Aldi weitet Nutri-Score-Kennzeichnung aus – bis 2024 bei nahezu allen Eigenmarken
Die Kennzeichnung mit der Lebensmittel-Ampel Nutri-Score ist bislang freiwillig. Der Discounter Aldi weitet sie nun für seine Eigenmarken aus.
München - Aldi Nord und Süd wollen bis zum August 2024 nahezu alle Eigenmarken mit dem Nutri-Score versehen. Das berichtet jetzt die Lebensmittel-Zeitung. In einem Schreiben weise der Händler die Hersteller an, die Rezepturen zu überarbeiten, um auf einen besseren Nutri-Score zu kommen. Vonseiten des Discounters heißt es dazu, dass man sich zum Ziel gesetzt habe, für so viele Menschen wie möglich eine bewusste Ernährung finanzierbar zu machen. Das bedeute, dass man kontinuierlich den Anteil von Zucker und Salz reduziere.
Händler versehen Eigenmarken immer mehr mit der Lebensmittel-Ampel Nutri-Score
Ähnlich wie Aldi hat auch Lidl bereits mit der Lebensmittel-Ampel bei seinen Produkten begonnen. Kaufland will bereits bis 2023 sämtliche Eigenmarkenprodukte mit dem Nutri-Score kennzeichnen. Und der Rewe-Konzern mit seiner Tochter Penny unterstützt Kunden bereits mit der bunten Nährwert-Ampel beim Thema „gesunde Ernährung“.
So sagte Hans-Jürgen Moog, Bereichsvorstand bei der REWE Group für den Einkauf, zu Beginn des Jahres 2021, kurz nachdem die Verordnung zur Einführung des Nutri-Scores in Kraft getreten ist: „Bei unseren Eigenmarken kann man ab sofort die Nährwertqualität auf einen Blick erfassen und vergleichen. Für unsere Kunden kann diese erweiterte Nährwertkennzeichnung aber nur dann einen wirklichen Mehrwert bieten, wenn alle Produkte im Sortiment mit dem Nutri-Score gekennzeichnet sind.“
Lebensmittel-Ampel: Forderung des Handels an Lebensmittelhersteller
Die Forderung steht damit klar im Raum. Die gesamte Branche – Händler wie Lebensmittelindustrie – sollen sich gleichermaßen für die Lebensmittel-Ampel engagieren. „Im Sinne der Transparenz und vollumfänglichen Aufklärung unserer Kunden erwarten wir, dass auch die Lebensmittelhersteller ihre Produkte mit dem Nutri-Score kennzeichnen“, forderte Moog schon damals in einer Rewe-Mitteilung. Eine Forderung, die jetzt auch der Discounter Aldi wiederholt. Denn bislang können die Hersteller die Kennzeichnung freiwillig verwenden.
Am 6. November 2020 ist die Verordnung zur Einführung des Nutri-Scores in Kraft getreten. Damit wurde die rechtliche Grundlage geschaffen, um den Nutri-Score als Nährwertkennzeichnungsmodell in Deutschland freiwillig zu verwenden. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen befürwortet diese Ampel zwar. Im Ladenregal könnten Verbraucher ein Lebensmittel dadurch auf einen Blick klar einschätzen. Da die Kennzeichnung aber bislang nur von wenigen Herstellern eingeführt wurde, sei ein Vergleich von Produkten unterschiedlicher Hersteller nicht möglich. Wer gezielt auf einzelne Nährstoffe wie beispielsweise den Energie- oder Zuckergehalt achten möchte, „muss auch weiterhin genau auf das Zutatenverzeichnis und die Nährwertangaben schauen“.
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Nutri-Score: Was steckt hinter der Lebensmittel-Ampel?
Der Nutri-Score wird auf die Vorderseite gedruckt. Wer sich genauer über die Inhalte informieren will, muss zusätzlich die detailliertere Nährwert-Tabelle oder das Zutatenverzeichnis auf der Verpackung ansehen. Beide Angaben sind Pflicht. Sie finden sich meist auf der Rückseite eines Produkts.

Was sagt der Nutri-Score aus?
Beim Nutri-Score zeigt eine fünfstufige, farbige Skala von A bis E, welchen Nährwert ein Produkt in der Gesamtschau hat. Das heißt: Innerhalb einer Produktgruppe ist beispielsweise ein Lebensmittel mit grünem A die ernährungsphysiologisch günstigere Wahl im Vergleich zu einem Lebensmittel mit einem gelben C. Eine Fertigpizza mit einem Schokoriegel zu vergleichen ergibt also keinen Sinn, da es sich nicht um Alternativen handelt. Mit dem Nutri-Score lassen sich aber gut Produkte der gleichen Kategorie vergleichen, zum Beispiel Schokoriegel A mit Schokoriegel B, gleiche Produkte unterschiedlicher Hersteller, beziehungsweise ähnliche Produkte derselben Produktkategorie, zum Beispiel Schokomüsli mit Früchtemüsli.
Verbraucher müssen nicht auf bestimmte Lebensmittel verzichten, sondern können sich bewusst für eine Alternative in einer Produktgruppe entscheiden. Der Nutri-Score gibt grundsätzlich keine Orientierung über die Ausgewogenheit der gesamten Ernährung und macht keine Aussagen zum Gesundheitswert eines einzelnen Lebensmittels.
Wer sich ausschließlich von Lebensmitteln der Kategorie A ernährt, isst noch lange nicht ausgewogen. Denn zu einer ausgewogenen Ernährung gehören viele unterschiedliche Lebensmittel im richtigen Verhältnis – am besten auch unverarbeitete wie frisches Gemüse, Obst oder Hülsenfrüchte. Bei dieser Wahl helfen die Ernährungsempfehlungen.
Ein derzeitiges Nutri-Score-Fazit für die Verbraucher: Der Blick auf den Nutri-Score lohnt sich, um Lebensmittel einer Produktkategorie miteinander zu vergleichen. Hier gilt grundsätzlich: Je mehr Kalorien, Zucker, gesättigte Fettsäuren und Salz ein Lebensmittel enthält, desto schlechter die Bewertung. Für den Vergleich zwischen verschiedenen Lebensmittelgruppen ist es sinnvoller, die Nährwert-Tabelle anzusehen. Hier müssen die Hersteller angeben, wie viel Gramm Fett, Zucker oder Salz ein Produkt pro 100 Gramm enthält. Und wer am Ende - bei gesunder Ernährung - auch noch etwas für sein eigenes Wohlbefinden tun möchte, dem raten Experten zu mehr Bewegung.