CO2-Mangel droht: Wird jetzt das Fleisch an der Frischetheke im Supermarkt knapp?

Verbraucher müssen damit rechnen, dass zeitweise kein Frischfleisch und keine Wurst vom Schwein beim Einkaufen verfügbar sind.
München ‒ Dass Produkte wie Sonnenblumenöl, Butter, Müsli und Milchprodukte im Supermarkt und Discounter hin und wieder fehlen, daran haben sich die meisten Verbraucher inzwischen gewöhnt. Die Gründe sind bekannt: der tobende Krieg in der Ukraine, die dadurch ausgelöste weltweite Energiekrise und eine angespannte Lage bei globalen Lieferketten. Diese Kombination führt zur Mangellage - auch im Handel. Doch offenbar steht Deutschland jetzt vor einem weiteren Problem. Und das heißt: Kohlendioxid.
Wie Welt.de berichtet, fehlt derzeit Kohlendioxid als Industrie-Gas. Und das sei ein großes Problem für die Produktion von Lebensmitteln und Getränken. Gebraucht wird Kohlendioxid beispielsweise in der Fleischwirtschaft, in Molkereien und im Gemüseanbau, aber auch bei der Herstellung von Mineralwasser, Bier und Erfrischungsgetränken. „Die Lieferungen stocken aktuell“, berichtet Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) in Brüssel, gegenüber der Tageszeitung. Das bleibt dann nicht ohne Folgen für die Produktion. Denn tatsächlich sind manche Produktionsprozesse ohne CO2 kaum oder gar nicht möglich.
CO2-Mangel im Handel: Kohlendioxid verdrängt Sauerstoff
Üblicherweise kennt der Konsument das Gas nur bei der Debatte um den hohen CO2-Ausstoß beim Thema Klimaschutz. Das Gas wird nämlich auch als „Schutzgas“ in Verpackungen von Fleisch und Wurst, Käse und Milchprodukten wie Joghurt eingesetzt und macht die Waren länger haltbar, so Eckhard Heuser vom Verband der Milchindustrie bei Welt.de.
In den Schlachthöfen wird Kohlenmonoxid zum Betäuben der Tiere benötigt - also gleich zu Beginn des Produktionsprozesses. Denn erst danach werden sie üblicherweise getötet, zerlegt und weiterverarbeitet. Auch Heike Harstick vom Verband der Fleischindustrie sieht hier eine drohende Gefahr für die Schlacht-Industrie ausziehen. „Ohne CO2 können Schweine nicht mehr geschlachtet werden und wir bekommen dann ein großes Tierschutzproblem“, zitiert Welt.de die Hauptgeschäftsführerin.
Um Schweine mit Elektrozangen oder ähnlich wie bei Rindern per Bolzenschuss zu betäuben, gibt es nicht genügend Personal und auch nicht die entsprechenden Räumlichkeiten mit der notwendigen technischen Ausstattung, um ein tierschutzgerechtes Betäuben sicherstellen zu können.
CO2-Mangel mit Folgen für die Verbraucher: Lücken bei Fleischprodukten
Damit ist jetzt schon klar, dass Konsumenten mit Lücken beim Frischfleisch und verpackter Wurst vom Schwein im Einzelhandel ausgehen müssen. Doch nicht nur die Fleischer und Schlachter fordern Abhilfe. Auch die Mineralbrunnen Branche schlägt Alarm und hat sich mit einem Brandbrief an Wirtschaftsminister Robert Habeck gewandt, berichtet die Lebensmittel Zeitung. Die Knappheit von Kohlendioxid als Industriegas sei „existenzbedrohend“. Die Branche fordert schnellsten sinkende Energiepreise.
Warum ist Kohlendioxid jetzt knapp?
Grund für die CO2-Knappheit sind die hohen Energiepreise. Denn das reine CO2 entsteht als Nebeneffekt bei der Produktion von Ammoniak, das wiederum für die Herstellung von Düngemitteln gebraucht wird. Aufgrund des hohen Gaspreises infolge des Ukraine-Krieges haben die Düngemittelfabriken zuletzt aber ihre Produktion gedrosselt oder sogar komplett eingestellt. Prognosen zufolge sollen mittlerweile 30 bis 40 Prozent weniger CO2 auf dem Markt sein. Einige der größter CO2-Hersteller sind Air Liquide, Linde, Nippon Gases und Air Products.
Stefanie Sabet vom BVE spricht sich für eine Subventionierung der Düngemittelhersteller aus, damit der Markt wieder mit Kohlendioxid versorgt werden könne. Auch sie weiß, am Ende hängt alles an den Energiepreisen.
Für die Verbraucher bedeutet das dann wieder erneuten Verzicht. Denn nicht nur Fleischprodukte, sondern auch Sprudelwasser, Erfrischungsgetränke wie Cola und Limonade sowie der beliebte Gerstenstoff - der derzeit auf dem Münchner Wiesn in Strömen fließt - könnten im Einzelhandel eng werden. Denn ohne CO2 wären sie still. Und abgestanden schmecken diese Erfrischer wirklich nur halb so gut.
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