Darum war Matthias Holderried beim Bundesliga-Abschluss der tragische Held

Mit dem SV Waldkirch hat Matthias Holderried das Bundesliga-Finale erreicht. Beim Abschluss-Wettkampf schoss er stark, war zugleich aber auch ein tragischer Held.
Scheuring – Als „Rammstein“ erklingt, kommt Matthias Holderried so richtig in Fahrt. Während „Du hast“ aus den Boxen in der Lechrainhalle tönt, trifft der Luftpistolenschütze aus Tannenberg einen Zehner nach dem anderen. Fünf Stück sind’s bei sechs Schüssen. Die Fans des SV Waldkirch freut’s – mit Ratschengeklapper, Glockengeklingel und Rufen wird jedes Resultat bejubelt, das auf der großen Leinwand in tiefdunklem Rot angezeigt wird.
Am Ende der zweiten Serie hat Holderried den kleinen Rückstand gegenüber seinem Kontrahenten vom KKS Hambrücken, Robin Walter, wettgemacht. Beide Nationalteam-Mitglieder liefern sich in der Folge an Position drei ein Kopf-an-Kopf-Rennen auf hohem Niveau. Ganz am Schluss packt Walter nochmals eine Zehnerserie aus, die Holderried nicht mehr kontern kann. Mit 381:384 Ringen muss sich der Tannenberger geschlagen geben – und verlässt gequält-lächelnd den Schießstand.
Matthias Holderried erlebt an Position drei spannende Wettkämpfe
Matthias Holderried war beim letzten Wettkampfwochenende der 1. Bundesliga Süd so etwas wie der tragische Held des SV Waldkirch. Sowohl gegen die gastgebende SG Scheuring als auch gegen Hambrücken erwischte ausgerechnet er denjenigen Schützen, der beim Gegner mit Abstand am besten schoss. So standen für Holderried zwei Niederlagen zu Buche, die ärgerlich und unglücklich zugleich waren. Zur Einordnung: An allen anderen Positionen hätten Holderrieds Resultate – 377 Ringe gegen Scheuring, 381 gegen Hambrücken – in den jeweiligen Matches für einen Sieg gereicht.
Knapper Sieg gegen Hambrücken sichert Rang drei
Was die Team-Bilanz anbelangt, war der 27-Jährige absolut zufrieden: „Unsere Ziele haben wir alle erreicht.“ Nach der knappen 2:3-Niederlage gegen Scheuring am Samstag stand schon fest, dass der SV Waldkirch aufgrund der Einzelpunkte nicht mehr aus den Top-Vier der Südstaffel zu verdrängen ist. Das Bundesliga-Finale war also fix gemacht. Und mit dem 3:2-Sieg über Hambrücken stellten die Edelweiß-Schützen sicher, dass sie die Runde als Dritter abschließen. Eine Niederlage am Sonntag hätte ihnen Rang vier und damit im Finalturnier im Viertelfinale das absolute Topteam der Nord-Staffel, den SV Kriftel (22:0), beschert.
Aus Scheuring reiste Holderried insgesamt zufrieden ab: „Es waren zwei zähe Wettkämpfe mit viel Kampf, aber es gab ein Happy-End“, so lautete sein Fazit. Mit seinen beiden Resultaten sei er „angesichts der Umstände zufrieden“. Zugleich betonte der Sportsoldat: „Man will schon immer gewinnen.“
Fanbus zum Bundesliga-Finale
Zum Bundesliga-Finale (3. bis 5. Februar) in der „Ratiopharm-Arena“ in Neu-Ulm fährt, falls genügend Anmeldungen eingehen, ein Fan-Bus aus dem Gau Schongau. Anmeldungen nimmt ab sofort 1. Gau-Schützenmeister Klaus Strauß (Telefon 08867-1753; klaus.strauss@t-online.de) entgegen. Anmeldeschluss ist der 19. Januar. Die genauen Abfahrtszeiten und Haltestellen werden noch bekannt gegeben.
Die Verhältnisse in der Lechrainhalle machten es den Beteiligten nicht einfach. Zwar gibt es Vorgaben, die bei Bundesliga-Wettkämpfe einzuhalten sind, zugleich bestehen Freiräume. So war die Abdeckung hinter den Zielscheiben mit einem dunkelgrauen Tuch versehen. „Es ist kein heller Stand“, sagte Holderried. Damit kam nicht jeder optimal zurecht. Die Ergebnisse der anderen Schützen „spricht für meine Einschätzung“. Ole-Harald Aas (Norwegen), die Nummer eins des SV Waldkirch, kam am ersten Tag nur auf 374 Ringe, musste gegen Scherings Dusko Petrov ins Stechen und gewann dort (9:8). Am zweiten Tag kämpfte Aas erneut, unterbrach gar länger den Wettkampf, siegte aber mit 380:375.

Matthias Holderried sah sich am Samstag, gegen Scheuring, mit seinem Trainings- und Nationalteamkollegen David Probst konfrontiert. Zwischen beiden wechselte die Führung ständig. „Für die Fans war es mega-spannend“, sagte Holderried. In der knallvollen Halle befanden sich auch zahlreiche Besucher aus dem Schongauer Gau. „Das hat mich echt gefreut“, so der Tannenberger. Die Schützen selbst nehmen so ein enges Duell eher anders wahr: „Am Schießstand ist das nicht so geil“, sagte Holderried mit einem Schmunzeln. Am Ende musste er sich Probst mit 377:379 geschlagen geben. Auch Michael Holderried ging, an Position fünf schießend, leer aus. Beim 364:366 gegen Henrik Balg hatte der Bruder von Matthias Holderried den Stand ganz rechts an der Wand zugewiesen bekommen. Die beengten Verhältnisse dort mochten im Wettkampf eine Rolle gespielt haben, dass er unter seinem bisherigen Schnitt (368,0) blieb.
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Ziemlich genau seinen Saisonschnitt erreichte Matthias Holderried tags darauf gegen Hambrücken. Viel vorwerfen konnte er sich daher nicht. Konkurrent Walter schoss derweil deutlich besser als in den meisten Wettkämpfen davor. Den 3:2-Erfolg letztlich perfekt machte Lea Kleesattel, die an Michael Holderrieds Stelle die fünfte Position einnahm. Als letzte Schützin war sie noch am Stand; eine 8,6 im 40. Schuss reichte, um mit 374:372 zu gewinnen. Die weiteren Punkte hatten Aas (380:375) und Sebastian Kugelmann (375:368) für Waldkirch geholt.
Vor dem Bundesliga-Finale (3. bis 5. Februar) legen die Waldkircher eine Art Trainingslager ein, auch, um nochmals zusätzlich das Teambuilding zu fördern. Im Viertelfinale trifft der Tabellendritte auf den SV Bassum, der die Nordstaffel als Tabellenzweiter (16:6) abgeschlossen hat. Die weiteren Paarungen sind (Süd-Vereine zuerst genannt): Sgi Waldenburg – SV Kriftel; ESV Weil/Rhein – Freischütz Wathlingen; SV Kelheim-Gmünd – SV GK Hannover.
Schon am kommenden Wochenende steht für Matthias Holderried ein weiterer wichtiger Einzel-Termin an: In Wiesbaden wird die Qualifikation für die EM in Estland ausgetragen. Über 3 x 60 Schuss werden die Besten ermittelt, die dann im März in Tallinn antreten dürfen.