Black Friday: Amazon-Beschäftigte streiken - Online-Händler droht Fiasko
Der Black Friday versüßt dem Handel das jährliche Weihnachtsgeschäft. Viele Verbraucher machen sich auf die Schnäppchensuche. Doch nun streiken bei Amazon die Mitarbeiter.
München/Bremen ‒ Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten des Online-Versandhändlers Amazon nur einen Tag vor dem Black Friday zum Streik aufgerufen. Am Donnerstag (24. November) und Freitag (25. November) sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne die Arbeit niederlegen. Und das mitten im laufenden Weihnachtsgeschäft.
Die Beschäftigten haben laut Verdi in Winsen an der Luhe im Landkreis Harburg bereits am Donnerstag um 5.45 Uhr mit dem Ausstand begonnen. Zudem wurde in Achim (Landkreis Verden) für besagte beiden Tage zum Streik aufgerufen. Laut Manager-Magazin soll sich auch der Standort Bremen beteiligen. Der Streik trifft den Online-Händler zum wohl schlechtesten Zeitpunkt. Der Black Friday (25. November) gilt als wichtiges Shopping-Event für den Konzern.
Black Friday: Amazon-Beschäftigte legen Arbeit nieder ‒ Gewerkschaft Verdi ruft zu Streik auf
Amazon weigert sich nach Verdi-Angaben weiterhin, die Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels Niedersachsen anzuerkennen. Eine Gewerkschaftsmitarbeiterin beklagte, dass die konsumreichste Zeit des Jahres auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werde: „Die Gesundheit der Beschäftigten leidet massiv unter der Leistungs- und Arbeitsdichte, hinzu kommen finanzielle Sorgen“.

Unter dem Motto „make amazon pay“ finden in diesen Tagen weltweit Aktionen statt, um auf die Arbeitsbedingungen bei Amazon hinzuweisen. „Den kommerziellen Erfolg verdankt Amazon uns Beschäftigten, aber uns fehlt die nötige Wertschätzung“, sagte Rainer Reising von Verdi. „Wir wollen einfach nicht mehr wie der Esel hinter der Möhre herrennen, sondern über unsere Einkommen und Arbeitsbedingungen mitbestimmen“, so der Vertrauensmann in einer Presseerklärung.
Die Masche Amazon
Amazon steht wegen der Arbeitsbedingungen seiner Mitarbeiter immer wieder in der Kritik. Eine groß angelegte Recherche von Correctiv zeigt, wie Druck, Kontrolle und extreme Belastung offenbar zum Geschäftsmodell des Konzerns gehören. Unregelmäßige Schichten, zu lange Lenkzeiten und unkomfortable Schlafplätze sind demnach Alltag für Lkw-Fahrer, die für Subunternehmen von Amazon arbeiten und hunderte Millionen Pakete pro Jahr ausliefern.
Amazon hat zwar laut Reising die Stundenlöhne in den vergangenen Jahren wiederholt erhöht. Jedoch bleiben die Einkommen der Beschäftigten aufgrund längerer Arbeitszeiten und niedriger oder fehlender Sonderzahlungen, wie Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld, oft um mehrere hundert Euro unter denen ihrer Kollegen in vergleichbaren tarifgebundenen Unternehmen, erklärt der Gewerkschaftler. Seit Jahren fordert Verdi, dass sich Amazon am Flächentarifverträgen beteiligt. Der Versandhändler hingegen will davon nichts wissen.
Amazon-Beschäftigte legen Arbeit nieder: Online-Händler sieht sich als Logistikunternehmen
Amazon hat am Donnerstag (24. November) darauf hingewiesen, dass Mitarbeiter in der Logistik im September eine Gehaltserhöhung erhalten haben. Nach Angaben des NDR liegt der Einstiegslohn mit Boni bei mindestens 13 Euro brutto pro Stunde. Der gesetzliche Mindestlohn beträgt bundesweit seit 1. Oktober zwölf Euro die Stunde.
Amazon argumentiert seit einigen Jahren, dass es kein Einzelhandels-, sondern ein Logistikunternehmen ist. Die Gewerkschaft verlangt hingegen eine Bezahlung nach den Tarifen des Einzel- und Versandhandels. Von dem zweitägigen Streik rund um den Rabatt-Tag Black Friday erwartet der Online-Händler nach eigenen Angaben keine Auswirkungen auf seine Kundschaft. Laut einem Konzern-Sprecher hätten die Vorbereitungen auf die Black Friday Woche schon vor Monaten begonnen. Währenddessen fallen viele Stellen bei Amazon dem Rotstift zum Opfer. Medienberichten zufolge sollen rund 10.000 Jobs gestrichen werden.