachwuchs des ECT bis zur ersten Mannschaft in der Oberliga. Verletzungen verhinderten höhere Weihen. Dann verteidigte er für Geretsried in der Bayernliga unter dem damaligen Trainer Florian Funk, vor sechs Jahren wurde er Assistent desselben Trainers in der DNL. Nebenher machte Schlager – Großcousin des Tölzer Kapitäns – eine Ausbildung bei der Sparkasse, arbeitete zuletzt zwölf Jahre lang als Vermögensberater, bis er zuletzt kündigte – unabhängig von der TEG-Position. Nebenher machte er einen Bachelor in Wirtschaftspsychologie.
Er kennt sich also nicht nur mit Finanzen aus – keine schlechte Voraussetzung für die Führung eines Eishockey.-Oberligisten – sondern auch mit Verhandlungen und Kundenkontakt. „Ich musste mich oft mit Kritik auseinandersetzen, weiß mit Stress umzugehen, ich glaube ich kann damit umgehen, wenn man auf mich einzuwirken versucht.“ Auch Verhandlungen mit Firmen und potenziellen Geldgebern habe er im Kreuz.
„Ich musste mich oft mit Kritik auseinandersetzen, weiß mit Stress umzugehen, ich kann mit Anfeindungen umgehen.“
Sein Ziel ist es, wieder Begeisterung fürs Tölzer Eishockey zu wecken. Dazu gehört, nicht nur eine schlagkräftige Mannschaft aufzustellen. „Sondern vor allem muss der Eishockeyabend wieder zu etwas Besonderem werden.“ Der Stadion-Besuch müsse nicht nur ein Erfolgserlebnis oder packende Spiele liefern, sondern solle auch ein Erlebnis sein. Schlager möchte nicht nur mittlere und große Sponsoren ein Engagement schmackhaft machen. „Uns sind vor allem auch die vielen kleinen und mittleren Betriebe wichtig.“ Denen möchte er nicht nur Projektionsfläche und Wertschätzung bieten. Sondern im Gegenzug vielleicht auch etwas bieten, zum Beispiel Unterstützung bei der Mitarbeitersuche. „Warum sollten sie nicht mal die Gelegenheit bekommen, auf dem Eis bei einer Trainingseinheit um Auszubildende zu werben?“
Dazu passt auch, dass die Löwen nun auch wieder am Abend trainieren, damit die Spieler neben Ausbildung und Beruf zu den Übungseinheiten können. Schlager hat viele Ideen, kommt trotz seiner jungen Jahre recht abgeklärt und wenig blauäugig rüber. „Ein Hoffnungsträger, der uns nun wieder in ruhiges Fahrwasser bringt“, hofft Josef Hintermaier, 2. ECT-Vorsitzender.
Steigerung beim Miteinander im Tölzer Eishockey
Schlager liegt auch die Verzahnung von erster Mannschaft und Nachwuchs im Hauptverein am Herzen. „Das soll ein komplettes Miteinander werden.“ Das helfe den Löwen bei der Kaderzusammenstellung, die bereits im Gange ist. Die vorhandenen Angebote werden trotz des Umbruchs beibehalten, teilweise wohl auch geprüft. Schlager hat allerdings auch schon jede Menge neuer Spieler abtelefoniert. „Keine jungen, die haben wir selbst, eher solche in meinem Alter, die allesamt eine Verbindung zu Tölz aufweisen.“ Ein paar Dutzend hat er bereits abgeklappert. Daraus könnte ein guter Mittelbau für die Mannschaft entstehen.
Ein „Sohn der Berge“
Er selbst ist voller Begeisterung bei der Sache, möchte einen offenen Umgang mit Geschäftswelt, Fans und Unterstützern. „Ich nehme gerne jede Expertise an, die uns weiterbringt, und finde es großartig, meine beruflichen Fähigkeiten mit meiner Leidenschaft fürs Eishockey zu verbinden.“ Dabei sei er nicht nur in Spieler- und Vereinskreisen gut vernetzt. Sondern hat durch seine Tätigkeit bei der Sparkasse auch Verbindungen in die Wirtschaft. Seine sportliche Leidenschaft geht dabei weit über das Eishockey hinaus, Schlager ist ein echter „Sohn der Berge“. „Ich liebe die Berge, ich finde es großartig bei uns.“ Er geht begeistert Skitouren, läuft oder fährt mit dem Mountainbike auf die Gipfel, macht regelmäßig Urlaub in den Bergen.
Berge versetzen muss Schlager nun allerdings, wenn er die Tölzer Löwen wieder in die Erfolgsspur bringen will. Hörmann ist zuversichtlich: „Es ist irgendwie auch ein Generationenwechsel“, sagt der Eisclub-Präsident. „Er bringt viel Energie hinein, hat neue Ideen, ist bestens ausgebildet, ich glaube fest an ihn.“ Ähnliche Worte hat er allerdings noch bei fast jedem neuen Geschäftsführer gefunden.