Katars PR-Kampagne funktioniert: Feiernde Argentinier und Marokkaner – und die Deutschen sind weg

Die WM läuft ganz nach dem Geschmack von Katar. Im Emirat jubeln Fußball-Fans aus Argentinien und Marokko und nicht die überkritischen Deutschen. Ein Kommentar.
Doha – Das WM-Finale am Sonntag fällt auf Katars Nationalfeiertag. Die Woche wurde gestern mit massiver Beflaggung öffentlicher Gebäude eingeläutet, es geht nun in die finale Phase des Turniers und vor allem einer großen staatlichen PR-Kampagne. Und man kann jetzt schon bilanzierend sagen: Katar hat bekommen, was es wollte.
WM 2022 in Katar |
20. November bis 18. Dezember |
64 Spiele |
32 Teilnehmer |
Acht Stadien |
Marokko und Argentinien im WM-Halbfinale sind Katars großes Glück
Bis vor wenigen Tagen schwebte über dem Turnier noch die für den Gastgeber unerquickliche Vision eines Halbfinales mit vier europäischen Ländern. Dann hätte Katar wohl tricksen müssen, um die beiden größten Stadien mit bis zu fast 89.000 Plätzen zu füllen, denn dass Fans aus und von Frankreich oder den Niederlanden den arabischen Raum überfluten würden, kann man wahrlich nicht behaupten. Es war schon auffällig, dass England - Frankreich etwa, ein Traumspiel der „alten Welt“, vor einigen tausend leeren Sitzschalen begann und die Arena erst in der zweiten Halbzeit den Ausverkauft-Ruf rechtfertigte.
Marokko und Argentinien unter den besten Vier sind Katars großes Glück. Marokko, weil es die Geschichte vom (überfälligen) Aufstieg Afrikas schreibt und zugleich die arabische Welt repräsentiert. Der historische Punkt der erstmaligen Halbfinalpräsenz dieser Kultur wird mit Katar verbunden sein.
WM in Katar: Anders als die als lästig empfundenen Deutschen hinterfragen die Argentinier nichts
Argentinien schließlich liefert die Kulisse, die das Turnier braucht, um als Maßstab für künftige Weltmeisterschaften wahrgenommen zu werden. Zehntausende sind in der Stadt, sie interessieren sich für Fußball und Spaß, sie hinterfragen nichts, sind Gäste, wie dieser ehrgeizige, auf sein Hochglanz-Image bedachte Staat sie sich wünscht.
Anders als die als lästig empfundenen Deutschen. Argentinien hat außerdem Lionel Messi, der beim katarischen Investment Paris Saint-Germain spielt. Ein Finale der Gauchos gegen Frankreich mit Kylian Mbappé, Katars anderem PSG-Juwel, würde die Katarer bestätigen in ihrer Politik.
FIFA lässt sich für Katar-WM feiern – das ist schaurig und traurig
Es läuft für Katar. Letztlich kommt dem WM-Land auch der Zeitpunkt der Turnieraustragung entgegen. Das Rahmenprogramm, das die Bilder beschwingter Feiern am Meer oder aus dem verwinkelten Souk liefert, wäre im Juni und Juli bei lähmenden 50 Grad nicht möglich gewesen. Die FIFA wird sich noch lange für all das feiern, was auf Basis beispielloser Korruption zustande gekommen ist. Und das ist auch inmitten der aufrichtigen Freude, die hier viele leben und an der man Anteil nehmen will, schaurig und traurig.