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Profifussball vor leeren Rängen
Stadionbesuche in der Bundesliga: Fans haben noch Zweifel
- vonHans Kürzlschließen
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) ein Konzept erarbeitet, unter welchen Bedingungen Zuschauer in Stadien zugelassen werden können. Gestandene Fußballfans aus dem Landkreis sind noch skeptisch.
Landkreis – „Für alle, die den Fußball lieben, ist das eine schwere Zeit“, sagt Peter Helfer. Was wie eine Floskel klingt, hat aus dem Mund des Olchinger Gastronomen und früheren Vizepräsidenten des TSV 1860 München Gewicht.
Seine Dauerkarte wird er behalten, weil er seinen Verein unterstützen will. „Da gab es nie einen anderen Gedanken.“ Aber Helfer hinterfragt: „Wie sucht man die Fans aus, die ins Stadion rein dürfen?“ Nach den Richtlinien der DFL wären es beim Drittligisten 1500, vielleicht 2000. Die Stimmung sei da auch nicht prickelnd. „Und trotzdem hast Du Unkosten.“ Tribünen müssen sauber gemacht, der Ordnungsdienst bereitgestellt werden. Die DFL habe wohl ein wenig Respekt davor, dass das Produkt Bundesliga ohne Fans seinen Reiz verliere. Deshalb sei dieses Konzept wohl in der Form erstellt worden. Ob sich die Politiker, die aktuell dazu beraten, darauf einlassen, bezweifelt Helfer. „Die steigenden Infektionszahlen sprechen eher dagegen.“
Einen Versuch wert
Positiver gestimmt ist Albrecht Huber, früher Präsident des SC Fürstenfeldbruck. „Wer es nicht versucht, weiß auch nicht, ob es klappt.“ Das DFL-Konzept müsse man als ersten Schritt sehen. Das Verbot von Alkohol und Gästefans sei in Ordnung. In anderen Bereichen wie Schwimmbädern oder Theater habe man sich ja ebenfalls vorsichtig dem Publikum geöffnet. Nach Hubers Ansicht sollte man das erst einmal bis zur Winterpause testen. „Mit den Geisterspielen kann es nicht so weitergehen, das ist gespenstisch.“ Schließlich ist Huber Fußball-Fan, will das Gefühl des Stadionbesuchs nicht missen. Eine Dauerkarte besitzt er nicht. Aber es gebe mit dem FC Bayern, der SpVgg Unterhaching und dem FC Augsburg Vereine, denen er sehr verbunden ist.
Bangen um Jahreskarte
Dagegen ist Günther Schinabeck, Ex-Präsident des SC Olching, per Jahreskarte fest mit dem FC Bayern verbandelt – bis jetzt. Denn der Rekordmeister wird sein bisheriges Jahreskartenkontingent von 38 000 erheblich schrumpfen. Das liegt allein schon an den neuen Vorgaben. Zwischen 20 000 und 30 000 Zuschauern dürften allenfalls in die Allianz-Arena. „Da bin ich nicht sicher, ob ich da in die Verlosung komme“, so Schinabeck. Nichtsdestotrotz sieht er den Versuch der DFL positiv. „Man war Vorreiter bei den Geisterspielen und sollte es ebenso mit Zuschauern sein.“
Als weltfremd sieht er das Alkoholverbot und die wegbleibenden Gäste-Fans an – gerade beim Rekordmeister. „Viele Bayernfans kommen doch von auswärts.“ Und der eine oder andere würde weitab vom Stadion vorglühen. „Da kann es dann sein, dass ein paar Idioten alles kaputt machen.“ An der Stimmung in der Allianz-Arena werde sich nichts ändern. Die sei mit 70 000 nicht toll und erst recht nicht mit 20 000.
Unterstützung für Klub
Die Verbundenheit zu seinem Verein ist für Franz Schrodi Ehrensache. Den Gröbenzeller als bekennenden Löwenfan zu bezeichnen, ist fast noch untertrieben. Vier Dauerkarten hat er für seine Familie in der vergangenen Saison bezogen. „Nächste Woche werde ich die wieder besorgen“, kündigt er an. Dabei wird er die „Löwenherz“-Variante des Drittligisten wählen. Da verzichtet der 1860-Fan von vornherein auf alle Rückerstattungsansprüche, wenn er wegen Corona-Beschränkungen nicht ins Stadion darf. Bei der „Löwenkopf“-Version, bekommt man den Anteil an Spielen zurück, der ohne Zuschauer ablaufen muss.
Ob er unter Corona-Bedingungen ins Stadion gehen wird, weiß Schrodi noch nicht. „Fußball braucht Stimmung und ich auch, richtig Stimmung.“ Wie Peter Helfer vermutet Schrodi, dass die DFL den Fans eine Art Beruhigungspille verabreichen wolle. Denn letztendlich würden die Vereine wohl zuerst Gönner und Sponsoren einlassen, sieht der Gröbenzeller ein Auswahlkriterium. Dass der „normale“ Fan das nicht hinnehme, sei klar. „Die werden zu Recht weiter Druck machen.“ Bereits vor der Krise sei das Verhältnis zwischen DFL und Profiklubs einerseits sowie den Fans andererseits kritisch gewesen, so Schrodi.
Trotz aller Begeisterung für den Fußball und die Löwen haben für Schrodi allerdings andere Bereiche eine höhere Priorität. „Wir haben Tausende von Kindern und Jugendlichen in Schulen“, sagt er. Für sie eine praktikable Lösung zu finden, sei erst einmal wichtiger.