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Gebühren-Gau bei den Banken: Wie zusätzlich kassiert wird - Und was Verbraucherschützer raten

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Von: Daniela Pohl

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Ein kostenloses Girokonto ist keine Selbstverständlichkeit mehr – auch wenn viele Banken es plakativ anpreisen
Ein kostenloses Girokonto ist keine Selbstverständlichkeit mehr – auch wenn viele Banken es plakativ anpreisen. © Björn Hake/Imago

Ein kostenloses Girokonto scheint vielen Banken ein Dorn im Auge zu sein, sie drehen an der Preisschraube. Wir geben einen Überblick und erklären, was Experten sagen.

München - Auch Kleinvieh macht Mist – ein Motto, mit dem Banken und Sparkassen aktuell ihre teils langjährigen Kunden kräftig verärgern. Um was geht es? Wegen der Niedrigzinsen drehen Geldhäuser immer wieder an der Kostenschraube, wenn es um Service-Leistungen wie zum Beispiel um Kontoführungsgebühren geht. Aktueller Fall: Ein Bankkunde soll einer Erhöhung seiner Kontoführungsgebühr zustimmen – sonst wird ihm gekündigt.

Ein kostenloses Girokonto ist keine Selbstverständlichkeit mehr – auch wenn viele Banken es plakativ anpreisen. Kostenlos sollte bedeuten: keine monatlichen Grundgebühren, keine Kosten für EC-/Girocard, keine Kosten für Bar-Ein- und Auszahlungen, Online-Banking und Kontoauszüge. Erst auf den zweiten Blick erkennbar ist oft das Kleingedruckte: Kostenlos ist das Konto beispielsweise nur, wenn bestimmte Konditionen erfüllt sind – zum Beispiel ein Geldeingang in bestimmter Höhe. Ein Verbaucherportal hat erhoben, dass Kunden von Filialkonten bis zu 280 Euro im Jahr zahlen und sogar Online-Konten mittlerweile bis zu 200 Euro kosten. Laut biallo.de fährt man mit den Online-Konten der Hypovereinsbank, der PSD-Bank Nürnberg und der DKB am besten.

Bankgebühren bei Girokonten: Welche Geldhäuser wie viel Kosten erheben

Wir haben die Filialkontoführungsgebühren von Münchner Banken verglichen (potenzielle Ermäßigungen sowie Konten für Schüler Azubis etc. werden nicht berücksichtigt) – eine Auswahl:

Hypovereinsbank: Das HVB PlusKonto ist bei online-Abschluss fünf Jahre lang kostenlos, danach kostet es regulär 9,90 Euro.

Stadtsparkasse München: Die Gebühren betragen je nach Konto zwischen 2,25 (ab einem Geldeingang von 1750 Euro im Monat, sonst 5,24 Euro) und 8,45 Euro.

Postbank: Die Gebühren liegen zwischen 0 Euro (ab monatlichem bargeldlosen Geldeingang ab 3000 Euro im Monat, sonst 10,90 Euro im Monat) und 5,90 Euro.

Commerzbank: Das Girokonto Basic ist kostenlos, sofern mindestens 700 Euro monatlich eingehen. Sonst 9,90 Euro. Im Juli hat die Bank alle kostenlosen Konten abgeschafft.

Deutsche Bank: Das Angebot reicht vom AktivKonto für 6,90 Euro bis hin zum BestKonto für 13,90 Euro.

Sparda München: Die Gebühren für das Girokonto Klassik betragen seit 1. Oktober 6,90 Euro. Vorher waren es 4,90 Euro. Eine Kontoführungsgebühr gibt es bei Sparda seit April 2020.

Targobank: Kostenfrei ist das günstigste Filialkonto (Plus-Konto) bei monatlichem Gehaltseingang von mindestens 1000 Euro, sonst 5,95 Euro.

Münchner Bank eG: Die Gebühren bewegen sich zwischen 5,40 und 8,40 Euro für Mitglieder der Genossenschaftsbank.

Santander: Bei Einzahlung von mindestens 1200 Euro im Monat ist das 1/2/3 Konto kostenlos, sonst 6,95 Euro.

Verbraucherschützer raten, neben dem Kontoentgeld auch auf das Verwahrentgeld zu schauen. „Denn diese Kosten sind am Ende deutlich höher“, sagt Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern (zu hohe Bank-Gebühren? So holen Sie sich Ihr Geld zurück).

Bankgebühren: Wie sich zwei Kunden aus München und um ihr Konto kämpfen

Simon Müller (Name von der Redaktion geändert) hat Post von seiner Bank bekommen: Er soll ab 1. Januar 2022 höhere Gebühren bezahlen. Der 46-Jährige ist sauer: „Ich bin seit 30 Jahren bei der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg. Kundenfreundlich ist das nicht!“

Müller soll statt einer bisherigen Kontoführungsgebühr von 6,95 Euro ab 1. Januar 9,50 Euro bezahlen. Eine Bargeldeinzahlung am Schalter, die bislang inklusive war, soll 2,50 Euro kosten. Die Bargeldauszahlung durch einen Mitarbeiter wird nur noch einmal im Monat kostenlos sein, alle weiteren Male muss Müller bezahlen – und zwar gleich 4,50 Euro. Wenn der Münchner den neuen Preisen nicht zustimmt, könne man die Geschäftsbeziehung „nicht fortsetzen“, teilt eine Sprecherin der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg auf unsere Anfrage mit.

Bankgebühren: So dreist will Stadtsparkasse höhere Kosten durchsetzen

Auch Herbert Berger ist enttäuscht von seiner Bank. Der Perlacher ist seit 1976 Kunde bei der Stadtsparkasse München. „Die erste Preiserhöhung habe ich im April 2016 bekommen“, sagt der 61-Jährige. Statt bislang einen Euro sollte er plötzlich 7,95 Euro Kontoentgelt bezahlen. Anders als bei Müller wurde Berger nicht aufgefordert, der Erhöhung zuzustimmen ­– „habe ich auch nicht“.

Eben dieses Vorgehen der Banken – die Stadtsparkasse ist kein Einzelfall – ist laut Bundesgerichtshof (BGH) nicht zulässig. „Der BGH hat in seinem Urteil vom 27. April 2021 klargestellt, dass die bisherige Art und Weise der Erhöhungen von Kontoführungsentgelten unzulässig war. Eine solche Erhöhung ist nicht wirksam vereinbart, wenn der Kunde einfach dazu geschwiegen hat“, sagt Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern. Viele Banken fordern ihre Kunden deshalb gerade auf, ihren Konditionen zuzustimmen. Wenn sie das nicht tun, droht oft die Kündigung. So wie bei Müller.

In den letzten Jahren seien sehr viele Kontoführungsentgelte unwirksam vereinbart worden, sagt Straub. „Kunden haben damit ein Recht auf Rückerstattung.“ Auch Berger forderte die Kontogebühren von der Stadtsparkasse zurück. „Das war im Juni – und jetzt kam die Ablehnung!“, schimpft er. Man habe „festgestellt, dass Sie in Kenntnis der jeweiligen Preisänderungen typischerweise kostenpflichtige beziehungsweise in unserem vereinbarten Pauschalpreis enthaltene Leistungen aktiv in Anspruch genommen haben“, teilt die Stadtsparkasse Berger mit. Man wolle den „Sachverhalt dieses Einzelfalls“ nochmal prüfen, heißt es von einem Pressesprecher auf Anfrage.

Darf die Bank Bergers Aktivitäten (z. B. Überweisungen, Kartenzahlungen) als Zustimmung der Gebührenerhöhung werten? Nein, sagt Straub. „Die Gebührenänderung war meines Erachtens hier unwirksam.“ Statt Schweigen als Zustimmung nehme man hier Nutzung als Zustimmung an. Die Argumentation der Bank hält er „für eine Frechheit“.

Derweil beschleunigt die Postbank die Schließung von Filialen. Ganz verzichten will man auf sie nicht, die Geschäftsstellen könnten künftig aber ganz anders aussehen.

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