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„Schrei mich nicht an“: Kramer wehrt sich gegen Mertesacker-Attacke im ZDF

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Von: Stefan Schmid

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Die Niederlage der DFB-Elf ist auch im ZDF-Sportstudio ein Reizthema. Dort geraten Per Mertesacker und Christoph Kramer in einen hitzigen Schlagabtausch.

Mainz/München - Auch noch am Tag nach der Auftaktniederlage der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2022 erhitzt die Art und Weise des Auftritts der DFB-Elf die Gemüter. Nach dem Spiel zwischen Uruguay und Südkorea sezieren die TV-Experten Per Mertesacker und Christoph Kramer im ZDF-Sportstudio nochmals die 1:2-Pleite Deutschlands. Plötzlich erhebt Mertesacker in der Diskussion deutlich die Stimme, der sich scheinbar besonders an einer Formulierung Kramers gestört hat.

Christoph Kramer: „Dass du zwei Siege brauchst, das ist klar“

Anfangs drehte sich das Gespräch der zwei Experten mit Moderator Jochen Breyer noch um die Chancen der DFB-Elf auf das Weiterkommen in die K.-o.-Runde. Breyer skizzierte den wahrscheinlichen Fall, dass Japan sein zweites Gruppenspiel gegen die wohl schwächste Mannschaft der Gruppe E, Costa Rica, gewinnen würde. Logische Schlussfolgerung des Moderators: Deutschland muss gegen Spanien gewinnen, sonst ist nach dem zweiten Spieltag schon Schluss für die deutschen WM-Hoffnungen.

Per Mertesacker und Christoph Kramer geraten im ZDF-Sportstudio aneinander.
Per Mertesacker und Christoph Kramer geraten im ZDF-Sportstudio aneinander. © Screenshot ZDF-Sportstudio

Den daraus folgenden Druck auf die Spieler von Hansi Flick wollte Christoph Kramer aber nicht überbewerten. „Das sind alles Fußball-Profis, die ewig im Geschäft sind. Wenn die eines kennen, dann ist da Druck. Da fällt jetzt keiner zusammen oder kann einen Tag vorm Spiel nicht schlafen, weil er am Sonntag Druck hat“, ordnet der Gladbacher die Situation der Spieler ein.

„Schrei mich nicht an“: Kramer reagiert im ZDF auf Mertesacker-Explosion

Damit es bei der Partie gegen Spanien mit dem dann möglicherweise zwingenden Dreier klappt, sieht Mertesacker besonders an einer Stelle deutliches Steigerungspotenzial. „Schaffen wir es über 90 Minuten, diese Disziplin aufrechtzuerhalten, das ist für mich die entscheidende Frage. Und im Moment haben wir diesen Nachweis nicht gehabt“, stellt der Chef der Arsenal-Nachwuchsabteilung den Faktor Disziplin in den Vordergrund. Kramer setzt zur Replik an, kann diese aber nicht zu Ende bringen: „Ich muss sagen, ich lasse diese ganzen emotionalen Faktoren …“ – dann fällt ihm Mertesacker ins Wort.

Die von Kramer formulierten „emotionalen Faktoren“ scheinen den ehemaligen DFB-Verteidiger offenbar auf die Palme zu bringen. „Das ist nicht mit emotionalen Faktoren. Disziplin heißt: defensive Disziplin. Und wir haben Prinzipien fallen lassen in den letzten 20 Minuten“, unterstreicht Mertesacker, nun beinahe schreiend, seine Position. Kramer braucht aber nur eine Sekunde, um sich zu fangen. „Schrei mich nicht an“, kontert dieser mit einem amüsierten Lächeln in Richtung von Jochen Breyer.

Kramer schießt gegen unsachliche Kritiker

Der Grund für die Explosion von Mertesacker ist scheinbar die unterschiedliche Einordnung von „Disziplin“ in den Fußball-Kosmos. Während Kramer dies wohl mehr als einen weichen, in seinen Worten „emotionalen Faktor“, ansieht, gehört dies für Mertesacker offenbar zu den fußballerischen Hard-Skills: „Disziplin, wenn ich das sage, hat nichts mit Mentalität zu tun. Das sind Prinzipien, die wir nicht eingehalten haben, deshalb haben wir verloren.“

Dass die deutsche Mannschaft in ihrem fußballerischen Auftreten schlicht zu schwach war, dem stimmt auch Kramer zu. Dabei verpasst er es aber nicht, gegen die in seinen Augen wohl unsachlich daherkommende Kritik auszutreten. „Jetzt kommt ja schon die ganze Zeit: Konzentration, Überheblichkeit, den Gegner nicht ernst genommen, nicht auf Fußball konzentriert, weil wir ein Zeichen gegen die FIFA gesetzt haben. Das ist Quatsch! Es gibt ein paar Wahrheiten zu dem Spiel und wir müssen uns was einfallen lassen, wenn uns ein Gegner mannorientiert presst.“

ZDF-Moderator Breyer versöhnlich – Kramer süffisant

Nachdem sich die beiden Experten wieder beruhigt haben, ergreift Jochen Breyer, der eigentlich nur zum nächsten Beitrag überleiten wollte, nochmal das Wort. Anschließend an die Kritik von Kramer am deutschen Spiel, will der Moderator zu einem versöhnlichen Ende kommen. Auf seine Beipflichtung „es hatte ja sportliche Faktoren, das hatte Per ja gerade auch sehr, sehr gut erklärt“ erwidert Kramer süffisant: „wirklich gut“.

Die darauffolgende Unterbrechung in Form eines Beitrages dürfte vor allem Breyer sehr gelegen gekommen sein, der mit einer solch aufgeheizten Stimmung nicht gerechnet haben dürfte. Aber Kramer und Mertesacker dürfte die Pause nicht ungelegen gekommen sein. Denn die beiden verbrachten noch etliche Stunden gemeinsam im Sportstudio. (sch)

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