München - Wechselt Claus Kleber vom "heute journal" des ZDF zum Nachrichtenmagazin "Der Spiegel"? Nach Medienberichten liegt dem 52-Jährigen ein entsprechendes Angebot vor. Er selbst hat sich noch nicht zu seiner beruflichen Zukunft geäußert.
Die Entwicklung von Claus Kleber ist wohl das, was man eine Musterkarriere nennen würde. Zunächst studierte er Jura und kam erst mit 30 Jahren zum Journalismus. Jetzt ist er überraschend für einen der begehrtesten Jobs der Medienbranche in Deutschland im Gespräch: Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" soll Kleber Chefredakteur des "Spiegel" und damit Nachfolger von Stefan Aust (61) werden. Kleber selbst äußerte sich dazu nicht, er halte sich noch bis einschließlich des Wochenendes in den USA auf, erklärte ZDF-Sprecher Walter Kehr: "Die Anfrage vom ,Spiegel ist dem ZDF bekannt."
Mitte November war öffentlich geworden, dass Stefan Austs bis Ende des kommenden Jahres laufender Vertrag als Chefredakteur nicht verlängert wird. Er hat den Posten seit 1994 inne. Dem Fernsehpublikum ist Aust auch als Teilzeit-Moderator der Sendung "Spiegel TV" auf Vox bekannt. Sein potenzieller Nachfolger Kleber, der am 2. September 1955 in Reutlingen geboren wurde, ist Leiter der ZDF-Nachrichtensendung "heute journal". Sein an US-Vorbilder erinnernder Moderationsstil ist prägnant: Freundlich, locker und manchmal auch mit einem leicht ironischen Unterton kündigt Kleber die Beiträge an. Einen Namen hat er sich zudem als Autor von Sachliteratur gemacht.
Nach seiner Promotion arbeitete er kurze Zeit zunächst als Anwalt in Stuttgart. 1985 ging er als Hörfunkjournalist zum damaligen Südwestfunk. Von 1986 an arbeitete er als Hörfunk-Korrespondent in Washington und wurde später Chefredakteur des Hörfunksenders Rias in Berlin.
Im Jahr 1992 wechselte er zum ARD-Fernsehen nach Washington, wo er von 1997 bis 2002 Studioleiter war. In diesen Jahren berichtete Kleber für die ARD-Anstalten in Hörfunk- und Fernsehbeiträgen aus den USA etwa für die "Tagesschau" und die "Tagesthemen". Dabei legte er als Korrespondent vor allem Wert auf kritische Distanz und eine analysierende Hintergrundberichterstattung. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Auslandskorrespondent in London wechselte Kleber im Februar 2003 zum ZDF. Dort übernahm er die Leitung des "heute journals" und die Moderation der Sendung.
In Mainz bezog der Vater zweier Töchter das Büro seines populären Vorgängers Wolf von Lojewski, der mit seiner ironischen Distanz und bildhaften Sprache dem "heute journal" lange Jahre seinen Stempel aufgedrückt und das Format geprägt hatte. Kleber äußerte in einem Interview große Bewunderung für seinen Vorgänger: "Das Fatale ist, dass mir der Stil von Wolf von Lojewski so gut gefällt, dass ich ihn am liebsten kopieren würde, aber das geht natürlich nicht", hatte er einmal gesagt.