- Es war die spektakulärste Havarie eines deutschen Schiffes in der Nachkriegszeit und ein für damalige Verhältnisse riesiges Medienereignis. Am 21. September 1957 sank nach einem Hurrikan im Atlantik bei den Azoren das Segelschulschiff "Pamir". Nur sechs der 86 Besatzungsmitglieder überlebten die Tragödie.
Fast fünfzig Jahre danach erinnern Arte und die ARD mit Kaspar Heidelbachs Zweiteiler "Der Untergang der Pamir" an die Katastrophe. Es spielen unter anderen Klaus J. Behrendt, Jan Josef Liefers, Dietmar Bär und Herbert Knaup.
Der letzte Überlebende, Karl-Otto Dummer, hat das Werk bereits gesehen. "Der Film ist schön, die Schauspieler sind Klasse", sagt der 73-Jährige, der damals Bäcker, Koch und Proviantverwalter auf der "Pamir" war: "Aber es ist ein Film, es hat mit der Realität absolut nichts zu tun." Die Kosten für den Zweiteiler, der in Deutschland und vor den Inseln Teneriffa und Malta gedreht wurde, beziffert Produzent Matthias Esche auf fast acht Millionen Euro.
"An vielen Stellen bin ich sehr gerührt", so das Urteil des Produzenten, der seit Dezember vergangenen Jahres Chef der Bavaria ist. Für Regisseur Heidelbach war der Stoff angesichts der Dramatik des Geschehens und der persönlichen Schicksale der überwiegend noch ganz jungen Männer von vornherein hochinteressant: "Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als eine solche Geschichte zu erzählen", sagt Heidelbach, der unter anderem für SAT1 den Zweiteiler "Das Wunder von Lengede" drehte.
Die Innenaufnahmen zu dem Film entstanden in Lübeck auf dem dort vor Anker liegenden Viermaster "Passat". ARD-Programmdirektor Günter Struve hob die Qualität der Ausstattung hervor. Produktionsdesigner Götz Weidner habe mit der detailgenauen Verwandlung des russischen Segelschulschiffs "Sedov" in die "Pamir" großen Anteil am Gelingen des Films gehabt.
Die Besetzung wirkt wie ein Treffen der "Tatort"-Kommissare. Klaus J. Behrendt spielt die Hauptrolle des Bootsmanns "Acki" Lüders, der die Katastrophe überlebt, Jan Josef Liefers, in Münster ebenfalls "Tatort"-erprobt, seinen Freund, den Ersten Offizier Hans Ewald. Behrendts Kölner Partner Dietmar Bär ist in der Rolle des "Pamir"-Funkers Klaus "Globus" Nissen zu sehen. Herbert Knaup als einziger prominenter Darsteller ohne TV-Polizeimarke spielt den Kapitän Ludwig Lewerenz.
Mit dem Untergang der "Pamir" damals war die in Buenos Aires aufgenommene Ladung von 4000 Tonnen Gerste im Sturm verrutscht ging damals auch eine Epoche der Schifffahrt zu Ende. Für Frachtsegler dieser Art kam das Aus. Ob ein Fehler der Schiffsführung oder ein Konstruktionsfehler des Schiffes zur Katastrophe führten, ist bis heute umstritten. Dem Untergang war damals eine Rettungsaktion in bis dato unbekanntem Ausmaß gefolgt, die Bestürzung über das Geschehen war weltweit riesengroß, sogar der Papst kondolierte den Angehörigen der Opfer.
Arte, Freitag, 17. 11. 2006, ab 20.40 Uhr (beide Teile) ARD, Mittwoch, 22.11., und Freitag, 24.11.2006, jeweils um 20.15 Uhr.