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Hilferuf von Belarus-Sprinterin: Verband zwang sie zur Heimreise - Polen will Athletin nun aufnehmen

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Von: Antonio José Riether, Fabian Müller

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Der Aufruf der belarussische Sprinterin Kristina Timanowskaja fand Gehör.
Der Aufruf der belarussische Sprinterin Kristina Timanowskaja fand Gehör. © Michael Baucher/imago-images

Der Fall der Belarussin Kristina Timanowskaja fand jüngst Beachtung, als diese ihren unfreiwilligen Rückflug verhinderte. Nun hat sie eine neue Heimat gefunden.

Update vom 2. August, 19.45 Uhr: Die belarussische Olympia-Teilnehmerin Kristina Timanowskaja, die nach eigenen Angaben zur vorzeitigen Rückkehr nach Minsk gezwungen werden sollte, kann nach Polen ausreisen. Die Leichtathletin „steht bereits in direktem Kontakt mit polnischen Diplomaten in Tokio“, erklärte Polens Vize-Außenminister Marcin Przydacz am Montag im Onlinedienst Twitter. „Sie hat ein humanitäres Visum erhalten.“ Die 24-Jährige fürchtet nach Kritik an belarussischen Behörden Repressionen in ihrer Heimat.

Polen werde alles tun, „was notwendig ist, um ihr zu helfen, ihre Sportkarriere fortzusetzen“, fügte Przydacz hinzu. Zuvor hatte bereits Timanowskajas Ehemann Arseni Zdanewitsch erklärt: „Sie wird wahrscheinlich nach Polen gehen.“ Auch Zdanewitsch selbst war nach eigenen Angaben aus dem autoritär regierten Belarus geflüchtet und hält sich zur Zeit in der Ukraine auf. Wegen des Konflikts seiner Frau mit den Behörden seien sie in Belarus „nicht sicher“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Hilferuf von Belarus-Sprinterin Timanowskaja: Verband zwang sie zur Heimreise

Erstmeldung vom 2. August: Tokio - Am Montagvormittag hätte die Sprinterin Kristina Timanowskaja bei Olympia* im Vorlauf über 200 Meter an den Start gehen sollen, doch die Athletin aus Belarus hatte stattdessen mit existenziellen Problemen zu kämpfen. Nachdem die 24-Jährige ihren Verband öffentlich kritisiert hatte, sollte sie auf „gewaltsame Weise“ nach Hause geschickt werden, wandte sich jedoch am Flughafen an die örtliche Polizei und wurde in Sicherheit gebracht. Nach ihrer öffentlichen Bitte nach politischem Asyl gab es nun positive Neuigkeiten.

Olympia: Japanische Polizei verhindert Timanowskajas unfreiwilligen Rückflug - Sprinterin mit öffentlichem Hilferuf

Wieder nach Belarus zurückzukehren kommt für Timanowskaja angesichts der Reaktionen auf ihre Kritik nicht in Frage. Sie sei überzeugt, „nicht mehr sicher“ zu sein und in ihrem Heimatland „im Gefängnis zu landen“, meinte die Sportlerin gegenüber dem Portal tribuna.com. Wie sie von ihrem Trainer erfahren habe, wurde ihr Schicksal nicht im Leichtathletikverband oder im Sportministerium, sondern „auf einer viel höheren Ebene“ entschieden.

Auch die Erklärung, die sich die weißrussische Delegationsleitung angesichts der Rückreise der Athletin zurechtgelegt hatte, wurde schnell von der Sprinterin als „Lüge“ enttarnt. Timanowskaja sollen „mentale Probleme“ attestiert worden sein. „Wir hatten Signale, dass irgendetwas mit dem Mädchen nicht stimmt“, behauptete ihr Trainer Juri Moisewitsch im staatlichen Fernsehen STV.

Aus Angst über die drohenden Konsequenzen bei einer unfreiwilligen Rückkehr nach Minsk startete Timanowskaja einen öffentlichen Hilferuf über die sozialen Medien. Die japanische Polizei verhinderte ihren unfreiwilligen Rückflug über Istanbul nach Minsk, woraufhin sie mit Hilfe des Internationalen Olympischen Komitees in einem Flughafenhotel in Tokio in Sicherheit gebracht wurde.

Olympia: Polen gewährt Sprinterin Timanowskaja aus Belarus Asyl - auch ihr Mann floh bereits

Einige Staaten wandten sich umgehend an Timanowskaja, so gewährten ihr Tschechien, Slowenien und Polen Asyl. Noch im Laufe des Tages fiel ihre Entscheidung auf Polen. Ein Visum läge schon für sie bereit, bestätigte Polens stellvertretender Außenminister Marcin Przydacz. Auch ihr Ehemann Arseni Zdanewitsch sei bereits von Belarus nach Kiew geflohen, wie er der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Er hofft, seiner Frau „in naher Zukunft“ in ihre neue Heimat folgen zu können.

Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch schaltete sich ein und rief das IOC zum Handeln auf. Tanja Lokschina, Direktorin des Russland-Programms der Organisation, bezeichnete den Fall gegenüber SID als „sehr verstörend“. Timanowskaja sollte „auf unverschämte Weise deportiert werden“, weshalb das IOC nun gefordert sei „das Geschehene öffentlich zu verdammen“, jedoch habe das Komitee hier „rechtzeitig und konsequent gehandelt“. Das IOC verwies daraufhin an die vergangenen Sanktionen gegen das Belarussische Olympische Komitee. (ajr) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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