Experte: "Freiheitsstrafe für Hoeneß zwingend"

München - An einer Freiheitsstrafe für Uli Hoeneß geht nach Ansicht von Steuergewerkschafts-Chef Thomas Eigenthaler kein Weg mehr vorbei.
Experten sehen schwarz für Uli Hoeneß. „Eine Freiheitsstrafe ist für mich absolut zwingend“, sagte Steuergewerkschafts-Chef Thomas Eigenthaler dem Bayerischen Rundfunk. „Ob sie jetzt noch zur Bewährung ausgesetzt werden kann, daran habe ich ganz, ganz starke Zweifel.“
„Ich war erschüttert, als ich dieses hohe Ausmaß an Steuerhinterziehung vernahm“, sagte Eigenthaler. „Was mich ebenso entsetzt, ist, dass Hoeneß offenbar Steuerfahndung und die Staatsanwaltschaft ein Jahr im Unklaren gelassen hat, ja geradezu an der Nase herumgeführt hat.“
Uli-Hoeneß-Prozess: Live-Ticker am Tag nach dem Urteil
Der Jurist und FDP-Politiker Wolfgang Kubicki glaubt ebenfalls nicht an eine Bewährungsstrafe. „Die Zahl alleine, 18 Millionen Euro, ist so schwerwiegend, das mir der Glaube momentan fehlt, dass er eine Bewährungsstrafe erhalten kann“, sagte der stellvertretende Parteivorsitzende der FDP am Montag im Deutschlandfunk.
Der mit deutschen Wirtschaftsführern besetzte Aufsichtsrat der FC Bayern München AG hält sich mit Äußerungen zur Zukunft des Vorsitzenden Hoeneß zurück. Das Verfahren laufe noch, sagte Audi-Chef Rupert Stadler auf der Bilanzpressekonferenz des Autobauers am Dienstag in Ingolstadt. Es bedürfe einer „letztinstanzlichen Entscheidung“, erklärte Stadler. Audi ist neben dem Sportartikelhersteller Adidas und dem Versicherungskonzern Allianz am FC Bayern als Investor beteiligt. Neben Stadler sitzt unter anderem auch VW-Chef Martin Winterkorn im Aufsichtsrat.
"Uli Hoeneß hat Steuern in einem unvorstellbaren Ausmaß hinterzogen"
Zudem mehren sich die Forderungen nach harten Konsequenzen für den FC-Bayern-Präsidenten. Der Chef der Linkspartei, Bernd Riexinger, verlangte Hoeneß' sofortigen Rückzug von seinem Vereinsamt. "Uli Hoeneß hat Steuern in einem unvorstellbaren Ausmaß hinterzogen. Der Name Hoeneß wird zur neuen Maßeinheit für Steuerflucht werden", sagte Riexinger der "Rheinischen Post"(Dienstagsausgabe). "Er kann nun keinesfalls weiter an der Spitze des FC Bayern bleiben. Ehrlich machen heißt zurücktreten."
Hoeneß hatte zum Prozessauftakt am Montag ein Geständnis abgelegt. Er gab durch seinen Verteidiger überraschend zu, mindestens 18,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben. Die Staatsanwaltschaft war dagegen von 3,5 Millionen Euro ausgegangen. Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) zeigte sich von der Summe des Steuerbetrugs überrascht. Die "noch einmal vervielfachte Summe macht einen fassungslos", sagte Walter-Borjans den "Ruhr Nachrichten" vom Dienstag. Beim Strafmaß dürfe "die Prominenz keine Rolle spielen".
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Die Juso-Bundesvorsitzende Johanna Uekermann vertrat die Auffassung, bei einer solchen Summe dürften "keine strafmildernden Umstände zugelassen werden". "Steuerhinterziehung ist kriminell und muss bestraft werden", sagte die SPD-Politikerin "Handelsblatt Online". Hoeneß müsse als Präsident des FC Bayern München zurücktreten.
dpa/AFP