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Hasan Salihamidzic: „Top-Leistung allein reicht nicht“
München - Hasan Salihamidzic spricht im Interview mit dem Münchner Merkur über Bayerns Chancen in Europa, das Gastspiel seines VfL Wolfsburg und seine Zukunft in München.
Von 1998 bis 2007 wirbelte Hasan Salihamidzic (35) für den FC Bayern. Am heutigen Samstag kehrt der einstige Publikumsliebling mit Wolfsburg an die alte Wirkungsstätte zurück.
Hm, das kann ich wohl erst nach dem Spiel beantworten. Im Hinspiel haben wir gut agiert und meiner Meinung nach Pech gehabt, weil uns ein reguläres Tor verweigert wurde und wir ja erst ganz am Schluss das 0:1 kassiert haben. Nach dem 1:3 von Bayern in Gladbach könnte man schon sagen: Okay, die sind nicht gut drauf, sie haben ja auch wirklich nicht gut gespielt – auf der anderen Seite müssen sie halt jetzt auch eine Reaktion zeigen. Da ist Bayern immer gefährlich. Wir müssen auf uns schauen. Und wenn jeder bei uns 110 Prozent gibt, ist für uns auch in München etwas drin.
(lacht) Ja, inzwischen kenne ich alle, wir sind ja jetzt auch schon einen guten Monat zusammen. Natürlich ist so etwas ungewohnt, im Winter so viele neue Spieler, aber wir haben ja auch im Sommer nicht wirklich viele geholt. Die Jungs bringen alle Qualität mit, und wir haben keine gute Vorrunde hinter uns. Da ist es doch ganz normal, dass der Verein reagiert. Wir sind jetzt sechs Punkte von einem Europa-League-Platz entfernt, das gibt Hoffnung. Zum Rückrundenstart haben wir gewonnen, da wollen wir nun gegen die Bayern anknüpfen.
„Die müssen sich doch mal den Frust von der Seele saufen“: Die besten Sprüche von Uli Hoeneß
Ich habe ihm alles zu verdanken. Wir kennen uns seit 18 Jahren, als er mir in Hamburg die Chance gegeben hat, im Profifußball Fuß zu fassen. Felix Magath wird immer Felix Magath sein, aber natürlich hat er sich in all den Jahren weiterentwickelt. Er redet heute wesentlich mehr mit der Mannschaft als damals.
(grinst) Ich habe ja gesagt, er hat sich weiterentwickelt.
Ach, ich kann da nur für mich sprechen und muss sagen: Ich kenne mich da gar nicht aus. Ich bin 35, ich bin eine andere Generation und gehöre noch zur alten Schule. Ich telefoniere und schreibe SMS, das genügt mir. Der Rest sind Nebenbeschäftigungen, das muss jeder für sich entscheiden. Mein Ding ist das nicht. Ich glaube allerdings auch, dass die Aufregung typisch für München ist – rund um den FC Bayern ist ja praktisch jedes Thema ein Aufreger, gerade, wenn es mal nicht läuft.
FC Bayern: Ex-Profis als Trainer
Über den Sommer hinaus denke ich jetzt noch nicht. Wie sagt der Franz immer? „Schaun mer mal!“ Ich bin fit, habe Spaß, ich muss nicht mit meinem Körper kämpfen – toi, toi, toi. Mein Glück ist, dass ich auf eine super Karriere blicken kann. Ich habe viel gewonnen, als Krönung die Champions League, das kann mir keiner mehr nehmen. Ich bin ein sehr, sehr glücklicher Mensch. Alles, was jetzt noch im Fußball kommt, ist Bonus.
Ach, das ist noch weit weg. Ich habe meinen Kopf noch voll auf dem Platz. Natürlich habe ich mit Uli einen guten Kontakt, aber wir sprechen über andere Sachen als meine Zukunft. Ich werde auf jeden Fall nach meiner Karriere in München leben, meine Kinder sollen hier zur Schule gehen. Was der Papa dann macht, sehen wir dann schon.
„Effenberg zu Bayern – warum nicht?“
Effe war unser Kapitän, er ist immer einer gewesen, der eine Meinung vertritt und ein Gesicht hat. Wir alle müssen uns immer sagen: Wir können vielleicht ganz gut Fußball spielen, aber nach der Karriere müssen wir alle wieder von vorn anfangen. Da muss man ein paar Jahre Erfahrungen sammeln und sich orientieren. Uli Hoeneß ist auch nicht von heute auf morgen der beste Manager der Welt geworden. Stefan ist ein intelligenter Gesprächspartner, er hat sich gut entwickelt. Warum sollte er nicht beim FC Bayern eine Rolle spielen?
Ab der K.o.-Phase musst du jedes Spiel top, top, top sein – nur Top-Leistung allein reicht nicht, weil jetzt die harten Brocken kommen. Die Bayern sind super durch eine schwere Gruppe marschiert, für mich gehören sie zu den vier besten Mannschaften in Europa. Aber auf dem Weg ins Finale kommt es immer darauf an, dass man Barcelona am besten meidet. Die sind unangefochtene Spitze.
Natürlich hat man das als Spieler im Hinterkopf, das ist ja auch eine schöne Motivation. Aber mein Tipp ist ganz klar: Immer von Spiel zu Spiel denken. Sonst stolperst du über deine eigenen Beine. Es ist noch ein langer Weg und es wäre jetzt falsch, schon vom Finale zu reden. Aber natürlich würde ich mich für Bayern freuen.
Es ist ein Vierkampf und wird für keinen leicht. Aber Bayern hat die meiste Qualität im Kader – zum Titel geht es nur über den FC Bayern.
(lacht) Oje, ja wirklich, da muss ich aufpassen. Aber ich weiß schon – ich muss diesmal rechts rumgehen. Das ist wirklich ungewohnt: Ich werde mich schon in den Katakomben auf meine Laufwege konzentrieren müssen . . .
Nein, leider noch immer nicht. Und den Trainer frage ich lieber erst gar nicht – ich kann ihm doch nicht beim Kartenspielen das Geld aus der Tasche ziehen (lacht).
Interview: Andreas Werner