Lidl, Aldi und Co.: Trotz Preiserhöhung – darum sind Discounter Krisen-Gewinner

Ein Wirtschaftsexperte erklärt, warum Discounter besser durch die Preis-Krise kommen und langfristig davon profitieren.
Erst vor wenigen Tagen hatte echo24.de über weitere Preissteigerungen bei Lebensmittelhändlern wie Lidl, Kaufland oder Aldi berichtet. Ein Hersteller erhöht weiter seine Preise. Für Kunden wird der Einkauf zum teuren Spaß. Experten sehen dabei gerade Discounter als Gewinner in der Krise. Sie profitieren wohl auch auf lange Sicht vom aktuell hohen Preisniveau.
Gerade Discounter-Riese Aldi hatte sehr schnell und sehr offensiv über die drohenden Preiserhöhungen durch den Ukraine-Krieg gesprochen. Bei Lidl aus der Schwarz-Gruppe mit Sitz in Neckarsulm, war man da zunächst etwas zurückhaltender. Wirtschaftsfachleute gehen nicht von einer schnellen Entspannung auf den Märkten aus.
Preissteigerungen: Discounter wie Lidl oder Aldi geben den Takt vor
Gegenüber dem Handelsblatt erklärte Chehab Wahby, Konsumexperte und Partner der Beratung EY-Parthenon, dass man aktuell einen „inflationären Schock im Lebensmitteleinzelhandel“ beobachten könnne. Wahby: „Die unteren Einkommensgruppen wird es besonders hart treffen.“
Maßgeblich entscheidend in der aktuellen Preissituation im Lebensmittelhandel seinen Unternehmen wie Aldi oder Lidl: „Der Discount ist der Impulsgeber für die Preise im Markt“. Und der Experte gibt einen wenig erbaulichen Ausblick: „Die Discounter werden kontinuierlich Preise anheben, im Eigenmarkenbereich und bei Markenartikeln“. Damit sei dann auch ganz klar: die Supermärkte ziehen nach.
Lidl/Aldi und Co: Eigenmarken als günstige Alternative in der Krise
Bei Marktforschungsinstitut GfK hat man die aktuellen Entwicklungen ebenfalls bereits deutlich an Zahlen belegt. Die Menschen sind verunsichert, erklärt Robert Kecskes, Branchenexperte der GfK im Handelsblatt-Bericht: „Es herrscht eine riesige Unsicherheit in der Bevölkerung, die sich auch schon überraschend stark im Kaufverhalten niederschlägt.“
GfK (Growth from Knowledge)
Die GfK ist das größte deutsche Marktforschungsinstitut. Weltweit zählt es zu den fünf größten Unternehmen dieser Branche. Ihren Sitz hat die GfK in Nürnberg. Laut eigener Angaben berät das Institut weltweit führende Marken und setzt neue Branchenstandards. Die GfK liefert demnach seit über 85 Jahren Daten und Analytik, unverzichtbare Erkenntnisse über Märkte und Verbraucherverhalten.
Die Leute haben immer weniger Geld in der Tasche für ihre Einkäufe. Sie suchen nach günstigen Alternativen. An diesem Punkt werden die Discounter wie Lidl oder Aldi zu den Gewinnern in der Krise trotz steigender Preise. Dazu heißt es: „Der Anteil der Eigenmarken des Einzelhandels am Gesamtumsatz ist im ersten Quartal 2022 erstmals seit Jahren wieder angestiegen und liegt jetzt bei 34,6 Prozent“.
Discounter gewinnen Marktanteile: Lidl, Aldi und Co. kommen gut durch die Preissteigerungen
Dem Beitrag zufolge wird es extrem deutlich bei Frühstücksprodukten. Hier haben die Eigenmarken ihren Anteil um 3,6 Prozent gesteigert. Bei Grundnahrungsmitteln ging der Wert um 2,9 Prozentpunkte nach oben. Lebensmittel-Giganten wie Aldi und Lidl konnten jetzt gegenüber den Supermärkten ihren Marktanteil ausbauen.
Ob die genannten Zahlen auch die Erfahrungen der Unternehmen widerspiegeln, wollte man bei Lidl nicht kommentieren. Auf Nachfrage von echo24.de erklärte der Discounter, man wolle „zu Absatzanteilen und -entwicklungen grundsätzlich keine Angaben machen“. Die GfK unterstreicht die Entwicklung mit Zahlen: Im März verloren die Discounter nur „vier Prozent an Umsatz, während der Gesamtmarkt um acht Prozent einbrach. Im Fachhandel, also beispielsweise den Metzgereien, sank der Umsatz im März im Schnitt sogar um 14 Prozent“.
Vorteil Discounter: Kunden haben viel Vertrauen ins Aldi, Lidl und Co.
Doch warum zeigen sich die Discounter fast unbeeindruckt von den massiven Preiserhöhungen? Sie genießen laut Chehab Wahby ein enormes Vertrauen bei den Kunden. Steigende Preise werden dabei dann akzeptiert. Experten aus der Wirtschaft haben zudem bereits in anderen schwierigen Situationen die enorme Widerstandsfähigkeit der Discounter beobachtet.
Lidl, Aldi und Co. profitieren meist immer auch auf lange Sicht. Wahby: „In jeder Wirtschaftskrise ist bisher der Anteil der Discounter um drei bis vier Prozent gestiegen – und der ist danach auch nicht mehr deutlich zurückgegangen.“ Supermärkte hingegen müssen in solchen Zeiten immer schwer um ihre Kunden kämpfen.
Im Vergleich zu den Discountern: Bio ist der Verlierer durch die Preissteigerungen
Im Handelsblatt heißt es dazu: „Bio-Ware und Veggie-Produkte waren extrem gefragt. Doch nun können oder wollen sich viele Kunden diese Dinge offenbar nicht mehr leisten“. Der Umsatz bei den Markenherstellern im Bio-Segment ist demnach nach den Zahlen der GfK im ersten Quartal um 11,4 Prozent eingebrochen. Aber auch hier konnten immerhin die die Bio-Eigenmarken des Handels etwas zulegen.