Extrem-Triathletin Mitschke: „Langsam habe ich vor mir selber Angst“

Der Körper braucht zwischen zwei Extrem-Triathlons vier bis sechs Wochen Regenerationszeit. Alexandra Mitschke gönnte sich nach dem Celtman gerade mal sieben Tage, bevor sie auch den Swissman anging. Schonung gibt’s bei ihr nicht, denn sie hat ein großes Ziel vor Augen – das noch keine Frau erreicht hat.
0Erding – Wer Extrem-Triathlons in Angriff nimmt, muss schon irgendwie ein bisserl durchgeknallt sein. So nennt sich die Erdingerin Alexandra Mitschke auch ganz offen und ehrlich. Wer aber zwei dieser Triathlons innerhalb von acht Tagen übersteht, man muss fast schon sagen, überlebt, der muss so richtig durchgeknallt sein. Aber vor allem eins: eine Ausnahmesportlerin.
Nach dem Celtman in Schottland (wir berichteten) hat die 45-Jährige eine Woche später auch den Swissman in der Schweiz hinter sich gebracht. Mitschkes großes Ziel: Mit den noch ausstehenden Norseman und thorXtri will sie als erste Frau vier Extrem-Triathlons in einem Jahr finishen. Die Hälfte hat sie nun also schon hinter sich gebracht.
„Ich bin immer noch total happy, schwebe weit über Wolke Sieben mit meinen Endorphinen, bin aber auch kaputt und müde“, berichtet die Flughafen-Angestellte. Ihr Erfolgsrezept: Der Körper kann so ziemlich alles leisten, wenn er Freude an dem hat, was er tut. „Sich in einer traumhaft schönen Landschaft bewegen, sich Energie von den Bergen holen und innerlich immer wieder Plärren – boah, ist das schön“, schwärmt Mitschke.
Dabei war alles so zäh losgegangen. Die Erdingerin hatte ordentlich Reisestress, um binnen weniger Tage rechtzeitig von Schottland über Erding nach Ascona zu kommen. Recht müde traf sie letztlich in der italienischen Schweiz ein. Begleitet wurde sie von ihrer Trainerin Ute Mückel und dem Schweizer Teammitglied Clemens Scholzen.
Den kompletten Tag vor dem Start verbrachte Mitschke mit Schlafen und Essen, um ihre Energiereserven wieder aufzufüllen. „Für gewöhnlich benötigt ein gut durchtrainierter Körper vier bis sechs Wochen Regenerationszeit nach einem Langdistanzrennen“, erzählt Mitschke, die sich wegen ihres großen Ziels aber gerade mal eine Woche gönnte.
Also stand die 45-Jährige nur sieben Tage nach ihrem dritten Platz beim Celtman schon wieder um 5 Uhr morgens am Start – im Gegensatz zur schottischen Kälte diesmal allerdings bei idealen Wetterbedingungen am 22 Grad warmen Wasser des Lago Maggiore. 274 Teilnehmer aus 33 Nationen waren dabei. Nur 27 Frauen wagten sich an die Mammutstrecke.
Kaum gestartet, zwickt die Wade
Die nicht gerade von ihren Strapazen erholte Mitschke bekam nach 1500 Metern Schwimmen bereits die ersten Wadenkrämpfe. 2300 Meter hatte sie da noch vor sich. „So bin ich nach 1:16 Stunden im hinteren Drittel des Damenfeldes aus dem Wasser gekommen“, erzählt das Energiebündel.
Die 180 Kilometer lange Radstrecke führte über drei Pässe: Gotthard, Furka und Grimsel. An letzterem mussten die Athleten wegen zweier schwerer Verkehrsunfälle umgeleitet werden. „Für die Supporter in den Autos für mehrere Stunden kein Weiterkommen möglich“, berichtet Mitschke. „Hier zählte die perfekte Teamarbeit.“
Die meisten Unterstützer gaben ihren Athleten den Laufrucksack für die letzten 50 Radkilometer mit – für den Fall, dass es der Pkw nicht rechtzeitig in die Wechselzone schafft. Mitschke hatte aber Glück: „Mein Bekannter Stefan Schulz aus der Schweiz, der eigentlich zum Anfeuern kommen wollte, wurde gleich mit eingespannt. Während meine Supporter im Stau standen, begleitete er mich während des Laufens auf dem Mountainbike bis zur Kontrollstelle bei Kilometer 34. Hier übergab er die Verantwortung wieder an Ute Mückel und Clemens Scholzen, die es mittlerweile geschafft hatten, aus dem Stau zu fliehen.“
Einem Teilnehmer ist es nach all den Strapazen nicht gestattet, die letzten neun der 42 Laufkilomenter hoch zur kleinen Scheidegg alleine zurückzulegen. Insgesamt hat der Extrem-Triathlet 5500 Höhenmeter zu bewältigen.
Mitschke landete letzten Endes auf Platz vier der Frauenkonkurrenz. Für die Athletin ist es „ein Mega-Erfolg, nach nicht mal einer ganzen Woche Pause so eine Leistung noch mal abrufen zu können“. Im Ziel konnte sie ihre Freudentränen nicht verbergen. „Langsam habe ich schon ein wenig Angst vor mir selber“, sagt Mitschke.
Der nächste Extrem-Triathlon steht für sie am 5. August beim Norseman in Norwegen an. In 14 Tagen geht es dann aber schon verhältnismäßig entspannt weiter – in einer Familienstaffel bei der Challenge Roth. „Da werde ich den Marathonlauf übernehmen, und mein Freund darf diesmal die 180 Kilometer genießen“, sagt die Erdingerin schmunzelnd. Mitschkes Freund heißt Rainer Maximilian Marstaller und kommt aus Ingolstadt. „Wer weiß, vielleicht gefällt ihm ja der Triathlon, und er ist bald ein durchgeknallter Extrem-Triathlet wie ich“, sagt die Erdingerin schmunzelnd.