Handy-Nutzung: Die gravierenden Auswirkungen auf Gehirn und Konzentration
Es ist wahrscheinlich keine Neuigkeit mehr – viel Zeit vor dem Handy-Bildschirm ist ungesund. Für das Gehirn und die Konzentration. Warum ist das so?
Kassel – Noch schnell die WhatsApp-Nachricht beantworten, kurz Instagram checken und nur mal rein provisorisch schauen, was so im TikTok-Feed los ist. Aber dann sofort wieder zurück an die Arbeit. Und genau dann, wenn man das Handy gerade weggelegt hat, macht es plötzlich „Ping!“ und eine neue Push-Benachrichtigung erscheint auf dem Bildschirm. Na ja – dann guckt man eben nochmal. Nur ganz kurz. Nur auf die Schnelle.
Es ist wahrscheinlich ein gesellschaftliches Phänomen – immer erreichbar zu sein und das Handy schon gezückt haben, bevor überhaupt etwas Relevantes zu lesen ist. Der durchschnittliche Nutzer verbringt etwa 3,7 Stunden vor dem Handybildschirm, so eine Berechnung der Analyse-Plattform App Annie von 2020. Doch was macht das mit dem Gehirn? Und der Konzentration?

Durch Handy: Ständiges Multitasking ist schlecht für die Konzentration
Dass Multitasking gar nicht so toll für die Produktivität ist, wie vermutet, wissen mittlerweile die meisten. Doch es ist noch mehr als das, so quarks.de: Denn das Gehirn kann sich nur auf eine einzige Sache vollständig konzentrieren. Schon Unterbrechungen von 2,8 Sekunden können diese Konzentration stören. Und vielleicht kann man den Push-Benachrichtigungen auf dem Bildschirm sogar trotzen und das Handy nicht in die Hand nehmen – aber bereits das kurze Lesen der Nachricht reicht aus, um nicht mehr bei der eigentlichen Sache zu sein.
Flow Theorie – wenn Konzentration und Fokus plötzlich von ganz alleine „fließen“
Zum Glück kann die Konzentration auch so genutzt werden, dass sich die jeweilige Aufgabe gar nicht anstrengend anfühlt. „Flow Theory“ heißt das Phänomen in der Psychologie, wie auch Die Wirtschaftspsychologische Gesellschaft (WPGS) berichtet. Konzentriert man sich auf nur eine einzige Aufgabe, und das mit voller Aufmerksamkeit, so erreicht man irgendwann einen Zustand, wo die Tätigkeit nur noch so dahinfließt. Es ist ein positiver Schaffensrausch, voller Produktivität, die dabei auch noch Spaß macht. Man geht in der Aufgabe auf.
Um sich wieder voll auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren, dauert im Schnitt 9,5 Minuten, so Martin Korte, Professor für Neurobiologie an der TU Braunschweig zu gmx.de. Das Handy ist also nicht nur schlecht für die Konzentration – es raubt auch eine Menge an Zeit.
Konzentration und Ablenkung: Handy triggert die Dopamin-Ausschüttung im Gehirn
Das Smartphone lenkt also ab – unterbewusst sogar so stark, dass es dazu nicht mal aktiv genutzt werden muss: Schon die pure Anwesenheit von einem Handy im Raum kann Auswirkungen auf das Gedächtnis haben. Aber was macht das Smartphone eigentlich so tückisch? Dass man sich so schlecht davon trennen kann und die ständigen Konzentrations-Unterbrechungen in Kauf nimmt?
Apps wie Facebook, Instagram und Co. sind bewusst so konzipiert, so viel Zeit wie möglich auf ihnen zu verbringen. Timelines gehen nicht zu Ende – es geht immer weiter. Und so geht es auch dem Gehirn – es will weiter und weiter, so wdr.de. Dazu kommt: Es war noch nie so leicht, Bestätigung zu erhalten wie heute. Denn bei jedem Like, Kommentar oder Reaktion auf Social Media schüttet das Gehirn das Glückshormon Dopamin aus. Und auf der Suche nach noch mehr positiver Bestätigung ist man schnell angekommen: im Sog des Handys.
Endlich mehr Konzentration: Mit diesen Tipps zur bewussteren Handy-Nutzung
Aber wie gelingt es, weniger Zeit am Handy zu verbringen? Diese Tipps können helfen, einen bewussteren Umgang mit dem Smartphone zu bekommen:
- Bewusst online: Statt immer wieder mal kurz online zu sein, sollte man sich lieber bewusst online sein. Das klappt zum Beispiel durch Digitales Intervallfasten: Das Handy für mehrere Stunden ausstellen, dann für eine kurze Zeit am Stück aufmerksam online sein. Tipp: Das Handy wirklich ausschalten – nicht nur in den Flugmodus!
- Digital Detox: Einfach mal offline. Vielleicht nur einen Tag, vielleicht ein Wochenende oder sogar eine ganze Woche das Handy abschalten. Tipp: Wem ein kompletter Digital Detox zu arg ist, der kann auch für eine gewisse Zeit auch nur auf Social Media verzichten
- Außer Sichtweite: Um weniger Zeit am Smartphone zu verbringen, kann es sinnvoll sein, das Handy einfach mal aus der eigenen Reichweite wegzulegen.
- Push-Benachrichtigungen abstellen: Je weniger Anreize bestehen, das Handy in die Hand zu nehmen, desto besser – ohne Push-Benachrichtigungen gibt es auch weniger Gründe, ständig das Smartphone zu checken.
- App-Limits: Die Bildschirmzeit einer speziellen App reduzieren? App-Limits helfen, die eigene Handy-Nutzung zu hinterfragen und einzudämmen.
- Ohne Handy raus: Lieber mal die Kamera separat einpacken und das Handy Zuhause liegen lassen. Wenn es nicht dabei ist, kann es auch nicht ablenken.
Grundsätzlich kann es auch helfen, immer wieder die eigene Smartphone-Nutzung zu hinterfragen. Denn ganz oft gibt es gar keinen Grund, das Handy in die Hand zu nehmen.