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Januar 2023 bringt neue Währung in europäischem Urlaubsland - Das müssen Touristen jetzt wissen

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Von: Ines Baur

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Über drei Millionen Deutsche verbrachten letztes Jahr ihren Urlaub in Kroatien. Zum 1. Januar 2023 tritt der Adria-Staat Schengenraum und der Eurozone bei. Das bringt einige Vorteile für Feriengäste.

München/dpa - Zum Jahreswechsel hat das EU-Land Kroatien statt der bisherigen Landeswährung Kuna den Euro eingeführt. Außerdem ist das beliebte Urlaubsland nun Mitglied der grenzkontrollfreien Schengen-Zone. Für Urlaubsgäste aus Deutschland Grund zur Freude. Zum einen wird der lästige Wechsel von Euro in Urlaubsgeld obsolet. Als Nebeneffekt spart man sich Geld, da Bearbeitungsgebühren und Wechselkursverluste beim Tausch entfallen. Und dann können Urlauberinnen und Urlauber ihr Ferienziel künftig wahrscheinlich schneller erreichen. Denn die früher oft stundenlange Wartezeit an den slowenisch-kroatischen Grenzübergängen dürften wegfallen.

Neue Währung in EU-Land kann das Reisen einfacher machen

Kroatische Euro-Münze
Kroatien ist seit 1. Januar 2023 Euro- und Schengenland. Der Euro löst die alte Landeswährung Kuna ab. © Armin Durgut/AP/dpa

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die slowenische Präsidentin Natasa Pirc-Musar und der kroatische Ministerpräsident Andrej Plenkovic trafen sich Sonntagmittag am kroatisch-slowenischen Grenzübergang Bregana. Zwölf Stunden zuvor hatte die Grenzpolizei dort und an den anderen Übergängen zu Slowenien und Ungarn die Kontrollen eingestellt. „Reisen ohne Hindernisse wird die Gemeinschaften noch mehr zusammenbringen“, schrieb von der Leyen auf Twitter. 

Die Europäische Zentralbank (EZB) begrüßte Kroatien am Sonntag als neues Mitglied des Euroraums. „Ich heiße Kroatien in der Eurofamilie und am Tisch des EZB-Rats in Frankfurt willkommen“, erklärte Notenbankpräsidentin Christine Lagarde. „Kroatien hat hart gearbeitet, um das 20. Mitglied des Euroraums zu werden und es hatte Erfolg. Ich gratuliere dem kroatischen Volk.“ Der Euro löst die Landeswährung Kuna ab, die seit 1994 im Umlauf war. Die ehemalige jugoslawische Teilrepublik war 1991 unabhängig geworden, 2013 trat Kroatien dann der EU bei. Für die Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung musste das Land eine Reihe von Bedingungen erfüllen.

Was bedeutet die neue Währung für altes „Urlaubsgeld“?

Der Wechselkurs ist festgelegt: Ein Euro entspricht 7,5345 Kuna. Bis zum 14. Januar besteht eine Übergangsfrist, in der noch in beiden Währungen bezahlt werden kann. Wer noch Kuna aus dem letzten Urlaub hat, kann die bis Ende 2023 bei Banken in Kroatien gebührenfrei in Euro umtauschen. Bis zu jeweils 100 Münzen und Scheinen pro Transaktion. Wer dieses Jahr nicht nach Kroatien kommt, kann restliches Urlaubsgeld bei Banken und Sparkassen hierzulande wechseln. Neben dem Wechselkursverlust verlangen die Kreditinstitute in der Regel eine Bearbeitungsgebühr.

Neue Währung im Urlaubsland weckt hohe Erwartungen

Vor allem die Fremdenverkehrsbranche in Kroatien hat hohe Erwartungen. Das Land mit der langen Adriaküste und den vielen Buchten und Inseln lebt sehr vom Tourismus. Rund 16 Millionen ausländische Urlauber, darunter 3,4 Millionen Deutsche, weist die Statistik für die ersten elf Monate 2022 aus. Im Rekord-Jahr 2019, dem letzten Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie, waren es 17,3 Millionen, davon rund drei Millionen Deutsche. Kroatien begrüßt weiter Österreicher, Slowenen, Polen sowie Touristen aus Italien, Tschechien und Großbritannien jedes Jahr als Urlaubsgäste. Kein Wunder, dass an es manchen Plätzen eng wird und zu Konflikten kommt.

Der Gewinn der Urlauber durch den Wegfall der Wechselgebühren bedeutet für die Banken Verluste. Die Gewinneinbußen machen nach Expertenschätzung rund 1,4 Milliarden Kuna (185 Mio Euro) aus. Mittel- und langfristig überwiegen aus Sicht von Ökonomen die Vorteile. Die Teilhabe am Euro bedeute mehr Widerstandskraft gegen äußere Schockwirkungen und besseren Zugang zu Finanzmärkten. Das Währungsrisiko für Kreditgeber reduziere sich, Kroatien komme an günstiger verzinste Darlehen.

Kroatiens Bürger schauen mit gemischten Gefühlen auf die neue Währung

Noch nie war eine Euro-Einführung von derartigen weltwirtschaftlichen Verwerfungen begleitet. Russlands Krieg in der Ukraine, gestiegene Energiekosten und Lieferprobleme im Zuge der Corona-Pandemie erwiesen sich europaweit als Inflationstreiber. Mit 13,5 Prozent lag die Teuerungsrate in Kroatien im November über dem EU-Schnitt von 10,1 Prozent, schreibt die Deutsche Presse Agentur. Die Einmalwirkung durch die Euro-Einführung bezifferte EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis aufgrund früherer Erfahrungen auf 0,1 bis 0,3 Prozentpunkte. Mittelfristig werde sich das durch geringere Währungsumrechnungskosten und niedrigere Zinssätze ausgleichen. Prognosen zufolge soll die Inflation 2023 auf 5,7 Prozent sinken.

Die Kroaten rechnen damit, dass Handel und Dienstleister bei der Umrechnung aufrunden werden, wo sie nur können. Die Beliebtheit der Euro-Einführung hält sich deshalb in Grenzen. In einer Umfrage vom April befürworteten 55 Prozent der Bürger den Euro, 42 Prozent lehnten ihn ab. (dpa/ib)

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