KFZ-Haftpflicht: Zahlreiche Beiträge ändern sich – Millionen Autofahrer betroffen

Wo mehr Schäden gemeldet werden, ist die Regionalklasse schlechter und womöglich die Kfz-Police künftig teurer. Aufschluss gibt die neue Regionalstatistik der Versicherer.
Berlin - Neuigkeiten für rund 37 Prozent der Autofahrer mit reiner Kfz-Haftpflichtversicherung. Im kommenden Jahr ändert sich die Regionalklasse bei vielen Autos. Das teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit. Rund zehn Millionen Autofahrerinnen und Autofahrer in 101 Bezirken werden 2023 höher eingestuft. Rund 5,5 Millionen in 67 Bezirken niedriger. Für die restlichen 244 Bezirke und damit rund 26,8 Millionen Halter mit einer Kfz-Haftpflicht bleibt die Regionalklasse gleich.
Kfz-Haftpflichtversicherung 2023 - Mehr Verschiebungen durch neue Klassengrenzen
Durch eine Neuordnung der Klassengrenzen gibt es diesmal bei der Kfz-Haftpflicht vergleichsweise viele Änderungen bei der Einstufung: So erreichen laut GDV nur noch 24 statt 55 Bezirke die niedrigste Regionalklasse Eins. Am besten schneidet der Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg ab. In der schlechtesten Klasse zwölf werden statt vorher 19 nun nur noch zwei Zulassungsbezirke eingestuft: Offenbach und Berlin.
Besonders gut im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt sind, wie bereits in den Vorjahren, die Schadensbilanzen in Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. In den Zulassungsbezirken der Großstädte sind die Bilanzen vergleichsweise schlecht - in der Hauptstadt liegen die Schäden laut GDV fast 40 Prozent über dem Durchschnitt, das ist negativer Spitzenwert.
Regionalklasse hat Einfluss auf Versicherungsbeitrag der Kfz-Haftpflicht
Grundsätzlich gilt: Je besser die Einstufung in der Regionalklasse, desto günstiger ist das für den Versicherungsbeitrag, der aber noch von weiteren Parametern bestimmt wird. Allein über die Veränderung bei der Regionalklasse lasse sich keine Aussage über die Entwicklung des gesamten Beitrags treffen, so der GDV.
Nach Angaben des Vergleichsportals Check24 kann dieses einzelne Kriterium dennoch spürbar den Preis der Police beeinflussen: Nur durch einen unterschiedlichen Zulassungsbezirk betrage die Differenz bei sonst identischen Versicherungsmerkmalen bis zu 260 Euro.
Laut dem Portal hätte man aber ein Sonderkündigungsrecht, wenn der Versicherungsbeitrag in Folge der Umstufung eines Bezirks in eine höhere Regionalklasse angehoben wird. Auch weitere Versicherungen sind zu bestimmten Gelegenheiten oder zeitlich bis 30.September kündbar.
Jährliche Berechnung durch den Verband wirkt sich auf Kfz-Haftpflicht aus
Der GDV errechnet jedes Jahr die Schadensbilanzen der gut 400 Zulassungsbezirke Deutschlands und teilt diese in die sogenannten Regionalklassen ein. Grundlage für die Berechnung ist, wo die meisten oder teuersten Schäden entstehen - zugrunde gelegt wird die Abweichung vom Bundesdurchschnitt. Bezirke mit durchschnittlicher Schadensbilanz haben in der Kfz-Haftpflicht die Regionalklasse 6. Für die Regionalklasse maßgeblich ist der Wohnort des Halters. Die falsche Bereifung kann sich nachteilig auf das Fahrverhalten eines Kfz auswirken. Daher ist es wichtig, im Herbst und Frühjahr an den Reifenwechsel zu denken.
Weniger Änderungen bei den Kasko-Versicherten
Weniger Verschiebungen gibt es nach Angaben des Branchenverbandes bei den Regionalklassen der Kasko-Policen: Rund 2,8 Millionen Voll- und rund 3,1 Millionen Teilkaskoversicherte werden herabgestuft, rund 0,9 Millionen Voll- und rund 2,9 Teilkaskoversicherte haben ab 2023 eine bessere Einstufung. Für die übrigen 27,7 Millionen, das sind knapp drei Viertel der Kaskoversicherten, gibt es keine Änderungen. In der Teilkasko gibt es 16, in der Vollkasko neun Regionalklassen.
In welche Regionalklasse der eigene Bezirk eingeordnet ist, kann man über die Regionalklassen-Abfrage auf dem GDV-Portal dieversicherer.de abfragen. (ib/dpa)