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„Parasomnia“ ist ein Kriminalfilm mit vielen Schockeffekten
„Tatort“: Grusel aus Dresden
- vonRudolf Ogiermannschließen
Geschickt verknüpfen die Macher dieses „Tatort“ das Trauma eines Mädchens mit den Taten eines Serienmörders.
Es braucht nicht viel, um filmisch Grusel zu erzeugen. Nicht zum ersten Mal ist im ARD-„Tatort“ ein altes, halb verfallenes Haus am Stadtrand der ideale Schauplatz für einen Krimi, der vor allem ein Schocker sein soll. Das funktioniert auch in „Parasomnia“, dem jüngsten Fall aus Dresden, bestens, was allerdings ganz viel mit der jugendlichen Hauptfigur zu tun hat. Talia, hervorragend verkörpert von Hannah Schiller, sieht Tag und Nacht immer wieder Gespenster, die auch der Zuschauer sieht – Frauen im Halbdunkel, so geschickt in Szene gesetzt, dass sie wie Monstren wirken und entsprechend erschrecken.
Geschickt verknüpft Autor Erol Yesilkaya das Trauma eines Mädchens mit den Taten eines Serienmörders. Eine geniale Idee, auf deren Basis sich in gut komponierten Bildern (Kamera: Willy Dettmeyer) eine Art (Amateur-)Therapie und klassische Ermittlungsarbeit parallel erzählen lassen. Entsprechend speziell sind hier die Aufgaben der beiden Kommissarinnen (von Mal zu Mal überzeugender: Cornelia Gröschel und Karin Hanczewski). Während sich die von Gröschel gespielte Leonie Winkler um das verstörte Kind kümmert und dabei ihre eigenen seelischen Verletzungen offenbart, übernimmt Karin Gorniak (Hanczewski) den Part der Schnüfflerin in alten Akten und in Häusern von Verdächtigen.
Insbesondere das Schicksal der Familie des Mädchens ist stimmig erzählt, beim Kriminalfall greifen Autor Yesilkaya und Regisseur Sebastian Marka mutig zu genreüblichen Effekten, legen falsche Fährten bis zum furiosen Schluss. Dass im Detail nicht alles ganz logisch erscheint, ist mehr als verzeihlich, „Parasomnia“ erfüllt – auch dank seines gut gecasteten Ensembles – seinen Zweck, bis zur letzten Minute die Spannung zu halten.