Vaterstettens U19-Handballer erleben unvergesslich berauschende Niederlage

Vor vollen Rängen in der Vaterstettener Mittelschulhalle wahrt der U19-Landesligist TSV Trudering den Nimbus des Angstgegners für die TSVV-Handballjunioren.
Vaterstetten – „Für so ein Spiel steht man doch auf und trainiert! Das sind Tage, an denen du spürst, dass etwas anders ist.“ Um eine gute Portion Pathos war Steffen Pilopp nicht verlegen. So eindrücklich, mitreißen und auch von etwas vorauseilender Wehmut war dieses Handballspiel geprägt, das für viele in der Vaterstettener Mittelschulhalle wohl mehr gewesen war, als ein beliebiges A-Junioren Landesligaspiel zwischen dem TSV Vaterstetten und dem TSV Trudering.
Schon alleine, dass die Sitzreihen in der Halle voll belegt waren und knapp 150 Handballfans dieses Spitzenspiel verfolgten, habe seine außerordentliche Wirkung auf die Protagonisten nicht verfehlt, schilderte TSVV-Trainer Steffen Pilopp. „Das war wirklich viel Trubel, den die Jungs für dieses Spiel aber so gewollt haben. Aber da war viel Nervosität in der Kabine.“ Vor dem letzten Aufeinandertreffen mit „Angstgegner“ Trudering in ihrer Jugendkarriere hatten die Vaterstettener Handballer kräftig die Werbetrommel gerührt.
Schließlich wollte man zum Rückrundenstart gleichzeitig für eine kleine Vorentscheidung im Meisterschaftskampf sorgen. Anfangs schien der Publikumsjoker auch zu stechen. „Die Jungs haben Trudering ihren Stempel so aufgedrückt, dass ich schon gedacht habe, das läuft jetzt richtig nach Plan“, war Pilopp von der 6:1-Führung (8.) hellauf begeistert.
Knieverletzung unterbricht Vaterstettens Flow
Eine „Schlüsselszene“ der Partie sollte die Sturm- und Drangphase der aufgepeitschten Heimmannschaft Mitte der ersten Halbzeit jäh beenden: Als sich mehrere Spieler gleichzeitig auf einen freien Ball stürzten, verdrehte sich Vaterstettens Rückraumspieler Daniel Edelmann so unglücklich das Knie, dass er für den Rest der Partie zuschauen musste.
Die Verletzungsunterbrechung habe den TSVV-Flow nachhaltig ins Stocken gebracht, analysierte Pilopp den dahinschmelzenden Vorsprung, mehrere Ausgleichstore der Gäste und sogar den ersten Rückstand der Partie (11:12/26.). Nichtsdestotrotz schloss Luca Winzinger mit der Pausensirene einen perfekten Spielzug zum 15:13 für die Gastgeber ab und entsprach damit dem spielerisch insgesamt leichten Übergewicht.
Drei Zeitstrafen binnen vier Minuten wurden Pilopps Team kurz nach dem Seitenwechsel zum Verhängnis. Trudering nutzte seine zeitweise doppelte Überzahl effizient für den erneuten Führungswechsel und einen Fünf-Tore-Lauf aus (17:20/42.). Vaterstetten ließ sich zwar nicht abschütteln, kam aber auch nicht mehr näher als auf ein Tor an die Gäste heran (22:23/52.).
Die Jungs haben den Druck im Vorfeld ja selber so forciert. Im Umkehrschluss war die Niederlage natürlich umso bitterer.
Erst ein vielversprechender Schlussspurt der TSVV-Junioren riss die Zuschauer von den Bänken. Der Abwehrriegel ließ in den letzten drei Spielminuten kein Truderinger Tor mehr zu und im Angriff bot sich Vaterstetten gleich fünfmal die Chance auf den Ausgleichstreffer. „Leider haben wir zwei Freiwürfe verschossen und einen letzten Pass nicht angebracht“, so Steffen Pilopp. Moritz Verschts verwandelter Siebenmeter zum 25:26 markierte 18 Sekunden vor Schluss den Endstand.
„In Summe wäre ein Unentschieden fair gewesen“, resümierte Vaterstettens Übungsleiter, der dennoch begeistert davon war, „ein absolutes Spitzenspiel“ miterlebt zu haben. „Erste Halbzeit hohes Niveau, zweite Halbzeit viele Nickligkeiten.“ Gegen ein Trudering, das seine Kontrahenten für gewöhnlich mit weit über 30 Toren abfertigt, könne man aber mit der eigenen Abwehrleistung hochzufrieden sein.
Davon wurde die allgemeine Tristesse in der Spielerkabine freilich erstmal nicht vertrieben. „Die Jungs haben den Druck im Vorfeld ja selber so forciert. Im Umkehrschluss war die Niederlage natürlich umso bitterer. Und jetzt haben sie auch keine Chance mehr, sich zu revanchieren.“ Die Meisterfrage ist freilich noch nicht abschließend beantwortet, die nächsten beiden Verfolgerduelle hat Pilopps Team mit Allach und Fürstenfeldbruck an den kommenden beiden Wochenenden vor der Brust. Der TSV Trudering werde allerdings seinen Angstgegner-Status also auf ewig in den Vaterstettener Köpfen behalten, fügte Steffen Pilopp lachend an. Zumindest was den Nachwuchsbereich angeht.
Denn besondere Handballspieltage wie dieser, stimmen den TSVV-Coach zuversichtlich, „dass sie den ein oder anderen der Jungs motivieren, doch auch im Herrenbereich am Ball zu bleiben.“ Trotz der teils ungewissen Zukunftspläne seiner Schützlinge glaubt Pilopp nach diesem Heimspiel-Highlight mehr denn je daran, dass die Vaterstettener Fans dem künftigen Kern der Männermannschaft zugejubelt haben.
TSV Vaterstetten: Casper Panzer, Daniel Edelmann (1), Moritz Verscht (5/3), Leo Schrenk (2), Benjamin Pilopp (3), Jakob Obermeier, Simon Gernsbeck (2), Eric Ziemendorf (1), Johannes Kost (1), Andreas Wolf, Luca Winzinger (7), Franz Opitz (3), Philip Orolowski, Patrick Wedlich.
Noch mehr Nachrichten aus der Region Ebersberg lesen Sie hier. Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.