Katastrophenschutz: Notfallalarm per Cell Broadcast soll in Deutschland bald verfügbar sein

Die Hochwasser-Katastrophe hat eine Diskussion ausgelöst, wie Bürger in Zukunft bei Notfällen gewarnt werden können. Dabei immer ein Thema: Cell Broadcast.
Berlin – Die Hochwasser-Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie die vielen gefährlichen Unwetter, die derzeit über Deutschland hinwegfegen, haben zu einer Forderung geführt: Viele Menschen wünschen sich ein zentrales Warnsystem, mit dem Bürgerinnen und Bürger flächendeckend über Notfalllagen informiert werden können. Aktuell gibt es dafür Apps wie „Katwarn“ und „NINA“.
Sie funktionieren, es gibt aber Probleme: chip.de zufolge besitzen gerade einmal zehn Prozent der Deutschen eine der Warnapps und die Funktionsfähigkeit ist stark vom Internet abhängig, das bei bestimmten Katastrophen auch mal zusammenbrechen kann und die Warnapps quasi nutzlos machen kann. Ein weiteres Problem ist, dass die Warnapps Notfallbenachrichtigungen nur als einfache Mitteilung versenden können – und die können gerne mal übersehen oder in der typischen Nachrichtenflut auf den Smartphones zwischen WhatsApp-Mitteilungen und Spiel-Updates untergehen.
Cell Broadcast als neue Lösung im Katastrophenfall
Eine unangenehme Frage, die die Politik seit der Hochwasser-Katastrophe in Westdeutschland umtreibt, ist, ob die gewaltigen Ausmaße mit einem flächendeckend funktionierenden Warnsystem nicht hätten gemindert werden können. Cell Broadcast wäre eine solche Technik, die auch den Warnapps einiges voraus hat.
Denn es handelt sich dabei um einen speziellen Modus, bei dem die Notfallwarnung an bestimmte Handys verschickt werden kann, abhängig von den Mobilfunkmasten, in deren Nähe sich die Smartphones befinden. So können die Warnungen an ausgewählte Regionen geschickt werden, die sich anhand der Mobilfunkmasten bestimmen lassen. Außerdem können die Notfallnachrichten unterschiedlich priorisiert werden. Von einer einfachen Mitteilung, die in der Mitte des Smartphone-Bildschirms auftaucht, bis hin zu einem lauten Warnton, der selbst bei einem lautlos geschalteten Mobiltelefon funktioniert, ist alles möglich. Mit Cell Broadcast ließen sich also mehr Bürgerinnen und Bürger erreichen, die Warnung kann unübersehbar gemacht werden und ist weniger abhängig vom Handynetz, da nur eine Nachricht über alle betreffenden Mobilfunkmasten verschickt werden muss.
Cell Broadcast: In vielen Ländern bereits Standard – bald auch in Deutschland
Während Länder wie die USA, Japan und Großbritannien bereits seit vielen Jahren auf Cell Broadcast als nationales Notwarnsystem zurückgreifen, gibt es die Technik in Deutschland nicht. Das soll sich jetzt aber möglichst schnell ändern. So verwies Innenminister Horst Seehofer (CSU) in einem Interview auf eine kurz vor dem Abschluss stehende Machbarkeitsstudie zu Cell Broadcast, die Armin Schuster, der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), in Auftrag gegeben hatte. Er gehe davon aus, dass Cell Broadcast noch in diesem Jahr in Deutschland an den Start gehen werde. Auch Andreas Scheuer (CSU), der Bundesminister für Verkehr und Digitale Infrastruktur, äußerte sich positiv über ein baldiges Einführen von Cell Broadcast. (fh)