Psychiater: Dschungelcamp 2017 ist für Hanka die beste Therapie

München - Das Dschungelcamp 2017 ist für Hanka Rackwitz die optimale Therapie. Das behauptet der Münchner Psychiater Dr. Oliver Seemann. Zum Interview.
Im Dschungelcamp 2017 kämpft Kandidatin Hanka mit ihrer Zwangsstörung: Aus Angst vor Keimen meidet sie die Dschungel-Toilette. Jeglichen Körperkontakt mit anderen Kandidaten weist die 48-Jährige von sich. Dennoch könnte Hanka den Dschungel psychisch stabiler verlassen als sie ihn betreten hat. Das meint der renommierte Münchner Psychiater Dr. Oliver Seemann.
Im Video-Interview mit tz.de erklärt der Fachmann für seelische Krankheiten zunächst, worum es sich eigentlich bei einer Zwangsstörung handelt, unter der Hanka Rackwitz leidet. „Die Menschen, die darunter leiden, müssen Dinge tun, die übertrieben sind, unangemessen und manchmal auch unsinnig.“ Dabei handle es sich um Zwangsrituale wie Kontrollzwänge, die kurzfristige Erleichterung verschaffen. So kontrollieren Betroffene zum Beispiel ständig, ob die Herdplatte noch brenne. Oder sie waschen sich laufend die Hände. So wie Hanka, die eingestand, dass sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Krankheit bis zu 80 Mal täglich die Hände reinigte.
Die Ursache für eine Zwangsstörung sei oft ein Selbstwertproblem. Dafür spreche auch Hankas Teilnahme bei der RTL-Show. „Wenn man am Dschungelcamp teilnimmt, hat man wohl finanzielle Nöte und wohl auch eine gehörige Portion an Selbstverachtung“, meint Psychiater Dr. Seemann.
Im Dschungelcamp wird Hankas Zwangsstörung mit Medikamenten bekämpft. So bekommt sie von Dr. Bob jeden Tag 30 Milligramm des Mittels Citalopram verabreicht. Die Verabreichung dieses Antidepressivums mache durchaus Sinn, meint der Münchner Psychiater. „Häufig sind Depressionen mit der Zwangsstörung verbunden. Auch Ängste, vor allem soziale Ängste oder soziale Phobien. Manchmal auch Persönlichkeitsstörungen und Panikattacken.
Dafür ist das Medikament eigentlich ganz gut.“ Allerdings reiche allein die Einnahme von Medikamenten, die eine hohe Rückfallquote mit sich bringen, nicht aus, um eine Zwangsstörung völlig in den Griff zu kriegen. „Man sollte es mit Psychotherapie kombinieren“, meint Dr. Seemann. Zudem setze die Psychiatrie neuerdings auch auf ein Verfahren mit starken Magnetfeldern, um die Krankheit zu besiegen.
Psychiater: Darum kann das Dschungelcamp 2017 Hanka helfen
Aber kann das Dschungelcamp 2017 Hanka Rackwitz tatsächlich helfen, ihre Probleme in den Griff zu bekommen? Der Münchner Psychiater meint: Ja, sogar sehr gut. „Für Hanka ist es perfekt. Es ist ein Expositions-Training. Sie wird den Reizen ausgesetzt, die sie eigentlich nicht mag. Aber sie ist durch die finanziellen Anreize wohl so hoch motiviert, dass sie dadurch ihre Krankheit überwindet und auch nicht so reagieren kann, wie sie es gewohnt ist. Sie lernt neue Reaktionsmuster. Es ist also die optimale Therapie für sie.“
Aber wie soll das genau gehen? Konkret spricht der Fachmann Hankas Waschzwang an, den er als Ersatzhandlung für ein bestimmtes Gefühl wertet. „Wenn sie diesen Waschzwang nicht ausleben kann, kommen diese Gefühle die dahinterstehen hoch: Also Wut und Trauer. Und wenn sie diese Gefühle lebt und spürt, dann ist das die Therapie.“
Dr. Seemann: Hankas Verhalten im Dschungelcamp 2017 ist vermutlich nicht gespielt
Dass Hankas Verhalten im Dschungelcamp 2017 nur gespielt sein könnte, wie es unter anderem ihre Camp-Kollegin Kader Loth argwöhnte, hält Dr, Seemann für unwahrscheinlich. „Anhand der Augenbewegungen kann man ja sehen, ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt. Manche Dinge wird sie wohl leicht übertreiben. Aber ich denke, im Großen und Ganzen sagt sie die Wahrheit.“
Und welche von Hankas Symptomen hält der renommierte Psychiater für übertrieben? Zum Beispiel ihre Behauptung, sie fühle sich schlecht oder infiziert, wenn Menschen mit „schlechtem Charakter“ neben ihr stehen. Außerdem bezweifelt Dr. Seemann, ob Hanka wirklich völlig unfähig ist, Menschen zu berühren. Schließlich belegen Videos, die erst vor wenigen Wochen entstanden, das Gegenteil. „Vor kurzem konnte sie Menschen berühren. Und dann wieder nicht. Das sind ja solche Schwankungen, das halte ich für eine gewisse Überzeichnung.“
Deswegen will der Psychiater auch nicht ausschließen, dass Hankas Verhalten im Dschungelcamp - trotz ihrer echten Krankheit - ein gewisses Kalkül zugrunde liegt. „Sie hat einige wichtige Dinge begriffen. Etwa wie man erfolgreich wird. Da muss man einige Dinge auch mal überzeichnen und übertreiben. Gerade für das Fernsehen. Und sie hat auch begriffen, dass man in der heutigen Gesellschaft sehr viel Zuwendung, Aufmerksamkeit und auch Geld bekommt, wenn man sich als Opfer darstellt.“
Dschungelcamp 2017: Die wichtigsten Informationen im Überblick
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