Medikamenten-Mangel wird immer schlimmer: Diese Präparate sind jetzt akut betroffen

Wer in den vergangenen Monaten in eine Apotheke ging, stand teils von klaffenden Lücken in den Regalen. Dem Anschein nach gibt es derzeitig keine Aussicht auf Besserung.
Berlin - Bereits seit mehreren Monaten herrscht ein Mangel bestimmter Medikamente in Deutschland. Die Anzahl der fehlenden Präparate scheint jedoch nicht zurückzugehen. Grund für die Engpässe war ursprünglich unter anderem die Infektionswelle, die Deutschland seit Ende des Herbstes plagte. Anke Rüdinger, Vorsitzende des Berliner Apothekervereins, sagte gegenüber Deutschlandfunk Kultur: „Und dadurch ist die Nachfrage speziell nach diesen Erkältungspräparaten besonders groß. Die kann eben mit der normalen Produktion nicht befriedigt werden.“
Darüber hinaus lässt sich das Problem wohl auf Lieferkettenprobleme zurückführen. Die Wirkstoffproduktion werde in Drittländer ausgelagert, hauptsächlich nach Asien. Diese Lieferketten können, wie man sieht, auch abbrechen oder gestört werden, meint Rüdinger.
Medikamentenmangel in Deutschland: Experten zeichnen prekäre Lage
„Es fehlen im Vergleich zum Herbst sogar noch zehn bis 20 Prozent mehr Medikamente. Insgesamt sind es immer noch weit über 1000“, sagt Thomas Preis, Chef vom Apothekerverband Nordrhein, gegenüber der Bild Zeitung. Darüber hinaus seien gegenwärtig circa die Hälfte der ärztlichen Verordnungen von Lieferengpässen betroffen, meint Preis.
In vielen Fällen müsse man wegen der Engpässe fehlende Medikamente durch andere ersetzen. Das ist so jedoch nicht immer möglich, erklärt Thomas Seufferlein vom Vorstand der Deutschen Krebsgesellschaft: „Das Schlimme ist, dass es nicht für alle Medikamente immer genauso gute Alternativen gibt. Einige sind toxischer oder noch gar nicht zugelassen.“
Medikamentenmangel in Deutschland: Welche Präparate fehlen in der Bundesrepublik?
Der Bild Zeitung zufolge handle es sich mitunter bei den folgenden Medikamenten um knappe Ware:
Krebsmittel | Calciumfolinat, Nab-Paclitaxel, 5-Fluorouracil |
Diabetes-Medikamente | Ozempic |
Antibiotika | Penicillin V, Amoxicillin, Cephalospirine, Cotrimoxazol |
Blutdruckmittel | Bisoprolol |
Cholesterinsenker | Atorvastatin, Rosuvastatin |
Entzündungshemmende Schmerzmittel | Ibuprofen, Metamizol |
Viele dieser Medikamente waren auch in vergangenen Monaten zu erwerben, jedoch nicht so flächendeckend, wie es vorgesehen ist. Ozempic beispielsweise, gab es über einen gewissen Zeitraum wiederum gar nicht zu erwerben. Preis blickt, mitunter wegen Lieferkettenproblematiken, nüchtern auf das Jahr 2023: „Wir rechnen daher mit noch mehr Lieferausfällen“, sagt der Apotheker. (lp)