Skisprung-Legende Nykänen tot: Trauerfeier mit ehemaligem Konkurrenten Weißflog

Finnland trauert um Matti Nykänen. Der Skispringer starb in der Nacht zum Montag im Alter von 55 Jahren. Bei der Trauerfeier ist auch Jens Weißflog dabei.
Skisprung-Legende Matti Nykänen ist tot - Trauerfeier in Heimatstadt Jyväskylä
Update vom 2. März, 16.45 Uhr: Der viermalige Skisprung-Olympiasieger Matti Nykänen ist einen Monat nach seinem Tod beigesetzt worden. An der Trauerfeier für den Finnen, der am 3. Februar im Alter von 55 Jahren gestorben war, nahmen am Samstag in seiner Heimatstadt Jyväskylä Verwandte und enge Freunde teil. Darunter waren Nykänens früherer Konkurrent Jens Weißflog und sein Landsmann Janne Ahonen, fünfmaliger Gewinner der Vierschanzentournee. Das berichten lokale Medien.
Auch vor dem Friedhof fanden sich Trauernde ein, der schneeweiße Sarg wurde aber im engsten Kreis ins Grab herabgelassen. Nykänens Mutter Vieno Nykänen, seine Schwester Tuija Nykänen und seine Witwe Pia Nykänen waren am Grab. Nykänen erhielt ein Staatsbegräbnis, auch Finnlands Sportminister Sampo Terho war zur Trauerfeier erschienen.

Skisprung-Legende Matti Nykänen ist tot - bewegende Zeremonie
Update vom 10. Februar 2019, 10.14 Uhr: Am Samstag wurde in Lahti der finnischen Skisprung-Legende Matti Nykänen gedacht. Zwischen den beiden Durchgängen beim Weltcup-Skispringen fand eine Schweigeminute für den am Montag verstorbenen 55-Jährigen statt, außerdem wurde an einem Schneehügel ein Foto Nykänens angebracht, vor das Fans Blumen und Kerzen niederlegen konnten.
Während einer bewegenden Zeremonie wurde die Flagge Finnlands auf Halbmast gesetzt, Nachwuchs-Skispringer fuhren den Schanzen-Hügel hinunter. Auf ihrer Brust prangten Zahlen, die das Geburts- und Sterbejahr des viermaligen Olympiasiegers darstellten: 1963 - 2019. Nicht nur in Finnland wird Matti Nykänen als einer der größten Skispringer aller Zeiten in Erinnerung bleiben - sondern auf der ganzen Welt.
Nach einem Schneemobil-Unglück in der kanadischen Provinz wird eine Touristengruppe vermisst. Auch ein französischer Biathlon-Star bangt.
Skisprung-Legende Nykänen tot: Weggefährte mit emotionaler Nachricht
Update vom 6. Februar, 10.49 Uhr: In der Nacht zu Montag verstarb Matti Nykänen. Ein langjähriger Freund hat sich am Tag danach mit einer emotionalen Nachricht auf Instagram gemeldet und sich gleichermaßen schockiert wie dankbar gezeigt.
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"Oh Matti, letzten Freitag haben wir noch telefoniert. Wir hatten überlegt, dass Du am Sonntag zur Champions-Party kommst - als Champion der Champions, der Du bist. Es blieb beim Gedanken. Heute kam die Nachricht, dass Du weg bist. Was folgte, war ein großer Schrei“, schreibt Aleksi Valavuori auf Finnisch. Obwohl der Schock tief zu sitzen scheint, zeigt sich Nykänens Freund auch dankbar.
„Danke, Matti. Vielen Dank für all die schönen Momente, die Du uns in Deinem bunten Leben geboten hast. Vielen Dank für Deine Freundschaft, es war eine beachtliche Reise. Du warst nicht immer einfach. Dein Glück und Deine Trauer waren immer Eigentum von allen“, steht unter dem Bild, das Nykänen und Valavuori zusammen zeigt.
Zum Schluss spricht Valavuori den Angehörigen sein Beleid aus und wünscht seinem Freund Matti, dass er im Himmel das tut, was er im Leben am Liebsten getan hat. „Mein tiefstes Beileid den Angehörigen. Flieg in Frieden da oben, Matti. Flieg, Matti Nykänen, flieg."
Skisprung-Legende Matti Nykänen gestorben: Neue dramatische Details aus der Todesnacht bekannt
14.27 Uhr: Die finnische Zeitung Ilta Sanomat hat von Matti Nykänens Schwiegermutter weitere Details zum unerwarteten Tod des Skisprung-Stars erfahren. „Es ist nicht bekannt, was die Ursache war“, sagte Mirja Talonpoika dem Blatt. Ihre Tochter Pia habe in der Nacht entdeckt, dass Matti Nykänen nicht mehr atmete - und erfolglos versucht, ihren Ehemann wiederzubeleben.
„Dann kam der Krankenwagen und sie haben auch versucht, ihn wieder ins Leben zurückzuholen. Aber Matti atmete nicht.“
Video: Finnische Skisprung-Legende Matti Nykänen (✝55) ist tot
Skispringer Nykänen gestorben: Ehefrau berichtet von Todesnacht
Update vom 5. Februar 2019, 8.16 Uhr: Es gibt neue Details zum tragischen Tod der finnischen Skisprunglegende Matti Nykänen: Nykänens Ehefrau Pia berichtete dem Sender MTV, sie habe in der Nacht zu Montag versucht, das Leben ihres Mannes zu retten - vergeblich. „Ich versuchte, ihn wiederzubeleben“, erzählte sie laut der schwedischen Boulevardzeitung Expressen. Weitere Details wollte Nykänens Ehefrau nicht preisgeben.
Unterdessen wird in Finnland über den Umgang mit dem gestrauchelten Helden gestritten. Der Grund: Nykänen ist bislang nicht in die „Hall of Fame“ des finnischen Sports aufgenommen worden. „Warum?“, fragte sich der Publizist Pekka Viinikka in einem Beitrag auf der Homepage des staatlichen finnischen Fernsehens Yle. „Sportlich hatte er sich das gleich mehrfach verdient, aber kriminelle Taten und andere Handlungen in der Öffentlichkeiten haben ihn zur unerwünschten Figur gemacht“, klagte Viinikka.
Das vermindere aber nicht seine Leistungen auf der Skisprungschanze. „Mehrere Kollegen haben ihn als schüchtern, höflich und verlässlich beschrieben“, erklärte er weiter: „Ich stimme zu.“ Nykänen habe „einen Platz im Herzen des finnischen Volkes“.

Finnland trauert: Olympia-Legende Nykänen gestorben - Ex-Rivale Weißflog mit emotionalem Appell
Update vom 4. Februar 2019, 21.11 Uhr: Die deutsche Skisprung-Legende Jens Weißflog hat sich gegenüber Bild nun ausführlich zum Tod von Matti Nykänen geäußert. Weißflog hat mit dem Tod seines einstigen Kontrahenten nicht gerechnet: „Die Nachricht vom Tod von Matti Nykänen erwischte mich eiskalt, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich bin regelrecht schockiert. Als wir uns vor zwei Jahren in Finnland zum letzten Mal trafen, machte er auf mich einen guten Eindruck.“ Trotz der langen Zeit, die die beiden als Rivalen auf den Skisprung-Schanzen überall auf der Welt verbracht hatten, hätten sie sich laut Weißflog nie richtig kennengelernt: „Zwei Probleme verhinderten, dass wir uns trotz der langen gemeinsamen Zeit näher kennenlernten: die DDR-Regularien, nach denen es nicht erwünscht war, Kontakt mit Sportlern aus dem politischen Westen zu haben, und die Sprache.“ Sowohl das Englisch des Finnen, als auch sein eigenes, seien für eine richtige Konversation zu schlecht gewesen erzählt Weißflog.

Im Skisprung-Zirkus sei Nykänen aber stets zurückhaltend gewesen: „Von Alkohol-Eskapaden haben ich nie direkt etwas mitbekommen. Den Rest kannten auch wir nur aus den Medien, einige Trainer erzählten ab und an was, aber mit Fahne habe ich ihn nie erlebt. Als er nach der Karriere mal in den Knast musste, war das ein Moment, in dem ich mich fragte, wie man ihm helfen könne. Doch letztlich ist man dann doch zu weit weg.“ Außerdem schickt Weißflog ein emotionales Appell hinterher: „Ich wünsche mir von Herzen, dass in den vielen Schlagzeilen der nächsten Tage der für mich herausragende Skispringer, ein Idol unserer Sportart, der Sieger und Champion und die Ikone Finnlands im Mittelpunkt stehen.“ Er werde außerdem versuchen, bei der Beerdigung seines ehemaligen Rivalen dabei zu sein.
Trauer um Matti Nykänen: Olympia-Legende gestorben
Helsinki - Die Skisprung-Welt trauert um Matti Nykänen. Der viermalige Olympiasieger starb in der Nacht zum Montag im Alter von 55 Jahren. Das berichtet das finnische Magazin Seiska unter Berufung auf Nykänens siebte Ehefrau Pia. Der Skiweltverband FIS bestätigte die Nachricht am Morgen. Die Todesursache ist noch unbekannt.
Nykänen war einmal der beste Skispringer der Welt. Mit 18 gewann er die WM, mit 19 die Vierschanzentournee, mit 20 Olympia-Gold in Sarajevo. Später folgte der tiefe Absturz des Überfliegers. Der Alkohol, die Frauen, das Herz. Die Hölle sei nicht so schlimm "wie mein Leben jahrelang war", sagte der gefallene Held 2012 in einem Welt-Interview: "Die Hölle muss ein besserer Ort sein."
Matti Nykänens überraschender Tod: Skisprung-Legende hatte Diabetes - Freund bericht von letztem Lebenstag
Noch vor zwei Wochen hatte Nykänen der finnischen Tageszeitung Aamulehti ein Interview gegeben. Damals sprach er unter anderem über Gesundheitsprobleme, etwa eine Diabetes-Diagnose - erzählte aber auch, er sei ruhiger und geduldiger geworden. „Denkt nur, ich habe jetzt bald eine Stunde lang Fragen beantwortet. Früher wäre das überhaupt nicht in Frage gekommen“, sagte Nykänen laut einem Bericht der Göteborgs Posten. Früher habe er „alles, sofort“ haben müssen. „Heute reicht es mir, wenn ich in Ruhe Schnee schaufeln kann.“

Der Journalist Kai Merilä sprach am Montag über Nykänens letzten Lebenstag, wie die finnische Zeitung Hufvudstadsbladet schreibt. Matti Nykänen sei am Sonntag zuhause in seinem Wohnort Joutseno gewesen, erzählte Merilä. Der Star habe Hausarbeit erledigt und sich über Unwohlsein beklagt. „Meine Vermutung ist, dass er an einem Krankheitsschub starb“, erklärte der Journalist, der mit Nykänen seit langen Jahren befreundet war.
Matti Nykänen gestorben: Trauer um mehrfachen Olympiasieger
Nykänen galt schon länger als Problemfall unter den früheren Skisprung-Stars. "Nykänen hatte diese Genialität leider nur auf der Schanze, im Leben war er etwas verloren", sagte Bundestrainer Werner Schuster einmal. Da hatte der Finne gerade seinen Uralt-Rekord von 46 Weltcup-Siegen an Gregor Schlierenzauer verloren. Nykänen reiste daraufhin zum Springen nach Kuopio, um dem Österreicher persönlich zu gratulieren: "Gregor, du bist jetzt ein ganz großer Skispringer. Für mich der größte aller Zeiten."

Das war höflich, aber nicht unbedingt richtig. Vier Olympiasiege wie Nykänen hat Schlierenzauer (noch) nicht zu bieten. Vier Triumphe im Gesamtweltcup auch nicht. "Matti war zu seiner Zeit einzigartig", sagte auch Jens Weißflog, der sich mit dem finnischen Leichtgewicht viele Jahre lang einen erbitterten Zweikampf um die großen Titel lieferte: "Das war eine gesunde Rivalität. Nykänen war für mich eine Art Vorbild."
Bewegtes Leben: Matti Nykänen „hätte Hilfe gebraucht“
Doch all die Titel, all die Medaillen, sie halfen Nykänen im richtigen Leben nicht weiter. In seinem Wikipedia-Eintrag finden sich heute mehr Zeilen über die Zeit nach der Karriere als über die Jahre als Sportler. Die meisten handeln von Skandalen. Von seinen drei Scheidungen. Von einer Vorstrafe wegen Körperverletzung, weil er seine Frau mit einem Messer attackierte. Von seiner Zeit als Stripper und als Darsteller in Erotikvideos. Von einem Herzinfarkt im Jahr 2004. Und immer wieder von Alkohol.

"Wenn du trinkst, lebst du wie in einer Blase, siehst keinen Sinn", sagte Nykänen der Welt und versuchte sich an einer Erklärung: "Ich stand viele Jahre im Mittelpunkt, alle haben sich um mich gerissen. Ich hatte es satt, es war zu viel. Ich war unglücklich und habe angefangen, in mir drinnen eine Mauer hochzuziehen. Ich war sehr jung, als ich erfolgreich geworden bin, die Medien waren die ganze Zeit um mich herum - ich hätte Hilfe gebraucht. Das war der Anfang. Ich habe später getrunken, weil ich nichts anderes zu tun hatte, weil ich vergessen wollte."
Matti Nykänens früher Tod - Jens Weißflog ist bestürzt
Der dreimalige Skisprung-Olympiasieger Jens Weißflog reagierte bestürzt auf die Nachricht vom Tod seines langjährigen Konkurrenten Matti Nykänen. "Das ist schockierend, eine schlimme Nachricht", sagte der 54-Jährige dem SID: "Matti und ich waren so viele Jahre gemeinsam unterwegs. Er war für mich wie ein Alltagsmensch, ob auf der Schanze oder außerhalb."
"Uns verbinden so viele Geschichten. Natürlich gab es die bestimmenden Momente wie Olympia 1984, als wir uns die Medaillen geteilt haben, oder 1988, wo er dann überlegen war. Es gab Zeiten, in denen wir enge Konkurrenten waren", sagte Weißflog.
"Wir haben uns das erste Mal bei der Junioren-WM gesehen, später dann immer wieder bei Olympia und all den Vierschanzentourneen. Zum letzten Mal haben wir uns vor zwei Jahren noch einmal in Finnland getroffen. Da hat er gut gewirkt, alle anderen haben das auch bestätigt", sagte Weißflog. In letzter Zeit habe er aber nichts von Nykänen, der lange Zeit alkoholkrank war, gehört.
Thoma: „Sehr guter Mensch - wenn er nüchtern war“
Nykänen habe eigentlich nur Skispringen wollen, sei jedoch ausgenutzt worden, sagte der frühere Weltklasse-Skispringer Dieter Thoma. „Er war zu einfach zu begeistern für Alkohol, für Frauen, für das ganze Thema und hat dann das schöne Leben genossen. Aber leider hat er die Kurve nicht gekriegt, weil die Bodenständigkeit gefehlt hat und die richtigen Menschen um ihn herum. Das tut mir echt extrem leid“, fügte Thoma hinzu. „Heute ist ein großer Sportler gegangen, der für mich als Jugendlicher ein großes sportliches Vorbild war“, sagte der 49-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. „Er war ein sehr einfach denkender Mensch, aber ein sehr guter Mensch - wenn er nüchtern war“, äußerte sich Thoma weiter.
Auch Sven Hannawald, der 2001/2002 als erster Sportler alle vier Springen der Vierschanzentournee in einer Saison gewann, ging die traurige Nachricht nahe. „Ich bin bestürzt. Als Kind habe ich ihn im Fernsehen gesehen und bewundert. Er war der Rekordskispringer der damaligen Zeit. Das hat mich beeindruckt“, sagte Hannawald der Bild-Zeitung. „Er hatte es im Leben nicht einfach, nach seiner aktiven Zeit hat er leider nicht den Halt bekommen, den er gebraucht hätte.“
SID/fn/dpa
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