1. Startseite
  2. Verbraucher

„Von der Optik befremdlich, aber total gesund“: Metzgerei verkauft ungewöhnliches Fleisch-Produkt

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Momir Takac

Kommentare

Nutriafleisch wwird verarbeitet.
Fleisch der Nutria ist in deutschen Metzgereien noch ein Nischenprodukt. © picture alliance/dpa | Ann-Marie Utz

Fleisch von einer Biberratte zu essen, klingt erstmal wenig appetitlich. Doch Experten schwärmen von Produkten der Nutria.

Essen – Haben Sie schon einmal Straußenfleisch gegessen? Oder Kaninchenfleisch? Bedenkenlos kann man die beiden Sorten als Exoten bezeichnen. Dennoch dürfte es in Deutschland doch so einige Menschen geben, die es mal probiert haben. Bei einem Metzger in Nordrhein-Westfalen gibt es allerdings Fleisch eines Tieres, das sicher die allerwenigsten gekostet haben.

Schon einmal Nutria-Fleisch gegessen? Die Biberratte schmeckt alles andere als eklig

Bei der Fleischerei Bickert geht Nutria über die Theke. Nutria wird auch Biberratte oder Sumpfbiber genannt. Bei vielen Menschen dürfte die Vorstellung, „Rattenfleisch“ zu essen, Ekel hervorrufen. Das dürfte auch für Insekten gelten, die jetzt in Mehlform Lebensmitteln beigemischt werden dürfen. Vielleicht aber waren Bickerts Kunden verwundert oder neugierig, als sie vor rund vier Jahren das erste Mal Nutria-Fleisch in der Auslage sahen.

Der Fleischermeister folgte damals dem Jagd-Aufruf der Wasserverbände an Lippe und Ruhr, da die Population stetig ansteigt und die Tiere große Schäden anrichten. Doch nur töten wollte er Nutrias nicht. „Für mich ist das Jagen nur dann nachhaltig und vernünftig, wenn das Tier auch verwertet wird“, sagt Bickert Der Westen. Also verarbeitete er das Fleisch der Biberratte zu Salami, Ragout, Nacken und Keule.

Nutria-Fleisch ist „total gesund“ und preisgünstig

Und es wurde zum Renner. Inzwischen sei die Nachfrage etwa nach Ragout „nicht zu decken“, sagt der Metzger, dessen Geschäft laut dem Gourmetmagazin „Der Feinschmecker“ zu den 500 besten Metzgereien Deutschlands zählt. Der Geschmack der Nutria erinnert laut Bickert an eine Mischung aus Spanferkel und Kaninchen. Dies sehen auch andere Metzger und Fleischportale im Netz so. Eine DerWesten-Reporterin schmeckte bei einem Test eine Wildnote.

Dem Ekel-Gedanken schiebt Bickert einen Riegel vor. „Es mag Verbraucher erst mal etwas Überwindung kosten, aber es ist eine Delikatesse aus der Natur“, sagt er. Das Problem sei das schlechte Image des Tieres. „Von der Optik ist das Tier befremdlich, weil es bei manchen vielleicht wie eine übergroße Ratte aussieht. Dabei sind Nutrias als Pflanzenfresser im Gegensatz zu richtigen Ratten total sauber“, erläutert Bickert. Ekel dürften schon eher Zollbeamte am Münchner Flughafen empfunden haben, als sie im Gepäck eines Passagiers eine gebratene Rohrratte entdeckten.

Jäger bieten ganze Nutria für zehn Euro an – online zahlt man deutlich mehr

Noch dazu ist das Fleisch der Nutrias gesünder als das anderer Tiere. „Das Fleisch ist zart und hat ein sehr gutes Fettsäuremuster“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Nina Dohmen, die in Meerbusch in Nordrhein-Westfalen an einem Nutria-Kochkurs teilnahm. Das bestätigt der Chefkoch des Restaurants Strümper Hof, wo die Kochkurse stattfinden. „Das Besondere an dem Nutria-Fleisch ist außerdem, dass es in Wirklichkeit total gesund ist. Es hat kein Cholesterin, ist sehr leicht zu verarbeiten und zudem auch preisgünstig“, sagte Johannes Siemes dem Kölner Express.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.

Bei Jägern kriegt man ein ganzes Tier schon für fünf bis zehn Euro. Wer Nutria online bestellt, kann allerdings schonmal 50 Euro pro Kilo bezahlen. Was Außergewöhnliches macht auch eine Fleischerei in Dresden. Sie bietet veganes „Fleisch“ an – doch dafür erhält der Inhaber Morddrohungen. (mt)

Auch interessant

Kommentare