Winterspiele 2018: Olympisches Dorf nimmt Formen an

München - Münchens Träume von Olympia 2018 werden langsam konkret. Im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs für das Olympische Dorf sollen noch in diesem Jahr 50 Planungsbüros ihre Entwürfe vorlegen. Leicht ist die Aufgabe nicht.
Die große Kreuzung, an der sich die Landshuter Allee und die Dachauer Straße schneiden, ist gewiss nicht das lauschigste Plätzchen in der Stadt. Die zahlreichen Autos, die hier den ganzen Tag auf und ab brausen, sind laut und manchmal sogar zu riechen. Trotzdem soll hier am Rande des Olympiaparks schon bald Stadtgeschichte geschrieben werden – in Form eines neuen Olympischen Dorfs, das bei den Winterspielen 2018 rund 3500 Athleten in 770 Wohnungen beherbergen soll.
Noch ist freilich alles hypothetisch. Erst am 6. Juli nächsten Jahres wird das Internationale Olympische Komitee (IOC) im südafrikanischen Durban entscheiden, ob München den Zuschlag erhält. Trotzdem drängt die Zeit. Denn bis dahin soll den IOC-Mitgliedern auch gezeigt werden, dass die Bewerbung schon weit fortgeschritten ist. Am kommenden Mittwoch soll der Stadtrat deshalb einen Grundsatzbeschluss für die Planung des Athletendorfs fassen. Vorgesehen ist, in einem internationalen Wettbewerb das beste Städtebau- und Landschaftskonzept für das Olympische Dorf, den Neubau der Bundeswehrverwaltung sowie für ein Mediendorf nördlich der Schwere-Reiter-Straße zu finden. 640 000 Euro soll der Wettbewerb kosten. Weitere 150 000 Euro werden für ein Energiekonzept fällig. Denn die neuen Gebäude sollen höchste Standards in Sachen Energiesparen erfüllen.
Voraussetzung für die Planungen war die Zustimmung des Bundes, von dem üppig dimensionierten Bundeswehrverwaltungszentrum Flächen abzutreten. Entlang der Dachauer Straße und der Landshuter Allee sollen die Bürogebäude der Bundeswehr künftig gebündelt werden. Zugleich sei an der Kreuzung der Straßen ein „profilüberragendes Gebäude“ vorgesehen, führt Stadtbaurätin Elisabeth Merk in ihrem Beschlussentwurf für den Stadtrat aus.
Für die Architekten ist die Lage des 36 Hektar großen Planungsgebiets die wohl größte Herausforderung. Es gilt, trotz des Verkehrslärms und der zeitweisen Beschallung vom anschließenden Tollwood-Gelände und aus dem Olympiapark Wohnungen zu schaffen, in denen man auch ohne Oropax schlafen kann. Denn das neue Wohnquartier solle nach den Spielen „einen wichtigen Beitrag für den Münchner Wohnungsmarkt leisten“, führt Merk aus.
Die Pläne für die Verteilung der Einrichtungen sind schon recht konkret (siehe Grafik). Südlich der neu zu errichtenden Verwaltungsgebäude sollen die Wohnquartiere des Olympischen Dorfs entstehen. Auch ein Speisesaal, eine Wäscherei, Gemeinschaftsräume und ein Religionszentrum sind hier vorgesehen. Im Gegensatz zu den Wohnquartieren sollen diese Einrichtungen nach den Spielen wieder verschwinden. Auch ein kleines Einkaufs- und Dienstleistungszentrum für die Athleten, das sich östlich an die Wohnquartiere anschließt, wird wieder entfernt. Das sich anschließende Tollwood-Gelände soll unterdessen für die Dauer von Olympia zum Willkommensbereich, Stellplatz und zu Lieferzonen umfunktioniert werden.
Das Mediendorf an der Schwere-Reiter-Straße, in dem rund 1500 Journalisten leben sollen, wird nach den Spielen zum Quartier mit 430 Wohnungen umfunktioniert. Nur unweit entfernt, am Leonrodplatz, plant der Freistaat ein Gebäude, das mit Olympia indes nichts zu tun hat: das neue Strafjustizzentrum. Dieses wird im Gegensatz zu den anderen Bauten auch ohne Zuschlag des IOC realisiert.
Matthias Kristlbauer