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Lieferengpässe in Deutschland: Gibt es bald Zustände wie in England?

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Von: Dominik Stallein

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Der Sprit ist aus, viele Lebensmittel werden nicht geliefert. In Großbritannien herrscht Chaos. Wenn sich nichts ändert, kann das auch in Deutschland drohen.

München - Es ist ein gewaltiges Problem, das nun seinen Höhepunkt erlebt. In den vergangenen Monaten deuteten sich bereits viele Schwierigkeiten im globalen Handel und den Transportbedingungen an. Jetzt schlagen die internationalen Transportverbände mächtig Alarm. Drohen bald britische Verhältnisse in Deutschland?

Lieferengpässe überall: Gibt es bald Zustände wie in England?

Die Transportbranche ist von vielen Problemen gebeutelt: Die Arbeitsbedingungen sind schlecht. Auf den Weltmeeren gibt es viel zu wenige Container, was zu Lieferengpässen in vielen Branchen führt. Und seit weit über eineinhalb Jahren macht die Corona-Pandemie dem weltweiten Handel einen dicken Strich durch die Rechnung. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil. Dem Welthandel droht ein Riesenproblem - und den Kunden leere Regale.

Handel in Sorge: Ein Grund ist die Impfung gegen Corona

Ein Grund liegt in der ungleichen Verteilung der Corona-Impfstoffe von Biontech und Co. auf der ganzen Welt, wie ntv berichtet. Die WHO hat kürzlich gemahnt. „Weltweit wurden mehr als 5,7 Milliarden Dosen verabreicht, aber nur zwei Prozent in Afrika“, berichtete WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vor zwei Wochen. Weil Corona eine weltweite Pandemie ist, könne man dem Virus auch nur mit einer weltweiten Impfung begegnen. Die WHO fordert eine gerechtere Verteilung der Impfstoffe auf der Welt.

Wie ntv berichtet, hätten sich wegen der Impfstoff-Knappheit auf Teilen des Globus bislang nur 30 Prozent der Seeleute, die weltweit unterwegs sind, gegen Covid-19 impfen lassen. Der Rest ist tagtäglich dem Infektionsrisiko ausgesetzt. Die Auswirkungen sind heftig: Laut ntv wollen unter anderem aus diesem Grund viele Mitarbeiter der Transportunternehmen ihren Job kündigen. Allzu schnell wird sich aber voraussichtlich nicht viel an der Ungleichverteilung ändern. Die USA sprechen von einer „logistischen Herkulesaufgabe“, die weltweite Impfung zu organisieren.

Leere Regale: Verbände und Gewerkschaften warnen vor Lieferengpässen.
Leere Regale: Verbände und Gewerkschaften warnen vor Lieferengpässen. © Frank Augstein/dpa

Der Handel leidet, die Gründe sind vielfältig: Bleiben die Regale im Supermarkt leer?

Die Gewerkschaften der Branche fordern anerkannte Impfstoffe für ihre Mitarbeiter. Gegenüber dem US-Fernsehsender CNN äußerte sich Guy Platten, Generalsekretär der Internationalen Schifffahrtskammer ISC. Er sagte, dass sich viele Seeleute mit mehreren Impfstoffen impfen lassen mussten, weil es keinen international gültigen Standard gebe. Das ist aber bei weitem nicht das einzige Problem bei den Lieferketten.

Unternehmen auch in Deutschland betroffen: Kik und Rossmann trifft‘s besonders schwer

Für den Handel kommt erschwerend hinzu, dass es schon lange zu wenig Arbeiter in den Transportbetrieben gibt. Das schreibt die ISC in einem Brief an die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN). Nicht nur Mitarbeiter fehlen: Auch der Containermangel im internationalen Handel verzögert viele Lieferungen. Seit Monaten gibt es deshalb weltweit Lieferengpässe bei ganz unterschiedlichen Artikeln..

Zuletzt hatten bereits deutsche Händler Lieferengpässe ankündigt. Kik und Rossmann waren besonders heftig betroffen. Für den Handel in Deutschland könnten solche Entwicklungen Auswirkungen haben: Deutschland verzeichnet aktuell den stärksten Preisanstieg seit 1974.

Englische Verhältnisse in Deutschland? Die Sorge ist berechtigt

Die ISC findet klare Worte: Wenn sich nichts ändere, droht ein „Kollaps des globalen Verkehrssystems“. Auch der Generalsekretär der internationalen Transportarbeiter-Förderation zeichnet ein düsteres Bild. Stephen Cotton sagt: „Die globale Lieferkette ist sehr zerbrechlich.“ Es komme auf Seeleute genauso wie auf LKW-Fahrer an. Auf die Bedürfnisse dieser Berufsgruppen wurde aber in der Vergangenheit viel zu wenig eingegangen. „Es ist an der Zeit“, dass das geändert werde, findet Cotten.

Wer derzeit nach Großbritannien blickt, kann sehen, welche Herausforderungen bei der Versorgung mit Lebensmitteln oder Benzin drohen. Eine Lösung ist derzeit für den Handel nicht in Sicht. (dst)

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