Es war Buck und Brée eine sichtbare Freude, mit der Kultfigur Lindenberg zu spielen. „Der hat geschafft, was nur wenige schaffen. Wie Otto. Ein Mythos, besser: eine Konstante zu werden, die die Menschen beruhigt in dieser schnelllebigen Welt.“ Letztlich wie der „Tatort“ jeden Sonntag. Eine der letzten Sendungen im linearen TV, über die noch diskutiert, manches Mal leidenschaftlich gestritten wird. Buck findet’s herrlich. Sollen sie sich ruhig auch angesichts seines ersten Films der Reihe kräftig echauffieren. Ist doch ein gutes Ventil, wenn man schon seit drei Tagen weihnachtsbedingt aufeinander hockt.
„,Tatort‘ ist ein Ritual. Das passiert immer zu einer bestimmten Zeit auf einem bestimmten Sender. Das mag ich, wenn die Leute sich so zusammentun. Und nicht nur vereinzelt schauen.“ Dann schraubt Buck seine Stimme in eine nervige Tonlage und imitiert einen der vielen „Bingewatcher“, die marathonartig bei Netflix und Co. Serien anschauen. „Ich hab’ das nachts bis vier Uhr durchgeguckt – ich darf dir aber nicht sagen, was mit der Omma in der letzten Folge passiert“, äfft Buck Seriengucker von heute nach und lacht dann wieder sein sympathisch lautes Lachen. „Wie Suchtpatienten, die immer neuen Stoff brauchen.“
„Tatort“ also. Im Atlantic. Gedreht während des Lockdowns. Das Haus an der Alster fast menschenleer. „Das war lustig irgendwie. Da schlumpt man so durch die Gänge und ab und zu trifft man Udo“, erzählt der Regisseur. Und verfällt wieder in die Imitation. Diesmal mit Lindenberg-Stimme: „Komm ma’ vorbeeei“, hätte der ihm bei ihren kurzen Begegnungen zugeraunt. „Dann geht man bei ihm vorbei, redet über Gott und die Welt und schlumpt danach wieder über die langen, leeren Gänge in sein Zimmer, guckt auf die Alster. Und denkt: Das ist schon echt schräg jetzt.“
So schräg wie der Film. Etliche Lindenberg-Doppelgänger huschen darin durchs Hotel – und machen Lindholm konfus, der vorgeworfen wird, in einen Mord verwickelt zu sein, und die auf eigene Faust ermittelt, um ihre Unschuld zu beweisen. Der Star des Films ist neben Udo – als Schlagzeuger der „Tatort“-Titelmelodie von Beginn an mit der Reihe verbunden – das Hotel. Buck gelingt es, die Atmosphäre, die gerade in geschichtsträchtigen Häusern wie dem Atlantic herrscht, spürbar zu machen. „Im Hotel ist man weg, kann sich – und wenn auch nur für eine Nacht – neu erfinden. Ich liebe Hotelbars, was dort passiert, ist zufällig, denn das ist kein abgeschlossener Raum. Da kannst du beobachten und Fantastisches erleben“, schwärmt er.
Und dann die Nähe zu Bahnhof und Kiez, als Kontrast zum herausgeputzten Atlantic. Reeperbahn und ein Bordell im Umland gestaltet Buck als bunte Lollipop-Welt. Er selbst spielt einen schrägen Bordellbetreiber. Und sorgt damit für Witz in diesem Mix aus Mystery, Thriller, Liebesdrama. „Da halte ich es mit Hitchcock: ,Man braucht Komik, um das Brutale zu verarbeiten.‘“ Und: Musik. Die liefert Udo höchstselbst. So wird dieser unkonventionelle „Tatort“, den manche – Weihnachtsfriede hin oder her – verteufeln werden, zum Geschenk für alle, die den Panikrocker lieben. Und Hamburg. Und nordische Lässigkeit. Mit einer Spur Schrulligkeit. Und einem Schuss Eierlikör. Oh, du Fröhliche.