Ballack, Bobic, Kuntz schießen sich nach EM-Aus auf Löw ein: „Das war Alibi!“

Nach dem Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-EM 2021 steht Joachim Löw schwer in der Kritik - nicht nur wegen seiner Taktik gegen England.
München/London - Deutschland ist raus aus der paneuropäischen Fußball-EM 2021, und Joachim Löw muss sich nach seinem letzten Länderspiel als Bundestrainer unangenehme Fragen gefallen lassen. Die Aufstellung, die Taktik, die Wechsel - all diese Punkte wurden nach dem ernüchternden 0:2 des DFB-Teams im Achtelfinale gegen England kritisch analysiert.
Nach Aus Deutschlands bei Fußball-EM 2021: Joachim Löw wegen Taktik und Wechseln in der Kritik
„Das ist ein bisschen ernüchternd. Man fühlt sich ohnmächtig“, sagte zum Beispiel Ex-Nationalspieler Michael Ballack bei MagentaTV und meinte weiter: „Ich verstehe nicht, warum der Bundestrainer so lange wartet mit einer Umstellung. Warum, weiß keiner! Man konnte darauf warten, dass wir in Rückstand geraten.“
Was der einstige Capitano des DFB-Teams und Spieler des FC Bayern München meinte? Bis zur 87. Minute hatte Löw trotz Rückstands erst einmal gewechselt, als er nach 68 Minuten den völlig blassen Timo Werner durch Serge Gnabry ersetzte. Erst drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit folgte ein Doppel-Wechsel - Leroy Sané und Emre Can kamen für Robin Gosens und Matthias Ginter in eine Partie, die nach dem 0:2 durch Harry Kane (86.) entschieden war. Schließlich brachte der 61-jährige Badener den 18-jährigen Jamal Musiala (FC Bayern) erst in der Nachspielzeit für dessen Münchner Klubkollegen Thomas Müller.
Im Video: Joachim Löw spricht nach Aus bei EM 2021 von „großer Enttäuschung“
Sehen so Impulse aus? „Das bringt gar nichts“, meinte Hertha-Manager und 1996-Europameister Fredi Bobic bei MagentaTV: „Das war Alibi, das bringt gar nichts. Du hast fünf Wechsel. Das muss sich der Bundestrainer vorwerfen lassen. Auch in der Vergangenheit waren seine Wechsel schon fragwürdig.“ Kritik gab es auch aus den eigenen Reihen, konkret von U21-Nationalcoach Stefan Kuntz, der als Experte bei der ARD im Studio saß.
„Es hat nicht so ausgesehen, als wäre eine verschworene Einheit auf dem Platz. Das, was du für Erfolg brauchst. Es ist kein Funke übergesprungen“, sagte der 58-jährige Ex-Bundesliga-Spieler und kritisierte: „Wir können die Dreierkette diskutieren. Wir sind in vier Spielen viermal in Rückstand geraten.“ Zur Einordnung: Löw hatte auch gegen die „Three Lions“ an besagter Dreierkette festgehalten, obwohl sich diese bei der EM 2021 schon in den Spielen zuvor als enorm anfällig erwiesen hatte.
Fußball-EM 2021: Joachim Löw hielt mit DFB-Team an Dreierkette fest - trotz der Gegentore
„Es ist frustrierend. Wir haben in allen vier Spielen die gleichen Fehler gemacht“, meinte Nationaltorhüterin Almuth Schult bei der ARD. Ihrer Meinung nach habe die Rückwärtsbewegung nach Ballverlust auf den Außen überhaupt nicht geklappt. Tatsächlich: Wie schon gegen Frankreich (0:1), Portugal (4:2) und Ungarn (2:2) resultierten die Gegentore der deutschen Nationalmannschaft bei der Pleite in London gegen England aus offenen Flanken, weil die Außenspieler nicht rechtzeitig einrückten und/oder der Gegner Überzahl hatte. Am Ende blieb vor allem eines - harsche Kritik an den Entscheidungen von Joachim Löw. (pm)