Das sagen Top-Schwimmer aus der Region übers Weilheimer Hallenbad

Viel wurde zuletzt übers Weilheimer Hallenbad diskutiert. Nun äußern sich zwei Top-Schwimmer der SGO-Penzberg über die in die Jahre gekommen Einrichtung.
Landkreis – Die Startblöcke mit ihrem markanten Gelb stechen dem Besucher sofort ins Auge. Katharina Rath (16) und Moritz Hoffmeyer (17) kommen auch schnell auf sie zu sprechen – und sie sind beide wenig begeistert.
„Extrem rutschig“ sei die Oberfläche, die Bauweise ist veraltet. Für Schwimmer, die Leistungssport betreiben, taugen die Blöcke nichts. Hoffmeyer hat sich dort auch schon mal eine Hautabschürfung zugezogen. Zugleich betont er: Die Startblöcke sind für ihn beim Weilheimer Hallenbad „aber das einzige, an dem man rummäkeln kann“.
SG Oberland-Penzberg regelmäßig im Weilheimer Hallenbad
Sowohl die Penzbergerin Rath als auch der Weilheimer Hoffmeyer sind heilfroh, dass es die in die Jahre gekommene Einrichtung gibt und dass sie trotz Energiekrise geöffnet hat. Ansonsten sähe es für sie als Leistungssportler düster aus. Die Top-Resultate, die beide im Dezember in Regensburg (Ratisbona-Cup) und in Ingolstadt (oberbayerische Kurzbahnmeisterschaft) holten, wären nicht möglich gewesen.
Trainingskooperation mit dem TSV Weilheim
Katharina Rath und Moritz Hoffmeyer, die beide für die SG Oberland-Penzberg antreten und dort zu den Top-Athleten zählen, stehen stellvertretend für so viele (Wettkampf-)Schwimmer im östlichen Teil des Landkreises. Gerade die SGO, seit Jahren der Top-Verein in der Region mit Teilnahmen bei bayerischen und auch deutschen Titelkämpfen, hat es in Sachen „Trainingsmöglichkeiten“ arg gebeutelt. Mit dem Abriss des Wellenbades 2019 verlor sie ein Hauptdomizil.
Die Schwimmer mussten in umliegende Gemeinden ausweichen – für alle Beteiligten ein Kraftakt. Derzeit steht der SGO für ihre Wettkämpfer nur das Weilheimer Hallenbad zur Verfügung. Die zwei Termine (Mittwoch und Samstag) hat der Verein in dem Bad, das es seit 1972 gibt, schon seit Jahrzehnten. Vereinschef Wolfgang Kling lobt diesbezüglich das Landratsamt. Für die Reise in die Kreisstadt setzt der Verein einen Bus ein.
Die SG Oberland-Penzberg
Rund 300 Mitglieder zählt die SG Oberland-Penzberg derzeit. Sie sei „nicht nur ein Schwimmverein für Top-Schwimmer“, betont der Vorsitzende, Wolfgang Kling. Im Fokus steht nicht zuletzt der Nachwuchs, der das Schwimmen lernt. Für Kling sind innerhalb des Klubs zudem die Gemeinschaft und der soziale Aspekt „extrem wichtig“. Der Abriss des Penzberger Wellenbads 2019 bedeutete für die SGO, dass zahlreiche Trainingszeiten wegfielen. Der Klub musste und muss in umliegende Bäder ausweichen. Im landkreiseigenen Hallenbad in Weilheim (gibt es seit 1972) hat die SGO zwei Trainingstage (Mittwoch, Samstag). Die hat der Klub schon seit Jahrzehnten. Weitere Termine, wo auch immer, sind ein großer Wunsch. Denn zwei Einheiten pro Woche sind, um bei Meisterschaften vorn mitzumischen, „deutlich zu wenig“, sagt Vereinschef Kling. Bis zu 40 Schwimmer sind regelmäßig beim Training in Weilheim in Aktion. Neun Übungsleiter hat die SGO, die sich um die Athleten kümmern. Sie alle sind ehrenamtlich tätig. Die Top-Schwimmer leitet Markus Schnitzer an, ein ehemaliger Paralympics-Teilnehmer. Auch Ingo Krüger und Wolfgang Kling stehen regelmäßig als Betreuer am Beckenrand. Die Jüngsten fahren einmal pro Woche nach Kochel in die Kristalltherme, um dort ihre Schwimmfertigkeiten zu verbessern. Die Anreise nach Weilheim und Kochel erfolgt mit dem Bus. Von der Stadt Penzberg gibt es dafür Zuschüsse. Viele Mitglieder, so Kling, reisen auch regelmäßig privat an.
Um auf einem Top-Niveau mithalten zu können, sind zwei Trainingseinheiten pro Woche viel zu wenig, sagt Kling. Derlei reiche gerade mal, „um die Form zu halten“. Da kommt eine Kooperation mit dem TSV Weilheim gerade recht: Rath und Hoffmeyer können am Montag am Training der TSV-Schwimmabteilung teilnehmen. Sie werden dort von Michael Hirth angeleitet. Bei der SGO coacht Markus Schnitzer, in den 1980er Jahren Goldmedaillengewinner bei den Paralympics, die Top-Gruppe. Die langjährige Trainerin Vreni Hawe, Bronzemedaillengewinnerin bei Olympia 1972, kann derzeit gesundheitsbedingt nicht die Athleten betreuen. Zu den derzeit Besten bei der SGO gehören unter anderem auch noch Luisa Fiehne und Lukas Parockinger. Letzterer hat, wie Hoffmeyer, seine Laufbahn beim TSV Weilheim begonnen und startet jetzt für die Penzberger.
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Für Hoffmeyer ist das Weilheimer Hallenbad „extrem wichtig“. Der 17-Jährige, der sich als „Wasserratte“ bezeichnet und dessen Eltern früher Schwimmsport und Wasserball betrieben, hat so „einen kurzen Weg zum Training“. Andernfalls wäre es für den Fachoberschüler schwierig, Sport auf diesem Niveau zu betreiben. Der Weilheimer, der im Dezember bei den oberbayerischen Jahrgangsmeisterschaften bei neun Starts sieben Medaillen holte und vor allem in der Rückenlage seine Stärken hat, ist ehrgeizig. Die Aussicht, mal bei einer deutschen Jahrgangsmeisterschaft zu starten, „ist schon ein Ziel“. Dafür „muss ich mich aber noch verbessern“. In der deutschen Rangliste des Jahrgangs 2005 für die 50 Meter Rücken (25-Meter-Bahn) steht Hoffmeyer derzeit mit 28,53 Sekunden an der 34. Stelle. In Bayern ist der Youngster Fünfter, Jahrgangsbester ist der Ingolstädter Maximilian Hagl (25,90).
Schwimmtraining im See ist „gar nicht möglich“
Für Rath ist der Weg zum Training deutlich zeitintensiver als für Hoffmeyer. Die Gymnasiastin, derzeit in der Oberstufe Q11, hat viermal die Woche am Nachmittag Schule, zweimal gar bis 17 Uhr. Am Mittwoch verpasst sie dadurch den SGO-Bus, muss privat nach Weilheim gefahren werden und verpasst sogar eine halbe Stunde Training. „Bei den wenigen Trainingszeiten ist das ein ziemlicher Verlust“, sagt Rath. Ihre Hoffnungen legt die 16-Jährige nun darauf, „dass endlich das neue Bad in Penzberg fertiggestellt und eröffnet wird“.
Steckbrief Katharina Rath
ame: Katharina Rath (16/Jg. 2006). Wohnort: Penzberg. Beruf: Schülerin (Gymnasium Q11), Hobbys: früher viel anderer Sport; mittlerweile vor allem Laufen und Radeln, Cello spielen. Verein: SG Oberland-Penzberg. Wettkampf-Debüt: 2015. Hauptlage: Freistil; lange Distanzen. Auswahl an Bestzeiten (25-Meter-Bahn): 4:48,80 Minuten über 400 Meter Freistil (6. Platz bay. Bestenliste); 1:02,94 Minuten über 100 Meter Freistil. (50-Meter-Bahn): 10:09,08 Minuten über 800 Meter Freistil (2. Platz bay. Bestenliste). Rath ging ursprünglich zur SGO, um „besser und sicherer schwimmen zu lernen. Weil es mir sehr viel Spaß gemacht hat, blieb ich dabei.“ Wie ihre Geschwister Maximilian und Julia, beide in der Leichtathletik erfolgreich, ist sie ein Ausdauertyp.
Für Wettkampfschwimmer ist ein Hallenbad „essenziell“, betont Rath. Bei der Frage, ob nicht auch in einem See ein Training stattfinden kann, entfährt ihr zunächst mal ein ungläubiges Lachen. Dergleichen ist in einem See oder gar einem trüben Moorweiher „gar nicht möglich“, sagt Rath. Und schließlich gibt es im Wasser auch Sicherheitsaspekte zu beachten. Niemand, sagt die Penzbergerin, „kann bis zu 20 Schwimmerinnen und Schwimmer gleichzeitig im See beaufsichtigen oder gar trainieren“.
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Rath hat ihre Stärken auf den langen Freistilstrecken. Bei der jüngsten Bezirksmeisterschaft holte sie auf den Distanzen 200 Meter, 400 Meter und 1500 Meter jeweils Gold. Mit ihrer Zeit von 19:00,00 Minuten über die 1500 Meter (im 25-Meter-Becken) liegt sie im Jahrgang 2006 bayernweit an der dritten Stelle. Aber auch auf kürzeren Strecken ist Rath flott unterwegs. Über die 100 Meter Freistil (im Weilheimer Hallenbad wäre das viermal hin und her) liegt ihre Bestzeit bei 1:02,94 Minuten.
Steckbrief Moritz Hoffmeyer
Name: Moritz Hoffmeyer (17 Jahre/Jg. 2005). Wohnort: Weilheim. Beruf: Schüler (Fachoberschule). Hobbys: Harfe spielen (u.a. bei Rowan Tree Hill), Klettern, Windsurfen. Verein: von 2014 bis 2021 TSV Weilheim, seit Dezember 2021 bei der SG Oberland-Penzberg. Wettkampf-Debüt: 2015. Hauptlage: Rücken.Auswahl an Bestzeiten (25-Meter-Bahn): 28,53 Sekunden über 50 Meter Rücken (5. Platz bayerische Bestenliste); 1:04,72 Minuten über 100 Meter Rücken (6. Platz bay. Bestenliste). Hoffmeyer begann 2014 mit dem Schwimmtraining beim TSV Weilheim (damals unter Trainerin Sybille Sonn). Zusätzlich war er in den Schulmannschaften von Gymnasium (2015 bis 2019) und Realschule (2019 bis 2022) aktiv und im Training.
Während einer Trainingseinheit absolvieren die Schwimmer alle Lagen, also Brust, Rücken, Freistil und Delfin. Rund eineinhalb Stunden sind die Athleten im Wasser. Da kommen schon bis zu 4,5 Kilometer an Distanz zusammen. Fünf Bahnen stehen in Weilheim zur Verfügung. Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen sind darin je nach Leistungsvermögen aufgeteilt.
Trainingseinheiten auf allen vier Lagen
Nach dem Einschwimmen (rund 400 Meter) wird an der Technik gefeilt (rund 800 Meter). Dabei kommen, so erklärt Rath, Hilfsmittel wie Paddles, Schnorcheln, Kurzflossen und verschiedenen Schwimmbrettern zum Einsatz. In der sogenannten Hauptserie, die etwa zwei Kilometer umfasst, „wird schon erwartet, dass man alles gibt“, sagt Hoffmeyer. Er mag das, „so verbessert man sich“. Auch Tauchphase, Wenden, Sprints und Startsprünge werden geübt. Zusätzlich zu den Einheiten im Wasser steht Krafttraining auf dem Programm, entweder daheim (Rath) oder im Fitness-Studio (Hoffmeyer). Beide SGO-Akteure betonen: Sie würden mehr Trainingszeiten begrüßen und auf alle Fälle nutzen.
Am kommenden Wochenende steht für Katharina Rath die bayerische Meisterschaft „Lange Strecken“ an. In Bayreuth kämpfen die Teilnehmer um Medaillen über 800, 1500 und 5000 Meter Freistil sowie 400 Meter Lagen. Krankheitsbedingt musste sie Ende Dezember pausieren – und dämpft die Erwartungen: „Mal schauen, was rauskommt.“